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Ottfried Fischer, von Krankheit schwer gezeichnet.

© dpa

Prozess: Schwer gezeichnet kämpft Ottfried Fischer weiter gegen „Bild“

Vom Fernsehen hat er sich verabschiedet, der schwerkranke Schauspieler und Kabarettist Ottfried Fischer. Aber die Geschichte mit "Bild" lässt er nicht auf sich sitzen. Am Dienstag begann erneut der Prozess um die Rotlicht-Geschichte.

Der Gesundheitszustand des an Parkinson erkrankten 59 Jahre alten Ottfried Fischer hat sich seit der ersten Verhandlung sichtlich verschlechtert. Wenn er, mit dem Rücken zu den Zuschauern, über die damaligen Geschehnisse spricht, ist manches davon akustisch nicht zu verstehen. Er nuschelt, haspelt, verschluckt Silben. Ein von der Krankheit schwer gezeichneter Mann, der erst vor drei Wochen seinen Abschied als TV-Kabarettist mit „Ottis Schlachthof“ gefeiert hatte.

Die Beteiligten im Gerichtssaal kennen sich schon ganz gut, seit mehr als zwei Jahren wird hier derselbe Fall verhandelt: Ottfried Fischer hat den Kampf mit Deutschlands mächtigstem Boulevardblatt aufgenommen – der „Bild“-Zeitung. Er fühlte sich wegen seiner Prostituiertenaffäre und einem illegal aufgenommenen Video zur Zusammenarbeit für ein Interview genötigt und in seinem „höchstpersönlichen Lebensbereich“ verletzt. „Bild“-Journalist Wolf-Ulrich S. sah in dem Fall hingegen ein „publizistisches Interesse“ und bestreitet, Fischer direkt oder indirekt je gedroht zu haben. Fischer sagt, dass „Pressefreiheit und nicht Erpresserfreiheit“ verteidigt werden müsse. „Bild“ und der Axel-Springer-Verlag sahen in der Anklage und in der Verurteilung von S. in der ersten Instanz einen „gravierenden Angriff auf die Pressefreiheit“. Sieben Monate später sprach das Landgericht den Journalisten frei. Ein knappes Jahr später hob das Oberlandesgericht den Freispruch auf und wies das Verfahren an das Landgericht zurück.

Im Sommer 2009 hatte Fischer mehrere Frauen kennengelernt, die sich im Nachhinein als Prostituierte herausstellten. Um an Geld zu kommen, stahlen sie ihm die Kreditkarte, fälschten in Zusammenarbeit mit einem Zuhälter die Unterschrift und erleichterten Fischer um eine fünfstellige Summe. Zudem drehten sie heimlich ein Video, das den Schauspieler beim Sex mit zwei Prostituierten zeigte. Fischer erstattete Anzeige. Der Prostituierten-Chef ging mit dem Film zu „Bild“.

Seine Beraterin M. habe ihm gesagt, „Bild“ habe etwas gegen ihn „im Ofen“. Er fürchtete: „Ich wäre ruiniert. Ich würde Pfarrer Braun und die Werbung verlieren.“ Daher habe ihm M. geraten zu kooperieren. So kam es zum Interview. Der Prozess wird fortgesetzt. Patrick Guyton

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