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Gosia Baczynska: Die tapfere Schneiderin

Nicht erst auf der Fashion Week in Lodz zeigte sich: Gosia Baczynskas Mode hat Humor. Sie ist eine der Pionierinnen der polnischen Mode.

Ein Mädchen mit blonden Zöpfen steht am geöffneten Fenster, in der Hand hält es einen Böller, die Zündschnur brennt. Darunter steht: „Sag niemanden, was zu Hause los ist.“ Gosia Baczynska hat dieses Bild auf ein rosafarbenes Seidenkleid gemalt. Das ist lustig, und das wiederum passiert nicht oft in der polnischen Mode. Die meisten polnischen Designer nehmen ihren Beruf sehr ernst. Bei Gosia Baczynska ist das anders: Humor ist ihr wichtig. Sie weiß, dass Brüche Kleider oft erst interessant machen.

Auch Gosia Baczynska entwirft Paillettenkleider für TV-Moderatorinnen, aber bei ihr sind die glitzernden Hängerchen mit weißer Farbe bemalt. Ein heidelbeerfarbenes Kleid aus schwerem Wollkrepp hat einen ausgestellten Rock mit zwei breiten Stoffstreifen in Froschgrün und Cremeweiß am Saum. Es sieht gleichzeitig elegant und so komisch aus, dass es in eine Comicverfilmung passen würde.

Sie selbst nennt sich auf ihrer Homepage „the biggest polish fashion designer“. Damit meint sie, dass sie die wichtigste Designerin in Polen ist – aber eben auch die dickste. In keines der Kleider, die in ihrer Boutique im Warschauer Viertel Praha hängen, würde sie hineinpassen. Doch sie betrachtet ihre Kleider mit einem zärtlichen Blick wie eine Mutter ihre Kinder.

Im Oktober war sie zum ersten Mal mit ihrer Kollektion auf der Pariser Modewoche. „Ich bin dort noch ein No Name, aber den Leuten hat es gefallen.“ Sie weiß, dass sie auf dem Niveau der internationalen Designer mitspielen kann, doch den letzten Satz murmelt sie ein wenig verlegen, als sei es peinlich, so etwas zu sagen.

Auf der Fashion Week in Lodz war sie nur, um mit jungen Designern zu diskutieren, nicht, um ihre Mode zu präsentieren. „Ich will wirklich niemanden beleidigen, aber ich kann dort nicht zeigen. Lodz hat einfach nicht genug Renommee.“

Gosia Baczynska ist 44 Jahre alt, seit 1997 macht sie ihre eigenen Kleider und gehört damit zu den Pionierinnen der polnischen Mode. „15 Jahre sind hier etwas anders als im Ausland“, sagt sie.

Als sie begann, war sie die einzige Modedesignerin weit und breit: „Dieser Beruf existierte nicht.“ Deshalb ging sie für ein Jahr nach London und arbeitete dort in einem Schneideratelier. Seitdem weiß sie: „Ich will nie wieder etwas anderes machen.“

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