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Ausschreitungen Rom

© AFP

Krawalle in Italien: Polizist gesteht Todesschuss

Nach dem Tod eines Fußball-Fans in Italien hat sich der mutmaßliche Todesschütze zu Wort gemeldet. Der Schuss habe sich im Laufen gelöst, sagte der Beamte. In der Folge war es am Sonntag zu gewalttätigen Fan-Ausschreitungen in mehreren italienischen Städten gekommen.

"Ich habe erst einen Warnschuss in die Luft abgegeben, der zweite Schuss hat sich beim Laufen gelöst", sagte der Polizist der Zeitung "Corriere della Sera". Er habe auf "niemanden gezielt", betonte der Beamte. "Ich bin ruiniert, ich habe zwei Familien zerstört, die des Jungen und meine eigene", sagte der 31-jährige. Der Polizist hatte bei einer Auseinandersetzung zwischen Anhängern von Lazio Rom und Juventus Turin am Sonntag auf einer Autobahnraststätte einen 26 Jahre alten Lazio-Anhänger tödlich getroffen.

Im Gespräch mit der Zeitung rekonstruierten die Kollegen des Schützen den Hergang auf dem Autobahnrastplatz Badia al Pino. Demnach waren sie auf der Westseite des Rastplatzes auf Streifenfahrt, als sie auf der gegenüberliegenden Ostseite eine Prügelei zwischen den Insassen zweier Fahrzeuge beobachteten. Nachdem sie über Funk Verstärkung gerufen hätten, habe einer der Polizisten aus einer Entfernung von fast 200 Meter einen Warnschuss abgegeben. Daraufhin seien die Personen in ihren Autos losgefahren.

Kugel traf Lazio-Fan im Auto

Um zumindest einen Wagentyp oder das Nummernschild zu erkennen, sei der Kollege mit der Waffe in der Hand hinter den Autos hergelaufen. Dabei habe sich der Schuss gelöst, der unter Umständen noch abgeprallt sei und den 26-jährigen Lazio-Fan dann im Auto getroffen habe. In Folge des tödlichen Zwischenfalls war es am Sonntag zu gewalttätigen Fan-Ausschreitungen in mehreren Städten gekommen. Die Ligaspiele in Mailand und Rom wurden abgesagt.

Sportministerin Giovanna Melandri forderte eine "Denkpause" für den italienischen Fußball gefordert. "Am kommenden Wochenende sollte der Ball ruhen", sagte die Ministerin der "La Gazzetta dello Sport". Die Serie A hat wegen Italiens EM-Qualifikationsspiels am Samstag in Schottland allerdings ohnehin spielfrei. Betroffen wären also nur die unteren Ligen.

Mitreiseverbot für Fans

Am Montagmittag berät die Sport-Aufsichtskommission im römischen Innenministerium über Sofort-Maßnahmen zur Eindämmung der Gewalt im italienischen Fußball. Experten gehen davon aus, dass auf jeden Fall ein Mitreiseverbot für Fans zu den Auswärtsspielen ihrer Clubs beschlossen werden wird. Für Montagnachmittag war auch die Autopsie des getöteten Fans angesetzt.

Bei den Krawallen in Rom gab es nach neuesten Polizeiangaben 40 Verletzte. Drei Personen wurden festgenommen. Randalieren griffen Polizeidienststellen an, setzten mehrere Autos in Brand und zerstörten am Sitz des Nationalen Olympischen Komitees Italiens (CONI) Marmorskulpturen, die Countdown-Uhr für die Spiele in Peking 2008 sowie Büroeinrichtungen. (mit dpa)

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