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Ameneh Bahrami verlor bei einem Säure-Attentat ihr Augenlicht.

© dpa

Iran: Gericht verschiebt Vergeltung des Säureopfers

Auge um Auge - dieses Prinzip wirkt brutal und veraltet. Trotzdem will eine Iranerin Vergeltung üben für ein Säure-Attentat. Sie wollte an diesem Samstag ihren Peiniger blenden, doch die Vollstreckung des Urteils wurde verschoben.

Die iranische Justiz hat die Vergeltungsaktion, bei der eine Frau nach einem Säure-Attentat an ihrem Peiniger Rache üben wollte, auf unbestimmte Zeit verschoben. Das berichtete die iranische Nachrichtenagentur ISNA. Ameneh Bahrami wollte eigentlich ihren Peiniger am Samstag in einem Krankenhaus in Teheran Säure in die Augen träufeln, damit er - wie sie - blind wird.

Bahrami ist nach Angaben ihres deutschen Verlages "wütend und traurig" über die Verschiebung ihrer Vergeltungsaktion. Die Blendung ihres Peinigers sei von der iranischen Justiz "aus fadenscheinigen Gründen" abgesagt worden, zitierte der mvg-Verlag in München die 32-Jährige in einer Mitteilung. "Angeblich war kein Arzt da. Das stimmte aber nicht. Bei uns stand ein Arzt, der sagte, dass er extra für die Vollstreckung gekommen ist." Später habe es geheißen, es sei versehentlich das falsche Krankenhaus gewählt worden.

"Der iranische Parlamentspräsident (Ali) Laridschani hat an alle Beteiligten ein Fax geschickt, dass die Vollstreckung ausgesetzt wird - außer an mich", wurde Bahrami zitiert. "Mir wurde gesagt, dass die Vollstreckung nur verschoben ist und sie diese Woche nachgeholt wird." Ihr sei vorgeworfen worden, dass sie mit der ausländischen Presse geredet und ihren Leidensweg in Buchform festgehalten habe. "Der große Widerhall in der Presse hat der Justiz nicht gefallen." Sie müsse spätestens am 24. Mai wieder nach Spanien zurück, um ihre Aufenthaltsgenehmigung dort verlängern zu lassen.

Die 32-Jährige hatte vor Gericht erstritten, dass sie den Attentäter nach dem Prinzip "Auge um Auge" strafen kann. "Spiegel Online" sagte Bahrami, sie wolle am Dienstag nach Deutschland fliegen, um im Fernsehen ihren Fall zu erzählen. Nähere Informationen gab es dazu vorerst nicht.

Amnesty International sprach sich gegen die Blendung aus

Der Mann hatte Bahrami 2004 Schwefelsäure ins Gesicht geschüttet, weil sie seine Heiratsanträge abgelehnt hatte. Seitdem ist sie trotz mehrerer Operationen blind, ihr Gesicht ist entstellt. Sie lebt in Spanien und war für die Racheaktion extra nach Teheran gereist. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte sich am Freitag gegen die Blendung ausgesprochen.

Im Interview mit "Spiegel Online" sagte Bahrami: "Was ich tue, soll ein abschreckendes Beispiel sein für jeden Mann, der sich von einer Frau, die er angeblich liebt, zurückgestoßen fühlt und mit einem Anschlag Rache nehmen will." Nach islamischem Recht erlaubt das "Auge um Auge"-Prinzip Opfern, dem Täter das gleiche Leid zuzufügen. Bahrami wurde in einem Gerichtsurteil das Recht zugestanden, dem Mann, der wegen der Tat eine Gefängnisstrafe absitzt, mit einer Pipette je fünf Tropfen Säure in beide Augen zu träufeln. Der Mann sollte dafür betäubt werden.

Der Fall und die Entscheidung des Gerichts im Jahr 2008 hatten weltweit für Aufsehen gesorgt. Auch iranische Stellen hatten versucht, das Opfer umzustimmen und dazu zu bewegen, auf die Vollstreckung zu verzichten. Bahrami hatte ihre Geschichte auch in einem Buch publik gemacht. (dpa)

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