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Motorkutschen: Vornehm durchs Fontaneland

Motorkutschen starten nun auch in Neuruppin. 16 Stück gibt es inzwischen, und man kann sie buchen für luxuriöse Landpartien in zwölf Regionen Deutschlands.

Hausbewohner eilen zum Gartenzaun, eine Familie mit Kinderwagen bleibt wie angewurzelt stehen, die Frau mit Einkaufstasche rückt verwundert ihre Brille zurecht: Was fährt denn da vorbei, mitten im beschaulichen Dorf Wuthenow? Nun ja, fahren ist wohl nicht der richtige Ausdruck. Das Gefährt zuckelt sehr gemächlich dahin, mehr als zehn Stundenkilometer mag der Aaglander nicht. Aaglander sind jene Motorkutschen, die, vor fünf Jahren beim Genfer Autosalon erstmals vorgestellt, in einer kleinen Manufaktur im fränkischen Pottenstein gefertigt werden. Zwei bis vier Sitzplätze – je nach Modell – hat das nostalgisch anmutende Technikwunder, gelenkt wird es durch zwei lederbezogene, starre Stangen, die sogenannten Leinen.

16 Motorkutschen gibt es inzwischen, und man kann sie buchen für luxuriöse Landpartien in zwölf Regionen Deutschlands – in der Heimat der Manufaktur natürlich, in der Fränkischen Schweiz, aber zum Beispiel auch im Rheingau oder an der Mosel. Und neuerdings sogar in Brandenburg. Neben Schloss Hubertushöhe in Storkow soll nun auch das Resort Mark Brandenburg in Neuruppin zum „Kreuzfahrthafen“ werden. „Die Aaglanders und Fontane passen doch gut zusammen“, sagt Jürgen Florack, Geschäftsführer des Kutsch-Unternehmens. Und schließlich ist der Dichter einst in Neuruppin zur Welt gekommen.

Die Tour im Blümchen-pflück-Tempo durch „seine Mark“ hätte dem passionierten Wanderer sicher auch gefallen. Es geht ja nicht nur über Landstraßen, sondern auf Feldwegen durch blühende Rapsfelder, fruchtbares Ackerland und lichte Wäldchen. Die großen, mit Gummi belegten Stahlräder rollen zuverlässig – auch auf Kopfsteinpflaster. „Langsamkeit erleb- und erfahrbar zu machen“, das, so sagt Florack, sei das Motto der Reisen. Wer drin sitzt, versteht das schnell – und genießt. Zudem: Wann hat man unterwegs je in so viele lächelnde Gesichter geblickt, wann wurde einem so oft so freundlich zugewunken? „Ich muss noch üben, huldvoll zurückzuwinken“, sagt eine Reisende, die sich auf ihrem Ledersitz „wie die Queen fühlt“. Kein Wunder, das Unternehmen hat den Gästen der brandenburgischen Jungfernfahrt eigens vornehme Strohhüte geliehen. Es empfiehlt seinen Reisenden im Übrigen, „elegante Landhauskleidung“ anzuziehen, um so das Gesamterscheinungsbild der edel ausgestatteten Gefährte „zu unterstreichen“.

Die entschleunigte Reiseart hat allerdings ihren Preis. So kostet eine dreitägige Aaglander Kreuzfahrt rund um den Ruppiner See mit zwei Übernachtungen, zwei Abendessen und Extras wie etwa Massagen und Bädern 1590 Euro pro Person im Doppelzimmer. In der Fränkischen Schweiz ist ein ähnliches Angebot für 1150 Euro zu haben. Der höhere Preis in Brandenburg kommt zustande, weil so ein Aaglander für eine gebuchte Tour eben eigens auf einem Lkw vom Unternehmenssitz herantransportiert werden muss. „Das Angebot findet sicher seine Kunden“, glaubt Martina Jeschke, Hotelchefin vom Resort Mark Brandenburg. Bisher lockte man Gäste erfolgreich vor allem mit der Fontane Therme des Hotels und „Deutschlands größter schwimmender Seesauna“ in die Vier-Sterne-Herberge von Neuruppin. Hella Kaiser

Informationen: Resort Mark Brandenburg, An der Seepromenade 20–21, Neuruppin, Telefon: 033 91 / 403 50, im Internet: www.resort-mark-brandenburg.de, Doppelzimmer mit Frühstück ab 165 Euro, viele Arrangements.

Über die diversen „Kreuzfahrten zu Lande“ informiert der Aaglander Katalog, Telefonnummer zum Bestellen und für Infos: 092 43 / 92 49 25, www.aaglander.de

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