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Malta. Ein Referendum soll darüber entscheiden, ob die Vogeljagd verboten werden soll.

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Malta stimmt ab: Das Aus für die Vogeljagd?

Naturschützern auf Malta ist es gelungen, ein Referendum zu erwirken: Am Samstag stimmt das Land darüber ab, ob die traditionelle Vogeljagd verboten werden soll.

Die Malteser lassen es gerne krachen. Die nur 28 lange und maximal 13 Kilometer breite Insel im Mittelmeer bringt erfahrungsgemäß die besten Feuerwerker der Welt hervor. Während der beliebten Lichtshowfeuerwerke erstrahlt dann die filmkulissenerprobte, einst vom Malteserritterorden belebte Hauptstadt Valletta stets im besonders effektvollen Licht. Doch jetzt, während der letzten drei Wochen im April, rummst und kracht es ständig auch auf andere Weise. Es ist Vogeljagdsaison, und die Hobbyjäger feuern gern und viel. Doch damit hat es, so hoffen jedenfalls Naturschützer auf Malta, nun möglicherweise ein Ende. Am heutigen Sonnabend findet im kleinsten Mitgliedsstaat der EU ein Referendum zur Abschaffung der im Frühjahr so beliebten Vogeljagd statt.

Ab sieben Uhr früh bis zehn Uhr nachts können heute alle volljährigen Inselbewohner mit maltesischem Pass abstimmen. Dafür sind in öffentlichen Gebäuden wie Schulen Wahlkabinen aufgestellt: Ja, ich bin für die Abschaffung der Vogeljagd im Frühjahr. Oder: Nein, ich will, dass alles so bleibt wie bisher. Möglicherweise gelingt den Naturschutzverbänden ja ein kleines Wunder in dem sehr traditionsreichen und katholisch geprägten Inselstaat mit den drei Inseln Malta, Gozo und Comino. Die letzte Probeabstimmung ging sehr knapp aus, zugunsten der Tiere, sagt Nicholas Barbara, 31, „Conservation Manager“ der Vogelschutzorganisation „Bird Life Malta“.

Abschussquoten werden umgangen

Vogeljagd hat auf dem verhältnismäßig kargen Eiland südlich Italiens und nördlich von Libyen Tradition. Früher schossen die Jäger, um die Vögel in die Pfanne zu hauen. Heute hat der Staat für die Frühjahrsjagd Abschussquoten vorgegeben: Die letzten drei Aprilwochen dürfen auf öffentlichem Grund nicht mehr als 11 000 Turteltauben und 5000 Wachteln gejagt werden. Wer was erlegt hat, soll eine SMS an die Behörden schicken, die Zahlen werden automatisiert erfasst, sagt Barbara. Doch in der Praxis erlegen die Jäger immer ausgerechnet erst in letzten Tagen vor Ende der Saison die Vögel. Sprich: Laut Naturschützern werden längst nicht alle toten Tiere gemeldet.

Viel schlimmer noch seien die illegalen Abschüsse oder Fehltreffer, schildern die Vertreter der Vogelschutzverbände die Lage. Denn Malta liegt genau in den Zugvögelrouten, und allzu oft werden hoch gefährdete, geschützte Arten wie die Steppenweihe abgeschossen. Die sich am Boden quälenden oder jämmerlich im Meer treibenden Tiere werden mitunter von Seglern oder Surfern gesichtet. Oder Picknickgäste und Spaziergänger finden sie.

Märkisches Wappentier wurde auch abgeschossen

So wie im Jahr 2007, als der dann Schlagzeilen verursachende brandenburgische Schreiadler Sigmar im südöstlichen Malta abgeschossen wurde. Das Wappentier des Bundeslandes war beringt und Teil eines Artenschutzprogramms märkischer Naturschützer. Der von ihnen mühsam aufgezogene Schreiadler war sogar noch mit der Staatsfluglinie Air Malta zurück nach Berlin geflogen worden zur Behandlung. Doch die Verletzungen waren zu schwer, Sigmar musste schließlich eingeschläfert werden.

Malta ist der dichtestbesiedelte Inselstaat Europas – und das ist auch eines der Argumente, mit dem die Naturschützer bei ihrer Kampagne argumentierten: Das wenige Land, das wir haben, gehört allen und sollte von allen genutzt werden können, ohne dass einem Schüsse in den Ohren knallen. Derzeit darf werktags ab zwei Stunden vor Sonnenaufgang und bis zwei Uhr nachmittags, an den Wochenenden bis 12 Uhr mittags geschossen werden.

Die traditionelle Jägerschaft aller Altersgruppen mit Jagdschein wurde mit eingängigen Argumenten zu überzeugen versucht: Die Vögel seien auf dem Weg, um in Nordeuropa zu brüten, ihre eigenen Familien zu gründen, das könnt ihr ihnen nicht nehmen! Auch prominente Inselbewohner warben. Man wolle den Jägern ihre Leidenschaft ja nicht gänzlich nehmen, heißt es: Es bliebe ihnen ja noch die EU-weit erlaubte Herbstjagd. Mal sehen, ob auf der Insel die heutige kleine Revolution gelingt.

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