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Gesundheit: Physiker wollen an Kernenergie festhalten Die Technik soll helfen, Treibhausgase zu verringern

Deutschland braucht die Kernenergie, um seine Klimaschutzziele zu erreichen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG), die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde.

Deutschland braucht die Kernenergie, um seine Klimaschutzziele zu erreichen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG), die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Die Wissenschaftler untersuchten, wie stark der Ausstoß an Treibhausgasen seit 1990 zurückgegangen ist. Anschließend berechneten sie, ob das Ziel der Bundesregierung erreicht werden kann, bis 2020 den Ausstoß an Treibhausgasen um 40 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren.

„Die Entwicklung in den vergangenen 15 Jahren muss betroffen machen“, sagte DPG-Präsident Knut Urban. Von 1990 bis 1992 ging der Ausstoß an Kohlendioxid von anfangs einer Milliarde Tonnen um acht Prozent zurück. Dies ist aber vorrangig darauf zurückzuführen, dass die Industrie auf dem Gebiet der ehemaligen DDR stillgelegt wurde. In den folgenden Jahren sanken die Kohlendioxidemissionen nur noch um 0,6 Prozent pro Jahr, was einer Reduzierung von 15 Prozent seit 1990 entspricht. „Im Vergleich zu den enormen Bemühungen der Regierung und der Industrie ist dieses Ergebnis enttäuschend“, sagte Walter Blum, Koordinator der Studie. Vom Ziel der Bundesregierung, von 1995 bis 2005 die Emissionen um ein Viertel zu senken, spreche heute keiner mehr.

Auf der Grundlage der Vorjahresdaten und bekannter technischer Entwicklungen berechneten die Physiker die Emissionen für das Jahr 2020. Ihre Prognose: Wenn weiterhin mit gleicher Anstrengung vorhandene Anlagen verbessert und erneuerbare Energien eingesetzt werden, kann der Ausstoß an Treibhausgasen auf 871 Millionen Tonnen sinken. Das wären 30 Prozent weniger als 1990 – vorausgesetzt, die Kernkraftwerke bleiben am Netz. Sollten diese abgeschaltet werden, ließen sich die Emissionen nur auf 930 Millionen Tonnen (25 Prozent weniger als 1990) drücken. Die zusätzlichen Emissionen entstehen durch Kraftwerke für fossile Brennstoffe, die bei einem Verzicht auf Kernenergie zusätzlichen Strom produzieren müssen.

„Wir sind entschieden für erneuerbare Energien“, stellte DPG-Präsident Urban klar. Doch diese könnten nicht bis 2020 die Lücke zur Atomkraft schließen, meint er. Der Atomausstieg solle darum nicht an einem politisch festgelegten Datum geschehen, sondern dann, wenn es die technische Entwicklung erlaube.

Neben der brisanten Frage nach dem Weiterbetrieb von Kernkraftwerken stellten die Wissenschaftler in der Studie eine weitere Möglichkeit zur Schadstoffsenkung heraus, die in der Energiepolitik noch wenig beachtet wird. Sie plädieren für Solarkraftwerke in Nordafrika, die etwa mit Paraboloidspiegeln Flüssigkeiten verdampfen und damit Turbinen antreiben. Dem entgegen stehen aber große Leitungsverluste und langwierige Verhandlungen um neue Trassen, über die der Strom nach Deutschland transportiert werden könnte.

Für die Wissenschaftler steht fest, dass eine klimafreundliche Energieerzeugung nur mit mehreren Verfahren erreicht werden kann. Daher sollte man in der Energiepolitik wie in der Forschung viele Optionen zulassen. Dazu zählen Entwicklungen in Feldern wie Photovoltaik, Windenergie und Biomasse, ebenso wie Verbesserungen an Kraftwerken für fossile Brennstoffe und Projekte zur Entsorgung von Kohlendioxid im Untergrund.

Bei allen Bemühungen um saubere Energie – am besten ist es, diese so gut wie möglich auszunutzen. „Die Daten der vergangenen 50 Jahre zeigen: Die Verbraucher sparen keinen Strom“, stellte Blum fest. Bei den Kraftfahrzeugen wurde zwar in den vergangenen 15 Jahren der Verbrauch um einen Liter gesenkt. Doch die Wirkung ist gering, seit immer weitere Strecken mit dem Auto gefahren werden.

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