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Piraten-Überfall: Deutscher Frachter gekapert

Erneuter Piraten-Überfall vor Somalias Küste: Nachdem am vergangenen Wochenende ein niederländischer Frachter gekapert worden war, hat es nun ein deutsches Schiff erwischt. Offenbar hat es nur ein Schnellboot mit vier Freibeutern gebraucht, um den Frachter einer Lübecker Reederei aufzubringen.

Schwer bewaffnete Piraten haben vor der Küste Somalias ein deutsches Frachtschiff gekapert. Die 120 Meter lange "Lehmann Timber" sei bereits am vergangenen Mittwoch überfallen worden, teilte die Hamburger Befrachtungsagentur Eurocargoservices (ECS) am Freitag mit. Derzeit werde alles unternommen, die 15 Mann Besatzung an Bord und das Schiff frei zu bekommen. Der Massengutfrachter der Lübecker Reederei Karl Lehmann KG war auf dem Weg aus dem Golf von Aden in Richtung Suez. Am vergangenen Sonntag war in dem Seegebiet ein Frachtschiff der niederländischen Reederei Reidershipping gekapert worden, die zur Buss-Gruppe aus dem niedersächsischen Leer gehört.

Nach Angaben aus Schifffahrtskreisen wurde die "Lehmann Timber" am Mittwoch gegen 12.00 Uhr deutscher Zeit von den vier Piraten auf einem kleinen Schnellboot attackiert. Die Besatzung des Frachters habe noch über UKW-Funk einen Notruf abgesetzt, der von einem knapp 50 Kilometer entfernt fahrenden Schiff aufgefangen wurde.

In dem Funkspruch teilte die "Lehmann Timber" ihre genaue Position mit. Der Notruf endete mit der Ankündigung, die Geschwindigkeit zu reduzieren. Seither gab es keine allgemein verbreitete Nachricht von Bord des Schiffes. Unter dem Kommando eines aus Russland stammenden Kapitäns fahren auf dem 2007 in Dienst gestellten Frachter vier Offiziere aus der Ukraine, ein Este sowie neun Matrosen aus Birma.

Fregatte "Emden" darf nicht aktiv werden

Nach den derzeit vorliegenden Informationen sei die Besatzung den Umständen entsprechend wohlauf, teilte ECS mit. Angaben zu den Bemühungen um die Befreiung von Besatzung und Schiff wollte das Unternehmen nicht machen, ebenso wenig zu der derzeitigen Position und der Ladung des Schiffes.

Das Auswärtige Amt ist nach Angaben einer Sprecherin in das Geschehen eingeschaltet und "hält ständig Kontakt zu allen zuständigen Behörden". Auch die Deutsche Marine sei unterrichtet, aber derzeit nicht näher mit dem Vorfall befasst, sagte ein Sprecher des Flottenkommandos in Glücksburg.

Die Marine kontrolliert im Rahmen der "Operation Enduring Freedom" die internationalen Seegewässer vor Somalia. Die Besatzung der dort derzeit eingesetzten Fregatte "Emden" darf dem Bundestagsmandat zufolge aber nicht aktiv gegen Piraten vorgehen.

Niederländischer Frachter ebenfalls gekapert

Am vergangenen Wochenende hatten Piraten den Frachter "Amiya Scan" gekapert. Das 86 Meter lange Schiff eines niederländischen Tochterunternehmens der Reederei Buss aus dem ostfriesischen Leer soll inzwischen einen somalischen Hafen angelaufen haben, aber immer noch in der Gewalt der Piraten sein.

Vor der Küste Somalias verläuft eine der meist befahrenen Schifffahrtswege der Welt. Das von Unruhen geschüttelte Land verfügt über keine nennenswerten Seestreitkräfte, die der wachsenden Zahl von Piratenüberfällen Einhalt gebieten könnten.

Der spektakulärste Fall der jüngeren Zeit war die Entführung einer französischen Luxus-Jacht, die im April von französischen Truppen befreit wurde. Die Internationale Schifffahrtsorganisation empfiehlt Schiffen, einen Mindestabstand von knapp 400 Kilometer von der somalischen Küste zu halten. (ck/dpa)

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