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Gesundheit: Berlin hat als Wissenschaftsstadt aufgeholt, aber keiner weiß es

Berlin als Metropole kann sich nicht nur als Regierungssitz behaupten, sondern es muss auch eine Stadt der Kultur, der Wissenschaft und der Wirtschaft sein. Das ist an sich selbstverständlich, die Frage ist nur, ob es der Stadt auch gelungen ist, sich nach außen hin in ihrer Vielfältigkeit kompetent darzustellen.

Berlin als Metropole kann sich nicht nur als Regierungssitz behaupten, sondern es muss auch eine Stadt der Kultur, der Wissenschaft und der Wirtschaft sein. Das ist an sich selbstverständlich, die Frage ist nur, ob es der Stadt auch gelungen ist, sich nach außen hin in ihrer Vielfältigkeit kompetent darzustellen. "Berlin ist eine Wissenschaftsstadt, aber keiner weiß es." Das sagte gestern vor der Presse der Präsident des Marketing-Clubs, Professor Helmuth Strothmann. Der Marketing-Club ist ein Zusammenschluß mit etwa 400 Mitgliedern aus Marketingabteilungen von Unternehmen.

Ein Umfrage unter 82 Unternehmern, Wissenschaftlern, Politikern und Journalisten hat ergeben, dass das Thema Wissenschaftsstandort Berlin für Wirtschaftsredaktionen der Tageszeitungen nicht interessant ist und andere Städte wie München, Stuttgart, Karlsruhe, Frankfurt oder Hamburg mit dem Begriff wichtiger Wissenschaftsstandort belegt werden. Mit dem Wegfall von Studienplätzen und den Einschnitten in die Haushalte der Hochschulen sei ein negatives Bild gefördert worden. Dabei biete Berlin besonders in den Naturwissenschaften, der Medizin und den Ingenieurwissenschaften in Hochschulen und Forschungsinstituten ein großes Leistungsspektrum.

Einige Ergebnisse der Umfragen richten sich direkt an die Politiker: Hinderlich sei es, dass zum Beispiel von Berlin aus keine direkte internationale Fluganbindung zu den USA und Asien möglich sei. Der Ausbau des Wissenschaftsparks Adlershof erfolge zu zögerlich - mit einer Baustelle sei auf lange Zeit wenig Werbung zu betreiben. Dass über 130 000 Studenten auch einen Kaufkraftfaktor von 1,5 Milliarden Mark in der Stadt darstellen, werde bei der Streichung von Studienplätzen übersehen. Deswegen fordert der Marketing-Club eine Rückkehr zu einer Politik, in der Stadt 100 000 statt nur 85 000 Studienplätze zu finanzieren. Außerdem sei ein neues Hochschulgesetz dringend notwendig. Für die Zulassung der Studenten empfiehlt der Marketing-Club, dass die Hochschulen die Auswahl selbst vornehmen und Studiengebühren einführen sollten. Von der Wissenschaft wünscht sich der Marketing-Club eine rechtzeitige Veröffentlichung der Schwerpunkte in der Forschung für die nächsten zehn Jahre, damit sich die Wirtschaft auf diese Schwerpunkte einstellen kann.

Überhaupt müsse die Kooperation in einer Weise zwischen Wirtschaft und Wissenschaft verbessert werden, dass es sich für die Wirtschaft lohnt, sich wegen der Wissenschaft in Berlin anzusiedeln. Vorbilder seien Silicon Valley und die Stanford University, die mit ihrer gezielten Entwicklung von Computern und Software große Weltfirmen auf diesem Gebiet an sich gezogen hätten. Generell müssten die Wege zwischen einer wissenschaftlichen Erkenntnis und ihrer Umsetzung in der Industrie kürzer werden. Insofern seien Wissenschaftparks wie Adlershof oder Buch in Berlin richtige Ansätze.

Um Berlin als Wissenschaftsstadt besser vermarkten zu können, müsse man sich auf ein klares und einfaches Profil mit deutlichen Schwerpunkten verständigen. Unbedingt erforderlich seien auch Events wie eine Love Parade für die Wissenschaften, eine Forschung zum Anfassen auf Plätzen, in Kaufhäusern und der Urania.

Auf einer Podiumsdiskussion über das Thema "Wissenschaftsstandort Berlin" will der Marketing-Club nicht nur die Ergebnisse seiner Umfrage, sondern auch neue Ideen präsentieren. Die Diskussion findet am Dienstag, dem 14. September, um 19 Uhr im Hotel Berlin (Lützowplatz) statt. Auf dem Podium sitzen der Geschäftsführer Forschung und Entwicklung von BMW Rolls-Royce, Professor Günter Kappler; Professor Rolf Scharwächter, Generalbevollmächtigter des Wista Management in Adlershof; Professor Helmut Schmidt, Präsident der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft; Professor Burghardt Wittig vom Institut für Molekularbiologie und Biochemie der FU; Theodor Ostrop, Leiter des Bereichs Personal bei Siemens; Professor Bernd Mahr, Informatiker von der TU und Marlene Brockmann von der Redaktion "impulse" aus Köln. Die Gesprächsleitung hat Tagesspiegel-Redakteur Uwe Schlicht.

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