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Gesundheit: Der Abbau ist gestoppt

Studien zeigen: In 35 Kilometern Höhe wächst die schützende Ozonschicht wieder

Es gibt Grund zur Freude. Der Abbau der schützenden Ozonschicht scheint gestoppt zu sein. Das berichten Elizabeth Weatherhead (Universität von Colorado im amerikanischen Boulder) und Signe Bech Andersen (dänisches meteorologisches Institut in Kopenhagen) im Fachjournal „Nature“ (Band 441, Seite 39).

Die positive Entwicklung kann als Erfolg des Abkommens von Montreal verbucht werden, in dem sich 1987 die internationale Gemeinschaft zur Ächtung von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) verpflichtete. Diese langlebigen Substanzen waren als schlimmste Übeltäter bei der Zerstörung der Ozonschicht entlarvt worden.

In Montreal wurde festgelegt, die Produktion von FCKW bis 1999 zu halbieren. Eine Verschärfung im Jahre 1990 führte dazu, dass bis zum Jahr 2000 fast keine FCKW mehr produziert wurden. Die Maßnahmen scheinen zu wirken. Denn seit 1998 nimmt die Menge der in der Stratosphäre vorhandenen Chlorverbindungen langsam wieder ab.

Diese aus FCKW entstehenden Substanzen zersetzen in komplizierter Reaktion die Ozonschicht. Diese schützt die Natur, denn die aus drei Sauerstoffatomen zusammengesetzten Ozonmoleküle filtern die schädliche ultraviolette Strahlung bereits mehr als zehntausend Meter über dem Meeresspiegel aus der Luft.

Doch bei aller Freude bleiben die Ozonforscher vorsichtig. Denn noch gibt es „Unsicherheiten“, wie es in Nature heißt. Diese liegen in sich stark ändernden Verhältnissen in der Atmosphäre, die auch den Ozonabbau betreffen.

Markus Rex von der Zweigstelle des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in Potsdam gibt ein Beispiel: Gibt es erst drei milde und dann fünf sehr kalte Winter, so kann man statistisch auf eine Abkühlung des Wetters in der dunklen Jahreszeit schließen. Andererseits ist die Witterung ziemlich variabel. So können vier weitere relativ milde Winter die Statistik umdrehen und wärmere Witterung anzeigen.

Ähnlich variabel sind die Verhältnisse beim Ozon. Über den Polen zum Beispiel wird es manchmal in der Stratosphäre mit Temperaturen unter minus 78 Grad Celsius äußerst kalt. Dann bilden sich Polare-Stratosphären-Wolken. Zusammen mit den Chlorverbindungen und der Frühjahrssonne lassen diese Wolken im März und April über der Arktis den Großteil der Ozonschicht verschwinden. Oft genug sind die Winter in der Stratosphäre über der Arktis aber eher mild, die zerstörerischen Wolken bilden sich erst gar nicht, das Ozonloch fällt aus.

In solchen milden Stratosphärenwintern strömen große Luftmassen nach Norden, lassen dort Luftdruck und Temperaturen steigen und bringen auch noch reichlich Ozonnachschub aus dem Süden, wie Rex erklärt. So könnten auch jetzt die milden Stratosphärenwinter der Grund sein, weshalb die Ozonschicht im hohen Norden im Durchschnitt der letzten zehn Jahre wieder zugenommen hat. Gleichzeitig werden die kalten Winter dort oben immer kälter und 2005 wurde der bisher stärkste Ozonverlust über der Arktis registriert.

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor sind teilhalogenierte Kohlenwasserstoffe (H-FCKW), die seit dem FCKW-Verbot in Kühlschränken oder Gefriertruhen verwendet werden. Sie dürfen in Industrieländern noch bis 2030 und in Entwicklungsländern bis 2040 produziert werden. Auch H-FCKW verursachen einen Ozonabbau, wenn auch zehn- bis zwanzigmal schwächer als FCKW. Doch niemand weiß, wie viel Ozonabbaupotenzial bis dahin noch auf die Atmosphäre zukommt.

Aber auch in den FCKW selbst sieht Rex noch einen Unsicherheitsfaktor. Sie können noch in Kühlgeräten aus der Zeit vor dem Herstellungsstopp enthalten sein, ohne dass klar ist, wie viel FCKW daraus noch freigesetzt wird.

Und dann gibt es noch das Insektenvernichtungsmittel Methylbromid, das zur Desinfektion von Getreidespeichern oder von Feldern eingesetzt wird. Gemeinsam mit den Chlorverbindungen können aus Methylbromid freigesetzte Bromverbindungen in hohen Breiten einiges zum Ozonabbau beitragen.

Doch selbst wenn sich die weitere Entwicklung der Ozonschicht nur schwer vorhersagen lässt, den Beweis für die Wirksamkeit des Vertrags von Montreal halten die Forscher bereits in Händen. Denn in rund 35 Kilometer Höhe wächst die Ozonkonzentration wieder, wie auch im Nature-Artikel erwähnt wird.

In dieser Höhe wirken sich Witterungseinflüsse nicht mehr aus, der positive Effekt kann nur auf die Minderung der FCKW zurückgehen. Und das ist genau der Fingerabdruck, der das Montrealer Abkommen als erfolgreich identifiziert. Markus Rex kann sich freuen, die Ozonforscher haben Recht behalten.

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