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Lotterie: Win-win-Situation in Spanien

Die Weihnachtsbescherung fand in Spanien bereits am Wochenende statt. Die spanische Weihnachtslotterie, die größte der Welt, ließ 2,2 Milliarden Euro über dem Land niederregnen. Allein für „El Gordo“, „den Dicken“, wurden 555 Millionen Euro ausgeschüttet.

Der erste Hauptgewinn von jeweils drei Millionen Euro, genannt „El Gordo“ (der Dicke), entfiel dieses Jahr auf die Lose mit der Nummer 06381. Da alle Losnummern 185 Mal verkauft worden waren, wurden auch 185 Hauptgewinne ausgeschüttet. Mehr als die Hälfte davon – insgesamt eine Summe von 360 Millionen Euro – ging an Loskäufer in der Region Asturien in Nordspanien. Besonders hold war das Glück dem Bergarbeiterdorf Nava, auf dessen knapp 2000 Einwohner sagenhafte 270 Millionen Euro herabprasselten. Praktisch alle Familien dieses Nestes hatten Anteilsscheine an dem Glückslos gekauft. Es war vom Dorfverein und einer Hausfrauen-Vereinigung vertrieben worden. Für einen Einsatz von 20 Euro bekommen die Dörfler nun Gewinne von jeweils 300 000 Euro überwiesen. Viele Menschen in Nava brachen in Tränen aus, als sie im Fernsehen, wo die Lottoziehung live übertragen wurde, von ihrem Glücksfall hörten. Dann knallten Korken und die Bewohner tanzten auf den Straßen. Die Bergbauregion in Asturien ist arm. Hier wurden in den letzten Jahren viele Minen geschlossen.

Die spanische Weihnachtslotterie ist nicht nur die größte, sondern auch die älteste der Welt. Ihre Anfänge gehen auf das Jahr 1763 zurück. In der heutigen Form wird sie seit 1812 ausgespielt. Jeder Spanier – Babys und Alte mitgerechnet – hatte in diesem Jahr im Durchschnitt mehr als 70 Euro für den Kauf von Losen ausgegeben. Mehr als 80 Prozent der Bevölkerung nahmen an der Lotterie teil. Da ein ganzes Los 200 Euro kostet, kaufen die Spanier sich normalerweise nur Anteile in Form von Zehntel-Losen – so schüttet Fortuna ihr Füllhorn über ganze Ortschaften oder Stadtviertel aus.

Die traditionelle Ziehung der Gewinnzahlen durch Kinder eines Waisenhauses wird stundenland im Fernsehen übertragen. Der Ziehungssaal wird in den letzten Stunden vor der Zeremonie mit Sicherheitskameras überwacht und mit drei Spezialschlössern verriegelt. Niemand soll sich an der zweieinhalb Meter großen Lostrommel und den 85 000 aus Buchsbaumholz gefertigten Kugeln zu schaffen machen. Die Waisenkinder haben sich Wochen auf die Prozedur vorbereitet und das Vorsingen der Losnummern und der ihnen zugelosen Gewinnsummen in zusätzlichen Schulstunden geübt. Ein Sieger steht schon vor der Ziehung fest: der spanische Fiskus. Dank der Lotterie fließen etwa 700 Millionen Euro in die Staatskassen.

Auch in einem weiteren Dorf in Nordspanien herrschte Fiestastimmung. Das kleine katalanische Pyrenäendorf Sort, dessen Name sich mit „Glück“ übersetzen lässt, blieb seinem guten Ruf treu: Die inzwischen schon international berühmte Lottobude namens „Goldhexe“ brachte auch dieses Jahr wieder viel Geld unter die Leute. Insgesamt 101 Millionen Euro an Gewinnen fielen auf Lose, die von der „Goldhexe“ verkauft wurden. Das Spielfieber seiner Kunden machte den Besitzer so reich, dass er inzwischen eine eigene Fluglinie gründen konnte und erfolgreich mit Immobilien handelt.

Dass Glück noch mehr Glück anzieht, gilt offenbar auch für die katalanischen Kleinstadt Vic. Dort verteilte jener Lottokiosk, der 2005 bereits den „Gordo“ in Höhe von mehr als 500 Millionen Euro unters Volks brachte, erneut knapp 50 Millionen des „Dicken“ an seine Kunden.

Auf Teneriffa herrschte derweil Katzenjammer: Ein Lotterieverkäufer hatte dort zehn Lose mit der Glückzahl des „Gordo“ an die Lotto-Zentrale zurückgeschickt: „Keiner wollte diese Nummer kaufen.“

Ralph Schulze[Madrid]

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