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Gesundheit: WZB: Kein Elfenbeinturm

Einst forschten sie im Schatten der Mauer, heute können sie beinahe von ihren Büros aus den Abgeordneten bei der Arbeit zugucken: Das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), am Reichpietschufer gelegen, ist in das Zentrum der Stadt gerückt, und mit ihm die dort beschäftigten Soziologen, Politologen und Ökonomen. Dass die neue räumliche Nähe zur Politik sich auch in der wissenschaftlichen Arbeit niederschlagen wird, steht zu erwarten.

Einst forschten sie im Schatten der Mauer, heute können sie beinahe von ihren Büros aus den Abgeordneten bei der Arbeit zugucken: Das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), am Reichpietschufer gelegen, ist in das Zentrum der Stadt gerückt, und mit ihm die dort beschäftigten Soziologen, Politologen und Ökonomen. Dass die neue räumliche Nähe zur Politik sich auch in der wissenschaftlichen Arbeit niederschlagen wird, steht zu erwarten. Die Themen "Öffentlichkeit" und "Politik" jedenfalls tauchten immer wieder in den Reden auf, die am Montag nachmittag aus Anlass der Amtseinführung des neuen Präsidenten, des Historikers Jürgen Kocka (vgl. Tagesspiegel vom 29. Januar), gehalten wurden.

Der scheidende Präsident, der Soziologe Friedhelm Neidhardt, kann auf eine erfolgreiche Amtszeit zurückblicken; der Wissenschaftsrat hat die Arbeit des größten sozialwissenschaftlichen Forschungsinstituts Europas in einem Gutachten von Anfang 1997 sehr positiv bewertet. Als eine "Niederlage" habe er es jedoch empfunden, aus Spargründen ausgerechnet seine eigene Abteilung "Öffentlichkeit und soziale Bewegungen" auflösen zu müssen, sagte Neidhardt in seiner Abschiedsrede. Die Öffentlichkeit spiele für die Wissenschaft eine immer größere Rolle; Wissenschaftler sollten stärker in öffentliche Debatten eingreifen.

Wolf-Michael Catenhusen, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, wünscht sich das WZB als einen "unabhängigen und kritischen Dialogpartner" für Politik und Öffentlichkeit. Es komme darauf an, gesellschaftliche Problemfelder umfassend und langfristig zu erforschen und Grundlagen zur praktischen Problemlösung nicht nur zu entwickeln, sondern auch nach außen zu vermitteln. Mit "Auftragserfüllung für die Politik" sei das nicht zu verwechseln, so Catenhusen.

Wissenschaftssenator Stölzl wies darauf hin, dass das WZB vor einem Generationswechsel steht: Bis zum Jahre 2005 werden sieben von elf Direktoren in den Ruhestand gehen. Auf diese inhaltliche Herausforderung und auf seine sich wandelnde Rolle im neuen Berlin sei das WZB gut vorbereitet. Er sei sich sicher, dass "keine Elfenbeintürme auf Stirlings bunten Bauten" wachsen würden. James Stirling ist der Architekt des WZB-Neubaus.

Der FU-Professor Jürgen Kocka ist, wie berichtet, der erste Historiker an der Spitze des WZB - und überhaupt der erste Leiter, der von außen kommt. In seiner Rede sprach er sich für eine "vergrößerte Beweglichkeit zwischen den Fächern, einen neuen Schub praktischer und intellektueller Internationalisierung und vielleicht eine gewisse Rehistorisierung des sozialwissenschaftlichen Denkens" aus.

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