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Sam Frenzel: Kein Hauch von Nostalgie

Was Sam Frenzel bei seiner Schau zeigte, wird man später vielleicht mal als den Anfang einer Erfolgsserie bezeichnen. Auch wenn er bei seiner Kollektion an Miami Beach und die fitten Frauen der achtziger Jahre gedacht hatte, entwarf er keinesfalls nostalgische Kleidung.

Bescheidenheit ist keine Zier. So viel hat Sam Frenzel auf jeden Fall schon gelernt in seiner Zeit in Paris. Mit der ersten Schau im Rahmen des Wettbewerbs „Designer for Tomorrow“ im Sommer sei ihm „völlig unbeabsichtigt ein Traumdebüt“ gelungen, sagte der Designer vor seiner Präsentation. „Jetzt muss die zweite natürlich ein Knüller werden.“ Was er am Mittwochnachmittag zeigte, war das, was man später vielleicht mal als den Anfang einer Erfolgsserie bezeichnen wird. Auch wenn er bei seiner Kollektion an Miami Beach und die fitten Frauen der achtziger Jahre wie Brooke Shields und Jerry Hall gedacht hatte, entwarf er keinesfalls nostalgische Kleidung. Schon das erste Outfit, ein großschultriger Blazer mit tiefem Revers, kombiniert mit grob gestrickten Hosen und ebensolchem Bustier, gaukelte den kalifornischen Glamour nur vor. Material und Farbe – gewalkte Wolle in Wollweiß – konterkarierten den ersten Eindruck. Genau wie der eiförmige Mantel mit einer horizontalen Naht an der breitesten Stelle und die wie Bienenkörbe gestrickten Kleider schienen wie gemacht für einen Berliner, wenn nicht sibirischen Winter. Die pinkfarbenen Chiffonkleider mit geflochtenen Trägern, die roséfarbenen Tulpenröcke, bei denen an der Taille graue Falten aufspringen, sorgten dafür, dass die Kollektion einen guten Spannungsbogen hatte. Sam Frenzel steht erst am Anfang, denkt aber jetzt schon an die ganze Dekoration: Zum Beispiel mit engen Wollkappen mit Schließen unter dem Kinn für den Alltag und kristallbesetzten Hauben wie gemacht für einen Falknerball. Farblich betrachtet, wäre auch die Präsentation von Bernadette Penkov perfekt für eine ländlich ausgerichtete Festivität. Die Berliner Königin des Wollmantels verwendete jede Schattierung von Braun für ihre militärisch streng geschnittenen Mäntel, die alle mit einem anderen reizenden Detail aufwarteten. Mal ein appliziertes Lederdreieck vorne am Kragen, dann in kleinen Gruppen angeordnete Goldknöpfe, später eine Stoffpasse hinten über der Schulter, die sich wie durch eine Windbö leicht wölbte. Die Designerin gehört schon fast zur alten Garde – ihre Kollektionen sind fester Bestandteil der Berliner Modewoche geworden. Deshalb war es schön, auch dieses Mal an der Weiterentwicklung ihres Stils teilzuhaben: Die zurückhaltende, immer etwas fröstelnde Eleganz, die auch die Berliner Designerin selbst ausstrahlt, setzte sie gekonnt um in hinten körperbetonten, vorne in diagonale Falten gelegten Kleidern aus fließenden Wollstoffen oder Kleidern, über deren Vorderteil Satineinsätze liefen. Dass sie dabei auf Showelemente gänzlich verzichtete und stattdessen eher auf Tragbarkeit setzte, passte gut ins Gesamtbild. 

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