zum Hauptinhalt

Fashion Week in Berlin: Strenesse: Mit scharfer Kante

Früher war das Unternehmen Familiensache, jetzt ist alles anders: Strenesse testet auf der Fashion Week, ob der Neustart der Marke gut ankommt.

An Strenesse kann man prima erklären, wofür die Berliner Fashion Week gut sein kann. Hier kann das Traditionsunternehmen aus Nördlingen in aller Ruhe testen, ob der Neustart der Marke ankommt und ob es gelingt, nicht immer nur über die Probleme der deutschen Mode im Allgemeinen und die von Strenesse im Besonderen zu sprechen. Das würde sich zumindest ihrer neuer Chef Jürgen Gessler wünschen. „Wir können nicht verhindern, was geschrieben wird, wir können nur versuchen, den besseren Job zu machen.“

Strenesse ging es schon mal deutlich besser, doch vor zwei Jahren meldete das Unternehmen Insolvenz an. Seitdem hat sich fast alles verändert. Die Gründerfamilie ist raus, der Firmensitz verkauft, es gibt neue Investoren und Gessler, der sich mit zehn Prozent in die Firma eingekauft hat. Nach der Präsentation in der Nähe des Brandenburger Tors steht er zwischen seinen Gästen und schüttelt einer Moderatorin die Hand. „Genau auf den Punkt“, ruft sie begeistert, und ihre Begleitung zwitschert dazwischen: „Mir gefiel besonders der hellblaue Anzug.“

Die klare Handschrift von Strenesse ist also geblieben: scharfe Anzüge, weiße Hemden und Mäntel in feinem Glencheck. Das ist die gelungene Verweiblichung der Herrenmode, die in Deutschland so eigentlich nur Strenesse beherrscht. Aber ihr Stil kann auch romantisch sein, das bewies die Marke im vergangenen Sommer im Berliner Modesalon mit einer ausgesprochen femininen Kollektion. Da gab es mit Blumenmustern verzierte Kleider, Stickereien, glänzende Collegejacken und verspielte Jacken.

Strenesse war Familiensache

Lange ist es her, da war Strenesse eine wichtige Marke, die mit Jil Sander und Hugo Boss als Vertreter der deutschen Mode im Ausland gefeiert wurde. Vor 20 Jahren zeigte Strenesse auf der Mailänder Modewoche, ließ Christy Turlington von Peter Lindbergh fotografieren. Strenesse war Familiensache – Gabriele Strehle kümmerte sich um den Entwurf, ihr Mann ums Geschäft, ihre Kinder wurden auf die Nachfolge vorbereitet.

Heute sind die Strehles geschieden, keiner aus der Familie arbeitet mehr im Unternehmen. Geblieben sind all die treuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die für Gessler ein Grund sind, nicht aus Schwaben wegzugehen: „Nördlingen ist der Kern der Marke. Hier leben unsere Schnittmacher und die Näherinnen, diese Kompetenz ist sehr wichtig für ein Unternehmen wie unseres.“ gth

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false