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Strahlende Prinzessin. Kate Middleton hat ihre ersten öffentlichen Auftritte hervorragend gemeistert.

© AFP

Princess Lovely: In vier Wochen ist königliche Hochzeit in London

Noch vier Wochen, dann ist Schluss mit Middleton, dann wird sie nur noch Catherine heißen - die Briten lieben sie. Und die Hochzeit mit William am 29. April wird das Ereignis des Jahres.

Ein bisschen unsicher nur war das Paar, als sich William und Kate, oder genauer, Seine Königliche Hoheit Prinz William und Catherine Middleton, im neuseeländischen Hochkommissariat ins Kondolenzbuch für die Erdbebenopfer eintrugen. „William“ schrieb er mit einem routinierten Schlenker, dem nur noch das „R“ für „Rex“ zu fehlen schien. Sie ließ sich mit fragendem Blick die Stelle zeigen, wo der Name hingehörte und schrieb dann wie gestochen: „Catherine Middleton“.

Noch vier Wochen, dann ist Schluss mit Middleton, dann wird sie nur noch Catherine heißen. Als Kate wird sie mit dem Auto zur Westminster Abbey fahren und als Prinzessin Catherine of Wales in einer goldenen Kutsche wieder davonfahren. Wenn es der Königin gefällt, wird sie eine Herzogin sein. Und eines Tages wird die Tochter der Stewardess aus dem durch die TV-Komödie „The Office“ bekannt gewordenen Spießerort Slough gegenüber Windsor Castle auf der anderen Seite der Themse, Queen Catherine.

Wie im Märchen. Oder ist es gar kein Märchen, sondern nur die Geschichte einer ehrgeizigen, berechnenden sozialen Aufsteigerin, wie die Gehässigen glauben? Die Geschichte von „Waity Katie“, die jahrelang auf den Prinzen lauerte, von dem sie angeblich schon auf der Privatschule Marlborough träumte? Die auf Anraten ihrer Mutter die Uni wechselte, als bekannt wurde, dass William in St. Andrews studieren würde?

Die Hochzeit am 29. April wird das Ereignis des Jahres. „Die Augen der Welt werden auf Großbritannien ruhen“, weiß die Touristenorganisation „Visit Britain“. Eine Woche wird gefeiert. Die Party beginnt schon am Osterwochenende mit einem Rockkonzert auf dem Trafalgar Square. Für 200 „Street Parties“ wurden schon Straßensperrungen beantragt. Partyversandunternehmen bieten Picknickbesteck in den Nationalfarben blau, rot und weiß, Union-Jack-Fähnchen und Bowler Hüte mit der Nationalflagge an. Das lebensgroße Pappkarton-Konterfei des Hochzeitspaares zum Aufstellen kostet 37 Pfund 50. Nur „Partypieces.co.uk“, der Versand, mit dem Kates Eltern zu Geld gekommen sind, hält sich dezent zurück und belässt es bei den üblichen Ausrüstungen für Kinderpartys wie dem Set zum Thema „Die Prinzessin und der Frosch“.

Kein Tag ohne Hochzeitsneuigkeit. Wer entwirft das Hochzeitskleid, was kostet die offizielle Fünf-Pfund-Sondermünze mit den Profilen des Paares (9 Pfund 99), wo wird der „21-Schuss-Salut“ zur Feier abgeschossen (in einem Fort aus der Zeit der napoleonischen Kriege), wohin wird die Hochzeitsreise führen (ein Ort in Großbritannien selbst, hofft die britische Touristenindustrie).

Die Spekulationen über die Gästeliste halten an. Keine deutschen Verwandten, aber der Sultan von Bahrein – wenn er nicht vorher gestürzt wird – und Chan und Hash Shinhgadia, die Inhaber des Geschäfts in Buckleberry, wo Kate ihre Haribo-Süßigkeiten kaufte. Monate, Jahre wurde Kate der Öffentlichkeit vorenthalten. Aber seit sie sich die ersten paar Male an der Seite des Prinzen zeigte, wächst die Bewunderung. In Wales taufte sie ein Schiff und man staunte, wie perfekt sie den Text der walisischen Nationalhymne gelernt hatte. „Sie ist so normal, sie ist wunderbar“, entzückte sich Frieda Hilton aus Anglesey, wo Hubschrauberpilot William Wales seinen Dienst bei den Luftrettern versieht.

Am nächsten Tag beim Besuch ihrer alten Uni St. Andrews lief es noch besser. Kate kam kamerafreundlich in leuchtendem Rot, lächelte nach allen Seiten, schüttelte Hände, machte Small Talk und als sie sich nach ihrem ersten Bad in der Menge endlich von den Fans löste, saß William schon wartend in der Staatskarosse. Niemand hätte gedacht, dass hier eine Anfängerin am Werk war. Alle mögen sie und alle wollen sie für sich haben. Boulevardzeitungen nennen sie „Kate“, weil sie „eine von uns“ ist.

Die Palaststrategen dagegen nennen sie Catherine und Sir David Manning, außenpolitischer Berater des früheren Premiers Tony Blair, gibt ihr Unterricht in den Feinheiten des diplomatischen Protokolls. Sie soll eine gelehrige Schülerin sein. Die Modekolumnisten werden ungeduldig. Wann endlich wird sie in Dianas Fußstapfen treten und die neue Glamour-Prinzessin werden. „Zu allem kniehohe schwarze Stiefel?“ rümpfen sie die Nase. „Kate hat keinen Stil“, resümierte Modeschöpferin Vivienne Westwood, die beim Hochzeitskleid nicht zum Zuge kam. Kate trug in Wales ihren fünf Jahre alten Mantel auf. Sie folgte dem Beispiel der sparsamen Queen und lag genau richtig damit.

Die einen wollen sie als Modepuppe und „Style-Queen“, die andere loben, dass sie rudert und mit William auf die Jagd geht. Monarchisten sehen sie als eine Vitaminspritze für die Monarchie. In einer Umfrage unter Londonern stand die Monarchie zusammen mit Kunst, Theater und der kosmopolitischen Atmosphäre ganz oben bei Attraktionen der Stadt. 70 Prozent sprechen sich konstant für die Beibehaltung der Monarchie aus. Es geht nun nicht mehr um ihre Abschaffung, sondern ob William und Kate nicht am besten gleich das nächste Königspaar werden sollen. Diana war überfordert. Ihr fehlte es an Selbstbewusstsein, der Unterstützung einer intakten Familie und eines verständnisvollen Mannes. Bei Kate, glauben nun alle, wird es anders gehen. Die ersten öffentlichen Auftritte haben ihrem Ansehen mächtig Auftrieb gegeben. Sie ist älter, erfahrener, bodenständiger. Vielleicht auch weniger eitel und etwas selbstsicherer. Die Royals haben ihre Lektion gelernt.

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