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Reise: Ausgeschlafen in Linz

Die Kulturhauptstadt 2009 zeigt schon, was sie hat

Der Titel „Kulturhauptstadt Europas“ ist ehrenvoll, aber was fängt man damit an? „Es ist ja kein Preis, den man gewinnt, sondern eine Art Stipendium, für das man arbeiten muss“, sagt Ulrich Fuchs, Projektentwickler von Linz 2009. Und so wartet die oberösterreichische Hauptstadt gar nicht erst den Startschuss im Januar kommenden Jahres ab, sondern zeigt Besuchern schon vorher spannende Projekte. Eins ist die „Kulturhauptstadt des Führers“. Im Nationalsozialismus mutierte die damalige Hauptstadt des Gaus Oberdonau von einer Kleinstadt zu einer Industriestadt, von Hitler mit Wohlgefallen beobachtet. „Wir wollen die NS-Zeit nicht unter den Teppich kehren, sondern aufarbeiten und offensiv angehen“, sagt Fuchs. Kontinuitäten und Brüche sollen von Wissenschaftlern der Kunst- und Zeitgeschichte in einer Ausstellung ( September 2008 bis März 2009, Schlossmuseum Linz) beleuchtet werden. Gleichzeitig beschäftigt sich die Landesgalerie in der Ausstellung „Politische Skulptur“ mit den Werken von Barlach, Kaspar, Thorak und Wotruba. Schon zuvor, vom 29. Mai bis zum 13. Juli 2008, werden unterirdische, kilometerlange Gänge zu einem labyrinthischen Kunst- und Klangparcours.

„Wir haben die große Freiheit, etwas ganz anderes anzubieten als Wien oder Salzburg“, sagt Martin Heller, Intendant von Linz 09. Und sie haben dafür ein Budget von 65 Millionen Euro, beachtlich, wenn man bedenkt, das Linz nur knapp 200 000 Einwohner hat, zuzüglich 400 000 Menschen, die in der Region beheimatet sind. Von 2009 an prasseln die Kulturereignisse nur so herab. Schon im Januar des nächsten Jahres eröffnet im Kunstmuseum die Ausstellung „Best of Austria“, für die Museen, Galerien und Privatsammlungen des Landes ihre besten Stücke, quer durch alle Stilrichtungen, ausgeliehen haben. Dazu gibt es unter anderem thematische Weltreisen, neue Blasmusikkompositionen, theatralisches Musiktheater im Brucknerhaus, und die Türmerstube im Mariendom wird „Eremiten auf Zeit“ eine Heimstatt für Klangkunst bieten.

Kulturhauptstädte gibt es seit 1985. 2009 wird auch das litauische Vilnius diesen Titel tragen. Rückblickend kann man sehen, was gut war – und was besser gemacht werden kann. Graz, Kulturhauptstadt 2003, habe etwa versäumt, frühzeitig mit dem Touristikamt der Stadt zusammenzuarbeiten. Linz hat da schon mal vorgebeugt und Besucherpakete geschnürt. Ab 89 Euro kann man etwa zwei Übernachtungen inklusive Cityticket, das den Eintritt in elf Museen sowie einen Restaurantgutschein beinhaltet, buchen.

Hella Kaiser

Auskunft: Tourist Information Linz, Altes Rathaus, Hauptplatz 1, 4020 Linz, Telefonnummer: 00 43 / 732 / 70 70 / 17 77, im Internet: www.linz.at/tourismus

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