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Sudaka by Chakall, Goltzstr. 36, Schöneberg, Tel. 219 131 77, täglich ab 17 Uhr geöffnet.

© Doris Spiekermann-Klaas

Von TISCH zu TISCH: Sudaka

Wir sind von Köchen ja einiges gewohnt.

Das Windmachen gehört zum Handwerk, jedenfalls dann, wenn man es zu etwas Großem bringen will – aber selten macht einer so viel Wind wie Eduardo Andres Lopez, der sich „Chakall“ nennt. Spricht sechs Sprachen, kennt 90 Länder, hat drei Kinder, war mal Journalist in seiner Heimat Argentinien, betreibt Restaurants in Portugal, ist bei Lanz aufgetreten, hat den Chinesen im Fernsehen die chinesische Küche erklärt.

Unveränderliches Zeichen ist ein Turban auf dem Kopf, aber hallo. Eines seiner Bücher heißt „Göttliche Küche“, und bei den „Beef Buddies“ vom ZDF bedient er auch den Testosterongrill virtuos – das ist eine dieser Kochsendungen, in der echte Kerls das Fleisch noch persönlich weichreiten und anschließend zubereiten wie im 19. Jahrhundert. Ein Leben also, das im Grunde ständig Überschalldetonationen auslösen müsste.

Weshalb nun so einer ausgerechnet die Schöneberger Goltzstraße mit einem Restaurant beglückt? Weiß ich auch nicht. Aber das Konzept scheint zu funktionieren, denn das Restaurant ist voll, während viele andere ums Eck leer bleiben.

Südamerikanische Küche füllt durchaus eine gewisse Lücke, denn seit die Mexikowelle in Gestalt der Kinonachos ihren quälenden Tod zelebriert, ist diese Weltgegend bei uns kulinarisch erledigt. Was im Sudaka aufgetischt wird, ließe sich deshalb als pan-südamerikanisch bezeichnen. Ein persönlicher Stil ist nicht erkennbar, der Meister hat vermutlich nicht mehr dazu beigetragen, als die endlose Ganzjahresspeisekarte irgendwo im Flieger durchzulesen und abzunicken.

Aus Peru kommen die unvermeidlichen Ceviches, also Fisch oder Meeresfrüchte, sauer roh mariniert. Welche? Man erfährt es nicht. Der Begriff „Weißfisch“ zieht sich quer durch die Karte, als sei das eine genau definierte Art, aber in Wirklichkeit heißt es wohl: was grad so da war. Die Dreiervariation (15 Euro) immerhin gibt kaum Anlass zur Klage: Chili, Limetten, Koriander, Zwiebeln, einmal herb, einmal mit Mango ein wenig süßer abgestimmt, das ist okay. Die dritte Version mit knallhart totgekochten Garnelenstücken zeigt dann aber die kulinarischen Grenzen dieses gesamten Projekts. Es geht um muntere Kneipenküche, die höheren Anforderungen gar nicht standhalten will.

Gut gelingen die Empanadas, recht fettreich ausgebackene Teigtaschen mit kleinen Dips, die hier den argentinischen Part spielen, wenngleich mir die Variante mit Tomate, Mozzarella und Basilikum eher italienisch vorkam. Besser gefielen mir die Empanadas „mit gereiftem Käse“ und karamellisierten Zwiebeln, und auch mit Hackfleisch und rotem Paprika gibt es was Würziges (sechs Stück 15 Euro).

Das Restaurant lobt sich für seine Grillgerichte, die ich angesichts starker Berliner Konkurrenz nur in einer Variante probiert habe. „Chivito Uruguayo“ heißt eine Art Burger (15 Euro), allerdings mit einem dünnen, korrekt gegrillten Steak drinnen, das schmeckte ganz gut, das Brot war knusprig und zart. Die „hausgemachten Pommes“ dazu allerdings kommen so labbrig und lau, dass man sie dem Verantwortlichen an jeder Berliner Würstchenbude um die Ohren hauen würde. Die blassrote, vage tomatige Soße reißt das nicht heraus. Etwas lahm wie alle nicht wirklich gut gemachten vegetarischen Gerichte sind auch die über einen Teller ausgebreiteten gegrillten Gemüse, überwiegend Auberginen und Zwiebeln, mit etwas Ziegenkäse (12 Euro).

Wer Probleme mit Zwiebeln hat, sollte lieber woanders essen, wer den Fettgeruch in sämtlichen Kleidern noch am nächsten Morgen verabscheut, auch. Die Weinauswahl ist in Ordnung, zeigt aber genau so wenig Interesse an irgendeiner Verfeinerung wie die Küche. Desserts? Sollen hier, wie man hört, gut sein, es gibt beispielsweise Limettenmousse mit karamellisiertem Ingwer, Ananascarpaccio mit Koriandereis und Ingwer oder Mangomousse mit Ingwer. Aber als ich sie hätte bestellen können, war der Lärmpegel, aufgeheizt von lauter Musik, so sehr angeschwollen, dass ich es vorgezogen habe, zu gehen. Wer das aber gern mag, der kann bleiben.

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