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Die Angehörigen protestieren fast täglich.

© Reuters

Nach Verschwinden von 43 Studenten: Angehörige starten Proteste in ganz Mexiko

Die Wut über das grausame Verbrechen entlädt sich zunehmend auf der Straße. Verwandte und Kommilitonen der Opfer trauen den Behörden nicht mehr. Jetzt werben sie im ganzen Land um Solidarität und Unterstützung.

Nach dem mutmaßlichen Mord an Dutzenden jungen Leuten in Mexiko tragen die Angehörigen den Protest gegen Gewalt und Straflosigkeit ins ganze Land. Am Donnerstag brachen sie zu Demonstrationszügen im Norden, Süden und Westen des Landes auf. Insgesamt wollen sie in zehn der 31 Bundesstaaten Mexikos um Unterstützung werben. Für den 20. November kündigten die Familien eine Kundgebung auf dem zentralen Platz Zócalo in Mexiko-Stadt an.

Die 43 Studenten waren Anfang September verschleppt worden

Nach Meinung der Demonstranten tun die Behörden zu wenig für die Aufklärung des Verbrechens in der Stadt Iguala. Korrupte Polizisten hatten dort Ende September 43 Lehramtsstudenten verschleppt und der kriminellen Organisation „Guerreros Unidos“ übergeben. Inhaftierte Bandenmitglieder gestanden mittlerweile, die Studenten getötet und verbrannt zu haben. Drahtzieher der Tat soll das Bürgermeisterehepaar von
Iguala sein.

„Wir verlangen, dass sie uns unsere Söhne zurückgeben. Sie sind nicht verschwunden, die Regierung hat sie versteckt, irgendwo“, sagte Carmelita Cruz, die Mutter eines der Verschleppten. Die Angehörigen glauben nicht, dass die Studenten tot sind. Das Misstrauen gegenüber den Behörden sitzt tief. Sie vertrauen nur externen Experten wie einem Forensiker-Team aus Argentinien, das sich an den Ermittlungen beteiligt.

Manche Angehörige glauben nicht, dass die jungen Leute tot sind

„Die Regierung spricht, ohne Beweise vorzulegen. Wir glauben ihnen, wenn uns die Argentinier sagen, was passiert ist“, sagte Cruz. Am Tatort entdeckte Knochen werden am gerichtsmedizinischen Institut in Innsbruck analysiert. Bei ihren Protestzügen durchs Land wollen die Angehörigen und Kommilitonen der vermissten Studenten nun über ihre Lage informieren und um Solidarität werben. „Wir werden uns mit sozialen Bewegungen im ganzen Land verbünden. Die Straflosigkeit der Herrschenden wollen wir nicht länger hinnehmen“, sagte der Sprecher der Opferfamilien, Felipe de la Cruz.

Am Mittwoch stürmten Demonstranten das Regionalparlament des Bundesstaats Guerrero

Die Wut über das Verbrechen entlädt sich immer häufiger auf der Straße: Am Mittwoch stürmten Demonstranten das Regionalparlament des Bundesstaats Guerrero und legten Feuer im Plenarsaal. Zuvor hatten aufgebrachte Lehrer der radikalen Gewerkschaft Ceteg in der Provinzhauptstadt Chilpancingo Büros des regionalen Bildungsministeriums angegriffen. Bereits in den vergangenen Tagen war es in der Region und in der mexikanischen Hauptstadt zu Krawallen gekommen. Studenten und Angehörige besetzten vorübergehend den Flughafen des Urlaubsorts Acapulco. In Mexiko-Stadt versuchten Demonstranten, in den Nationalpalast einzudringen und legten Feuer an einem der Tore. dpa

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