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Ernstfall im Flugzeug: Notrutsche bläht sich in der Kabine auf

Gefährlicher Zwischenfall bei United-Airlines-Flug 1463: Während des Fluges blähte sich eine Notrutsche in der Kabine auf. Es ist nicht das erste Mal, dass so etwas passiert. Es kann dann ziemlich eng für die Passagiere werden.

Ein Horrorszenario erlebten am Sonntagabend die 96 Passagiere des United-Airlines-Fluges 1463 von Chicago nach Santa Ana bei Los Angeles. In elfeinhalb Kilometern Flughöhe blies sich plötzlich eine der Notrutschen der Boeing 737-700 auf und entfaltete sich in die Kabine hinein. Die Piloten konnten in Wichita, US-Bundesstaat Kansas, notlanden.

Die Stewardessen befanden sich gerade beim Getränkeservice, als die Passagiere plötzlich ein zischendes Geräusch hörten. Sie habe erst gedacht, jemand habe die Tür einer Bordtoilette offen gelassen und die Spülung betätigt, berichtete Anne Stokes der Zeitung „Wichita Eagle“. Doch Sekunden später wich das Lächeln aus den Gesichtern der Flugbegleiter. Aus der hinteren Bordküche quoll eine weiße Masse in Richtung Gang. Aus bisher ungeklärter Ursache hatte sich die Notrutsche einer der beiden hinteren Türen der Boeing aktiviert und – weil diese geschlossen war – nach innen entfaltet.

Zum Glück befanden sich alle Passagiere auf ihren Plätzen und es hielten sich auch keine Flugbegleiter in der hinteren Küche auf. So wurde niemand verletzt. Es kam zu keiner Panik an Bord, die Reisenden behielten die Ruhe und begannen noch während des Fluges, die Situation mit ihren Handys zu fotografieren und zu filmen. Zu ihnen gehörte auch der frühere Football-Star Taylor Martinez, der unter der Überschrift „Erschreckendster Flug aller Zeiten“ mehrere Fotos auf seinem Twitter-Account postete.

Eine Beschädigung der Tür und somit ein drohender Druckabfall in der Kabine konnten nicht ausgeschlossen werden. Die Piloten gingen daher sofort in einen Sinkflug über und reduzierten die Flughöhe binnen zehn Minuten um 5000 Meter. Sie änderten zugleich die Flugrichtung und konnten eine halbe Stunde später sicher auf dem Flughafen von Wichita landen. Danach, so berichteten Passagiere, kam der Pilot aus dem Cockpit, begutachtete den Schaden und sagte, dass er so etwas noch nie gesehen habe. Die Fluggäste wurden in einem Hotel untergebracht und konnten die Reise am Montag mit einer Ersatzmaschine fortsetzen. Die Suche nach der Ursache des Vorfalls wird nach Angaben einer Sprecherin der Bundesluftfahrtbehörde FAA mehrere Wochen in Anspruch nehmen.

Sogar Obama ist das einmal passiert

Die Notrutschen, die sich in Kästen unterhalb der Türen befinden, dienen der schnellen Evakuierung des Flugzeuges in einem Notfall. Sie werden von den Flugbegleitern beim Anlassen der Triebwerke durch Betätigung eines Hebels scharf geschaltet und deaktiviert, wenn das Flugzeug am Zielflughafen zum Stillstand gekommen ist. Wird die Tür in der Zwischenzeit geöffnet, öffnet sich automatisch das Ventil eines Druckgasbehälters, der die nach außen fallende Rutsche in zwei bis zehn Sekunden aufbläst. Bei einer Notwasserung dient sie als Rettungsfloß.

Alle drei Jahre müssen die Rutschen ausgetauscht und zur Überprüfung in die Werkstatt geschickt werden. Dennoch gibt es immer wieder Fehlfunktionen der lebensrettenden Bauteile. Bereits im Jahr 2000 ergab die Auswertung von 19 Flugzeugevakuierungen durch die US-Transportsicherheitsbehörde NTSB, dass in gut einem Drittel der Fälle mindestens eine Rutsche versagt hatte. Meistens ließ sie sich aufgrund fehlerhafter Installation nicht aufblasen.

Doch auch die ungewollte Öffnung einer Rutsche in die Kabine hinein ist durchaus kein Einzelfall. Erst im vergangenen November musste ein Embraer- 190-Regionaljet der Gesellschaft JetBlue auf dem Flug von Fort Myers, Florida, nach Boston in Orlando notlanden. Hier hatte die sich aufblasende Rutsche eine Stewardess zu Boden gedrückt. Bei der Bruchlandung einer Boeing 777 der südkoreanischen Asiana Airlines im Juli 2013 in San Francisco konnten die Insassen nur über die linke Seite aus der brennenden Maschine flüchten. Gegenüber hatten sich die Notrutschen, deren Mechanismus durch die Wucht des Aufpralls beschädigt worden war, ebenfalls in die Kabine hinein geöffnet. Die beiden Flugbegleiter, die die Türen geöffnet hatten, wurden eingeklemmt und konnten nur durch den beherzten Einsatz von Kollegen, die zu Äxten griffen, befreit werden. Und selbst US-Präsident Barack Obama blieb nicht verschont. 2008 entfaltete sich auf einer Wahlkampfreise des damaligen Senators kurz nach dem Start in Chicago die Notrutsche des Notausgangs im Heck der von ihm gecharterten MD-81 der Midwest Airlines. Sie blockierte die Steuerkabel des Höhenruders und die Piloten verloren kurzzeitig die Kontrolle über die scherzhaft „Obama One“ genannte Maschine. Ihnen gelang eine Notlandung in St. Louis.

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