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Panorama: Es fehlt ein Stück vom Licht

Am 1. August ist am Nordpolarkreis eine totale Sonnenfinsternis zu sehen – wenn das Wetter mitspielt

Berlin - Neun Jahre ist es her, da standen Zehntausende auf den Straßen, um das Ereignis keinesfalls zu verpassen. Eine totale Sonnenfinsternis, liebevoll „Sofi“ genannt, verdunkelte weite Teile Europas. Am kommenden Freitag ist es wieder so weit. Diesmal bewegt sich der dunkle Fleck allerdings durch weniger dicht besiedeltes Gebiet: vom Norden Kanadas über die Arktis nach Sibirien und dann zur Mongolei. Im Norden Chinas wird das Spektakel nur noch schwach zu sehen sein, denn dort geht der Tag bereits dem Ende entgegen, und es wird ohnehin dunkel. Die Hauptstadt Peking, wo eine Woche später die Olympischen Sommerspiele beginnen, liegt allerdings nicht auf der Route des Schattens.

„Zu einer Sonnenfinsternis kommt es, wenn sich der Mond zwischen die Erde und die Sonne schiebt“, sagt Georg Lamer vom Astrophysikalischen Institut in Potsdam. Verschwindet die Sonne vollständig hinter dem Mond, spricht man von einer totalen Sonnenfinsternis.

Diese Konstellation ist allerdings nur von wenigen Orten der Erde aus zu sehen. Wer sich nicht genau in einer Achse mit Mond und Sonne befindet, kann lediglich eine partielle Sonnenfinsternis beobachten. „Vom Berliner Raum aus betrachtet, wird am 1. August etwa ein Fünftel der Sonne bedeckt sein“, sagt Lamer. Nach Süddeutschland hin nimmt die maximale Überdeckung weiter ab, in Bern beträgt sie nur noch gut zwei Prozent.

Von 11 Uhr bis gegen 12 Uhr 30 lässt sich das kosmische Ereignis beobachten. „Aber nur mit Schutzbrille oder einem speziell ausgerüsteten Teleskop“, rät der Astrophysiker. „Man sollte auf keinen Fall direkt in die Sonne schauen, sonst kann es zu schweren Augenschäden kommen.“ Auch rußgeschwärzte Gläser oder dunkle Filmstreifen böten nur unzureichend Schutz vor dem hellen Licht.

Doch egal, ob man eine totale oder nur eine partielle Sonnenfinsternis beobachten will – das Wetter muss mitspielen. „Vor neun Jahren bin ich extra nach Tübingen gefahren, um die Sonnenfinsternis zu sehen“, erinnert sich Lamer, der zu jener Zeit in England lebte. Doch zwischen dem Astrophysiker und dem Himmelsspektakel hingen dicke Wolken, und er sah kaum mehr als Regentropfen.

Mehr Glück hatte der Forscher bei der Sonnenfinsternis in der Türkei im März 2006, wo er die typische Verdunklung erleben konnte. „So ähnlich wie bei der Abenddämmerung, aber das Licht ist ein ganz anderes, nicht so warm“, sagt Lamer. Und die Luft sei merklich kühler geworden, die Leute am Strand von Antalya hätten sich Pullover übergezogen.

Bei der nun bevorstehenden Sonnenfinsternis sind diese Phänomene – zumindest in Europa – nicht zu erleben. „Man merkt es nicht, wenn nur ein kleiner Teil des Sonnenlichts fehlt“, sagt Lamer. „Außerdem schieben sich die Himmelskörper ganz gemächlich aneinander vorbei.“

Um von der Sonnenfinsternis dennoch etwas mitzubekommen, muss man also zur Spezialbrille greifen, die es im Fachhandel für rund fünf Euro gibt. Außerdem laden Observatorien wie etwa die Archenhold-Sternwarte in Berlin-Treptow zur Beobachtung des kosmischen Rendezvous ein.

Bis eine totale Sonnenfinsternis wieder von Europa aus zu sehen ist, dauert es noch ein paar Jahre. „Im März 2015 wird man dieses Schauspiel auf den Färöerinseln sehen können“, sagt Lamer. Mitteleuropäer, die nicht verreisen möchten, müssen noch etwas länger warten. Wie Astronomen berechnet haben, soll es im Jahr 2075 eine ringförmige Sonnenfinsternis über Österreich geben und sechs Jahre später eine totale über Süddeutschland.

Statistisch gesehen gibt es alle fünf Monate irgendwo auf der Erde eine Sonnenfinsternis. Auf anderen Planeten tritt solch ein Ereignis mitunter häufiger auf, vor allem, wenn sie mehrere Monde haben – so wie dies beim Jupiter der Fall ist. „Die vier größten Monde des Planeten werfen Schatten auf dessen Oberfläche, die sogar von der Erde aus zu beobachten sind“, erklärt Astrophysiker Lamer. Mit der Hilfe eines Fernrohrs lasse sich dort fast täglich eine Sonnenfinsternis beobachten.

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