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Gesundheit: Auf dem Weg der Besserung

Die Länder können sich international allmählich sehen lassen. Den größten Sprung machte Sachsen-Anhalt

Die Pisa-Forscher sehen die Bundesländer „auf einem erfolgversprechenden guten Weg“ – und zwar „insgesamt“. Die gestern in Berlin vorgestellte Länderauswertung zeigt: In etlichen Bundesländern – allen voran Bayern, Sachsen und Sachsen-Anhalt – steigerten die 15-Jährigen in den drei Jahren, die zwischen den beiden Testreihen lagen, vor allem ihre mathematische Kompetenz und ihre naturwissenschaftliche Kompetenz erheblich.

Als vierter Bereich kam 2003 die Problemlösungskompetenz dazu. Hier schneiden auch solche Länder überdurchschnittlich gut ab, deren Schülerleistungen in den anderen Bereichen mäßig sind – darunter Berlin und Brandenburg. Ein weiteres zentrales Ergebnis: Kein Land hat sich verschlechtert. Selbst Bremen, das noch immer an letzter Stelle steht, holte in allen Kompetenzen um etwa 20 Punkte auf.

Ebenso wie die Kultusminister führen auch die Bildungsforscher um den Leiter der Studie, Manfred Prenzel, die Erfolge vor allem auf einen „Wandel des allgemeinen Bildungsklimas“ zurück. Das schlägt sich auch in der hohen Beteiligung an der Pisa-Studie nieder. Die nach dem Zufallsprinzip ausgewählten Schulen machten zu 85 bis 96 Prozent mit.

Bei der Vorstellung der Ergebnisse standen gestern zwei Fragen im Mittelpunkt: Welches Niveau erreichen die Länder in den Kompetenzbereichen im internationalen Vergleich? Und wie haben sich die Kompetenzen von 2000 zu 2003 verändert?

MATHEMATISCHE KOMPETENZ

Vier Länder liegen jetzt über dem OECD- Durchschnittswert von 500 Punkten: Bayern (533 Punkte), Sachsen (523 Punkte), Baden-Württemberg (512 Punkte) und Thüringen (510 Punkte). Bei Pisa 2000 hatten nur zwei Länder – Bayern und Baden-Württemberg – Werte oberhalb des internationalen Mittelwerts erreicht. Mit seinen 533 Punkten hat Bayern sich sogar noch einmal verbessert und so zur internationalen Spitzengruppe aufgeschlossen, die Finnland mit 544 Punkten anführt.

Aber auch das Mittelfeld hat sich bei der mathematischen Kompetenz erheblich erweitert: Bei Pisa 2000 schafften nur zwei Länder – Sachsen und Thüringen – den internationalen Mittelwert. Jetzt sind es acht, darunter Sachsen-Anhalt, Hessen, Schleswig-Holstein, Rheinland- Pfalz und Brandenburg. Unterdurchschnittlich abgeschnitten haben Berlin, Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Bremen.

Verbessert haben sich aber alle Länder bei der mathematischen Kompetenz. Den deutlichsten Aufstieg schaffte Sachsen-Anhalt mit 48 Punkten, den verhaltensten Nordrhein-Westfalen mit sieben Punkten. Als Überraschung gilt das ansonsten schwache Bremen, dass hier immerhin 30 Punkte gutmachte.

Bei den mathematischen Fähigkeiten, die 2003 im Mittelpunkt der Pisa-Studie stand, gab es insgesamt die größten Kompetenzsprünge. Forscher und Bildungspolitiker nehmen an, dass sich hier die alarmierenden Ergebnisse der 1997 veröffentlichten Timss-Studie und das daraufhin gestartete Sinus-Programm zur Verbesserung des Matheunterrichts auswirkten.

LESEKOMPETENZ

Die Lesekompetenz war der Schwerpunkt bei Pisa 2000. Das schlechte Abschneiden der deutschen Schüler löste damals den Pisa-Schock aus. Bei der aktuellen Auswertung betonen die Forscher das Leistungsgefälle innerhalb Deutschlands: Bayern erzielte mit 518 Punkten das beste Ergebnis, Bremen mit 467 Punkten das schlechteste. Der Abstand von 51 Punkten entspreche mehr als einem Schuljahr. Bei Pisa 2000 betrug der Abstand zwischen Bayern und Bremen 62 Punkte.

Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen liegen beim Lesen signifikant über dem OECD-Mittelwert von 494 Punkten. Das beste Leseland Finnland liegt mit 543 Punkten aber noch 25 Punkte über Bayern. Damit können die besten deutschen Leser nicht so deutlich zur internationalen Spitze aufschließen wie bei der mathematischen Kompetenz.

Die Gruppe der Länder, die unter dem OECD-Durchschnitt bleibt, ist deutlich größer als die Spitzengruppe: Neun Bundesländer drängen sich in einem internationalen Spektrum von Ungarn bis Mexiko: das Saarland, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Berlin, Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen.

Warum hat sich bei der Lesekompetenz seit dem Jahr 2000 nicht mehr getan? Um die Lesefähigkeit zu verbessern, muss man bei der frühkindlichen Erziehung ansetzen, sagen die Bildungsforscher. Reformen im Kitabereich brauchen aber mindestens zehn Jahre, bis sie sich bei den 15-Jährigen niederschlagen.

NATURWISSENSCHAFTEN

Bei Pisa 2000 erreichte kein Bundesland einen Mittelwert über dem OECD-Durchschnitt. Jetzt schafften das immerhin drei Länder: Bayern (530 Punkte), Sachsen (522 Punkte) und Baden-Württemberg (513 Punkte). Der Abstand von Bayern zum Spitzenland Finnland beträgt hier 18 Punkte. Auch im Mittelfeld gibt es eine Reihe von Aufsteigern: Während im Jahr 2000 nur fünf Länder im internationalen Durchschnitt lagen, sind es jetzt neun. Schlusslichter sind Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Brandenburg und Bremen, die mit Werten zwischen 489 und 477 Punkten gleichauf mit Staaten wie den Vereinigten Staaten (491 Punkte), Spanien (487 Punkte) oder Dänemark (475 Punkte) liegen.

PROBLEMLÖSUNGSKOMPETENZ

Im Problemlösen sind Deutschlands Jugendliche am stärksten. Spitzenreiter Bayern liegt mit 534 Punkten nah an der führenden Gruppe mit Korea, Finnland und Japan (550 bis 547 Punkte). Fünf Bundesländer liegen über dem OECD- Durchschnitt und zehn im Durchschnittsbereich.

Detaillierte Informationen über den Zusammenhang mit der mathematischen Kompetenz wollen die Bildungsforscher bis November noch herausarbeiten. Jedenfalls hoffen sie, dass sich die Erfolge beim Problemlösen auch auf andere Bereiche übertragen lassen.

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