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Julian Assange: Kampf gegen schwedische Gardinen

Vor einem Londoner Gericht streitet Wikileaks-Gründer Julian Assange gegen seine Auslieferung. Die Entscheidung wurde vertagt. Am Freitag soll die Anhörung fortgesetzt werden.

Marianne Ny stand wieder einmal im Mittelpunkt. Er habe noch nie in seiner Laufbahn einen Tatvorwurf erlebt, der auf schwächeren Füßen stehe, argumentierte der schwedische Anwalt von Wikileaks-Gründer Julian Assange, Björn Hurtig, am zweiten Tag des Verfahrens in London, in dem Assange gegen seine Auslieferung nach Schweden kämpft. Schweden will die Auslieferung Assanges wegen Vorwürfen sexueller Übergriffe. Er soll ohne Kondom Sexualverkehr mit einer Frau gehabt haben, während diese schlief. Staatsanwältin Ny ist diejenige, die das schwedische Verfahren betreibt.

Auch der frühere schwedische Oberstaatsanwalt Sven-Erik Alhem kritisierte Ny, weil sie den Namen Assanges bestätigt hatte, als die Vorwürfe im August letzten Jahres zum ersten Mal an die Öffentlichkeit drangen. Innerhalb von 20 Minuten hätten zwei bis drei Millionen Suchanfragen im Internet den Australier Assange mit Vergewaltigung in Zusammenhang gebracht. Am ersten Verhandlungstag schon hatte eine pensionierte schwedische Richterin, die als Zeugin der Anklage auftrat, Ny Männerhass vorgeworfen. Sie habe vor lauter Vorurteilen „die Balance verloren“.

Im Kreuzverhör durch die Anklage, die Schwedens Auslieferungsantrag vertritt, sagte Alhem aber auch, er wäre an Stelle Assanges nach Schweden gegangen, „um meinen guten Ruf wiederherzustellen“. Strittig vor Gericht war, ob sich Assange durch seine Abreise einer Vernehmung in Schweden entzog oder ob die Staatsanwaltschaft die Schuldvorwürfe veröffentlichte, bevor sie ihm Gelegenheit zu einer Stellungnahme gab. Alhem sagte, er glaube nicht, dass Assange in Gefahr sei, von Schweden an die USA ausgeliefert zu werden. Dies würde einen „völligen Mediensturm auslösen“. Aber es könne Ausnahmen geben, von denen er nichts wisse.

Vor dem Gericht hatten Demonstranten in orangefarbenen „Guantanamo- Overalls“ das Argument der Verteidigung illustriert, eine Auslieferung Assanges nach Schweden bedeute das Risiko, dass Assange dann an die USA ausgeliefert und dort „gefoltert oder hingerichtet“ werde. Nach dem ersten Verhandlungstag hatte Assange erklärt, das Verfahren öffne eine „schwarze Kiste“, auf die Schweden „Vergewaltigung“ geschrieben habe. Nun werde die Welt sehen, dass die Kiste leer sei. Die Anhörung des 39-jährigen Australiers soll am Freitag fortgesetzt werden.

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