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Prozess in Antalya: Der Fall Marco - die nächste Runde

Ein türkisches Gericht verhandelt weiter die Missbrauchsanklage gegen den jungen Uelzener Marco Weiss. Und es ist kein Urteil in Sicht.

Es ist still geworden in der Umgebung des imposanten Gerichtsgebäudes der türkischen Mittelmeerstadt Antalya. Vor fast genau einem Jahr drängten sich Reporter und Kamerateams, um beim zweiten Verhandlungstag im Prozess gegen den deutschen Teenager Marco Weiss einen Satz oder ein Bild des Angeklagten zu erhaschen. Inzwischen ist Marco längst wieder zu Hause im niedersächsischen Uelzen, doch der Prozess gegen ihn läuft immer noch. Auch bei der Fortsetzung des Verfahrens an diesem Freitag erwartet niemand ein Urteil. Eine Entscheidung werde frühestens im Herbst zu erwarten sein, sagt der Vertreter der Nebenklage, Ömer Aycan.

Fast 15 Monate nach der Verhaftung von Marco Weiss in einem Hotel in Side bei Antalya ist noch nicht geklärt, ob sich der damals 17-Jährige an seiner vier Jahre jüngeren Urlaubsbekanntschaft Charlotte M. aus Großbritannien vergangen hat. Charlottes Familie spricht von sexuellem Missbrauch – Marco dagegen von heftigen Schmusereien mit beiderseitigem Einverständnis. Außerdem habe sich Charlotte als 15-Jährige ausgegeben.

Acht Monate saß Marco Weiss in türkischer Untersuchungshaft, bevor ihn das Schwurgericht in Antalya kurz vor Weihnachten letzten Jahres auf freien Fuß setzte. Seitdem ist Marco nicht mehr in Antalya gewesen; er ist zur Teilnahme an dem Prozess nicht verpflichtet. Auch zur Fortsetzung des Prozesses an diesem Freitag werden weder er noch seine Eltern vor Gericht erscheinen. Charlotte ist ebenfalls bisher nicht zum Gerichtsprozess nach Antalya gekommen.

Laut Anwalt Ömer fehlt in den Gerichtsakten nach wie vor ein medizinisches Gutachten, das Widersprüche in den ursprünglichen Befunden beim mutmaßlichen Missbrauchsopfer Charlotte aufklären soll. Der Arzt, den Charlotte zusammen mit ihrer Mutter nach der fraglichen Nacht aufsuchte, hatte vor Gericht ausgesagt, das Mädchen habe sehr ruhig gewirkt; auch habe es keine Spuren einer Gewaltanwendung gegeben. In einer schriftlichen Fassung seines Gutachtens hatte derselbe Mediziner nach Angaben aus Justizkreisen aber betont, dass eine Vergewaltigung nicht auszuschließen sei. Weil das Gutachten noch aussteht, dürfte der Prozess wieder vertagt werden. Und da türkische Gerichte die Verhandlungstage in ihren Prozessen im Monatstakt abhandeln und im August die Sommerpause der Justiz beginnt, ist sehr gut möglich, dass es erst im September oder gar im Oktober weitergeht. 

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