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Panorama: Klick it like Beckham

Bei einer Online-Auktion werden für einen EM-Fußball Millionen geboten – alles nur Spaß

Wie werde ich eigentlich noch Millionär? Vielleicht so: Man müsste sich bei einem wichtigen Fußballspiel hinter einem der beiden Tore platzieren, auf ein Elfmeterschießen hoffen und dann die Arme ganz weit ausbreiten, wenn ein nervenschwacher Fußballstar anläuft und den Ball vorbeisemmelt. Genau das will der Spanier Pablo Carral getan haben, als der englische Fußballstar David Beckham im Viertelfinale der Fußball-Europameisterschaft übers portugiesische Tor schoss. Der Ball soll in Carrals Armen gelandet sein. Unterm T-Shirt versteckt habe er ihn dann aus dem Stadion getragen, erzählt er. Und weil der Fußballfan weiß, was so ein Ball von Beckhams Füßen wert sein kann, hat er ihn nun, ein paar Wochen später, im Internet-Auktionshaus Ebay zum Verkauf eingestellt. Startgebot: Ein Euro. Die ersten Angebote: zehn Millionen Euro.

Zehn Millionen Euro für einen Fußball. Die Geschichte um „Beckhams Gurkenball“ („Spiegel online“) hat viel mit Treu und Glauben zu tun. Die schicken, neuen Adidas-EM-Bälle sehen ja alle gleich aus. Wer sagt, dass der Ball bei Ebay genau jener Ball ist, den Beckham über das Tor jagte? Als Ebay-Nutzer hat man ja schon Kriegsschiffe, Häuser und Frauen angeboten bekommen, aber ein sehr speziell getretenes Spielgerät? Und wenn die Geschichte stimmt: Muss man sich nicht jetzt schon Karten für England-Spiele bei der WM 2006 bestellen, möglichst hinterm Tor, vor dem Beckham wieder anläuft?

Der verschossene Elfer und sein glücklicher Adressat – Carral hat als Beweis ein Foto auf die spanische Ebay-Site gestellt. Darauf der Ball, als Aufdruck das Datum des Viertelfinalspiels Portugal gegen England: 24. Juni 2004. Dazu der Spielort Lissabon. „Das Unglaubliche ist, dass der Ball überhaupt zu uns geflogen ist, denn wir waren sehr weit vom Tor entfernt“, lässt sich der 25-jährige Fußballfan aus Coruna zitieren. Zunächst habe er nur an ein nettes Souvenir gedacht, mit dem er seinen Freunden und irgendwann mal den Enkeln imponieren könnte. Doch dies änderte sich, als sein Foto in einem spanischen Sportblatt erschien und seine Identität publik wurde. Eine englische Zeitung habe ihm daraufhin 18000 Euro für den Ball geboten. Vielleicht hätte Carral das Geld lieber gleich annehmen sollen. Doch er ging zu Ebay. Dort scheint sich nun – nach anfänglichem Höchstgeboten von bis zu 10 Millionen Euro und einem ungeheuren Medienhype in den vergangenen Tagen – die Spreu vom Weizen zu trennen. Eine seltsame Internet- Auktion: Die Preise für den (angeblichen) Beckham-Ball gehen jetzt stündlich wieder herunter. Das aktuelle Gebot am Donnerstagnachmittag: 23650 Euro. Nach den zehn Millionen Euro vom Montag muss man sagen: nur noch 23650 Euro. Das ist zwar auch eine ganze Menge Geld für ein zugeflogenes Stück Leder, aber Millionär wird Carral nun wohl doch nicht – auch wenn die Auktion noch bis nächsten Donnerstag, 11 Uhr 57, läuft und die Gebote wieder nach oben gehen können.

Der Grund für den kuriosen Verlauf der Auktion sind so genannte Spaßbieter. Die ersten Millionen-Gebote waren einfach nicht ernst gemeint, sagt eine Ebay-Sprecherin. Das höchste Spaß-Gebot über zehn Millionen Euro kam aus Dresden. Der spanische Fußballfan wurde von Ebay darauf hingewiesen, mit den meisten der potenziellen Käufer Kontakt aufzunehmen. Nur so könne die Ernsthaftigkeit eines Millionen-Angebots geprüft werden (siehe auch Seite 2). Als Käufer kommt nach den Worten der Ebay-Sprecherin jetzt nur noch in Frage, wer Carral ein Fax mit einer Kopie seines Personalausweises schickt. Diese direkte Kontaktaufnahme noch während der Online-Auktion sei kein Präzedenzfall. Auch bei Versteigerungen im Charity-Bereich kann man als Anbieter eine Option wählen, die die direkte Kontaktaufnahme zwischen Anbieter und Bietern vorsieht.

Von wegen Millionär also – Pablo Carral muss es wohl doch weiter mit ehrlicher Arbeit versuchen. Nach der Bereinigung pendelten sich die Offerten für seinen EM-Ball bei 23000 Euro ein. Das sei immer noch zu viel, meint Portugals Nationaltorhüter Ricardo. „Ich würde überhaupt nichts bezahlen. Aber diese verrückten Fans sind zu allem in der Lage.“

Die Versteigerung im Internet:

http://pages.es.ebay.com

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