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Panorama: Hamburg streitet um die Gartenschau igs-Besucherziel

zur Halbzeit weit verfehlt.

Hamburg - Das Hamburger Meinungsklima ist eindeutig: Gartenschau? Viel zu teuer. Am Montag hat sich auch die oppositionelle CDU auf die Seite der Kritiker gestellt. Sie fordert, die Ticketpreise der Internationalen Gartenschau (igs) auf der Elbinsel Wilhelmsburg von 21 Euro auf höchstens 15 Euro zu senken. Tatsächlich hat die Veranstaltung wohl so oder so keine Chance mehr, bis zum 13. Oktober ihr Planziel zu erreichen: 2,5 Millionen Besucher waren kalkuliert – angemessen angesichts realer 3,5 Millionen bei der Bundesgartenschau Koblenz 2011. Doch zur Halbzeit waren erst 630 000 da. Die veranschlagten 50 Millionen Euro Kosten werden also nicht reichen.

Ein Grund des Debakels ist offensichtlich: das Wetter. Als es im April losging, war noch Spätwinter. Die Eröffnungsberichte malten Grau in Grau und waren als Werbung kaum zu gebrauchen. Nun blüht und grünt alles wie vorgesehen, der Himmel ist blau, aber vielen ist es nun wieder zu heiß. „Erst Regen, dann Sonne“, sagt igs-Sprecherin Kerstin Feddersen sarkastisch, „ich weiß gar nicht mehr, was das Wetter noch machen soll, damit es passt“.

Im Hintergrund hört man häufig die Klage, dass die lokale Presse der „igs“ kaum eine Chance gegeben habe, mit ihren vielfältigen Angeboten durchzudringen. Bild und Hamburger Abendblatt bestimmen das Meinungsklima, und beide Redaktionen haben sich ganz auf die „Wucherpreise“eingeschossen. Tatsächlich geht ein Besuch nicht nur wegen des Eintritts ins Geld: Auch die Verpflegung ist teuer, und beim Ausweichen zum McDonald’s gegenüber verfällt das Ticket. Die Monorailbahn, die das 100 Hektar große Gelände erschließt, darf für 7,50 Euro pro Person zwar unterwegs verlassen, aber insgesamt nur für eine Runde genutzt werden. Und weitere fünf Euro kostet ein gut zehn Fußminuten vom Eingang entfernter Parkplatz – kein Spaß in glühender Sonne. Doch all das betrifft private Pächter und ist deshalb nicht zu ändern.

Die Gartenschau-Verantwortlichen lehnen eine generelle Preissenkung ebenso wie die zuständige SPD-Umweltsenatorin Jutta Blankau ab – schon aus Gerechtigkeitsgründen, wie es heißt. Man hat bereits nachgesteuert, lässt den Abendtarif von neun Euro bereits ab 17 statt anfangs 18 Uhr gelten, spielt noch ein wenig mit Gruppentarifen, meint aber, dass 21 Euro durchaus im Rahmen früherer Landes- und Bundesgartenschauen lägen.

In dieser Debatte bleibt wenig Platz für die Schau selbst, die mit ihrem Motto „In 80 Gärten um die Welt“ fast eine kleine Garten-Documenta geworden ist, die ihr Thema auf anregende und humorvolle, nur manchmal auch intellektuell überdrehte Weise beleuchtet. Es gibt viel Schatten durch altes Grün, die Spielpätze dürfen als beispielhaft gelten. Und gratis sind die vielen durchaus hochrangigen Konzerte und Kulturveranstaltungen.

Ob das unter dem Strich reicht? Man wird annehmen dürfen, dass die Planer der Berliner IGA 2017 sehr genau hinsehen – nicht umsonst haben sie mit dem Rückzug nach Marzahn schon deutlich abgespeckt. Bernd Matthies

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