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Panorama: In alter Pracht

Feierlich wurde das Kreuz auf die Dresdner Frauenkirche gesetzt – zum Abschluss der Außenarbeiten

Der Glaube versetzt halbe Türme. Ein wenig Glück, hinreichendes Wetter und logistisches Fingerspitzengefühl gehörten allerdings auch dazu, als gestern Nachmittag gegen halb fünf während eines Festgottesdienstes die 28 Tonnen schwere Kuppelbekrönung der Dresdner Frauenkirche auf die rekonstruierte Kirche gehievt wurde. Am ausgestreckten Arm eines Spezialkrans schwebte das Laternendach mit dem knapp fünf Meter hohen Kreuz aus vergoldetem Stahl und Kupferblech im Zeitlupentempo hinauf in den aufklarenden Himmel über Dresden. Noch wenige Minuten zuvor hatte Eberhard Burger, der Baudirektor der Stiftung Frauenkirche, um Geduld bitten müssen, da der Hebevorgang in 78 Metern Höhe an Sturmböen der Windstärke 8 zu scheitern drohte. Doch um 17 Uhr 42 läuteten es die acht Glocken der Frauenkirche in den inzwischen sonnigen Abendhimmel: geschafft. Wie das wohl vor 250 Jahren gemeistert worden ist?

Gottesdienst als Volksfest mit Bratwurst und im – freilich getragenen – Takt der Blasmusik. Zehntausende kamen zum Dresdner Neumarkt, drängten sich bis zur Schlossstraße und am Jüdenhof, sahen zunächst nicht viel - und übten sich in erstaunlicher Geduld. Dresdner und Wohlwollende aus aller Welt andächtig vereint, ein gesellschaftliches Ereignis war es sowieso: Die Ehre gab sich vor allem politische Prominenz, etwa Altbundespräsident Walter Scheel. Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt und der Dresdner Oberbürgermeister Ingolf Roßberg sprachen, Landesbischof Volker Kreß predigte.

Ein besonders herzlich begrüßter Festredner war der Herzog von Kent. Der Cousin von Königin Elizabeth II. hatte am 13. Februar 2000, dem 55. Jahrestag der Zerstörung der Stadt durch britische und amerikanische Bomber, das rekonstruierte Kuppelkreuz übergeben. 550000 Euro waren dafür vom britischen Förderverein „Dresden Trust" seit 1995 gesammelt worden. Auch in Dresdens Partnerstadt Coventry, deren Bombardierung durch die Deutsche Luftwaffe Ende 1940 der Royal Airforce als strategisches Modell für den Angriff auf Dresden gedient hatte. Der Wiederaufbau, so der Herzog, sei „ein wunderbares Projekt, das Menschen, die einst Feinde waren, zu einer dauerhaften Freundschaft zusammenführt." Alan Smith, der Goldschmied, der das neue Kuppelkreuz in achtmonatiger Maßarbeit in der traditionsreichen Londoner Silberschmiede Grant McDonald fertigte, ist der Sohn eines damals beteiligten britischen Bomberpiloten. Auch Alan Smith und seine Mutter – sein Vater ist verstorben – gehörte zu den etwa 200 britischen Gästen. Veteranen hatten selbst gemalte Schilder und Blumen mitgebracht.

Der „British Dresden Trust" ist nur einer von vier ausländischen und 23 deutschen Initiativen, die weltweit Spenden sammeln, um den 130 Millionen Euro teuren Bau zu vollenden. Zwar fehlen derzeit noch 13 Millionen. Doch auf ein derartig überwältigendes Engagement hätten Ludwig Güttler und seine Mitstreiter nicht zu hoffen gewagt, als sie am 13. Februar 1990, 45 Jahre nach der Zerstörung, ihren „Ruf aus Dresden" starteten.

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