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Tiger

© AFP

San Francisco: In den Klauen der Tigerin

Es passierte kurz vor der Schließung am ersten Weihnachtsfeiertag gegen fünf Uhr nachmittags. Es war dunkel geworden im Zoo von San Francisco und die meisten Besucher hatten bereits den Park verlassen, als die Raubkatze Tatiana über das Gelände schlich.

Ihr erstes Opfer fand die Sibirische Tigerin nur wenige Meter vor ihrem Gehege. Der etwa 20-jährige alte Mann starb sofort. Als vier alarmierte Polizisten eintrafen, war das über 150 Kilo schwere Raubtier bereits über zwei weitere Männer der gleichen Besuchergruppe hergefallen. Beide Männer, 19 und 23 Jahre alt, die sich nahe einem Kiosk aufhielten, erlitten tiefe Bisswunden am Kopf und Oberkörper. Sie befinden sich jedoch außer Lebensgefahr. Als die vierjährige Tigerin Anstalten machte, auch die Polizisten anzugreifen, wurde sie mit mehreren Schüssen getötet.

Wie die Großkatze aus ihrem Gehege ausbrechen konnte, ist ein Rätsel. „Auf keinen Fall durch eine Tür“, sagte Robert Jenkins, der für die Tierhaltung zuständige Direktor des Zoos, der insgesamt fünf Tiger beherbergte – zwei Sibirische Tiger und drei Sumatra-Tiger. Bleibt nur der Weg über einen fünf Meter weiten Graben und eine sieben Meter hohe Abgrenzung. „Es ist nicht auszuschließen, dass sie über den Graben setzte und dann über die Mauer kletterte“, sagte Jenkins gegenüber der Presse.

Fast auf den Tag genau ein Jahr zuvor hatte Tatiana bereits eine Wärterin angegriffen. Die Riesenkatze hatte am 22. Dezember 2006 die Frau bei einer öffentlichen Fütterung attackiert und mit ihren Klauen am Arm verletzt. Das Tigergehege wurde daraufhin vorübergehend für Besucher geschlossen.

Der Zoo erhielt damals zwar eine 18.000-Dollar-Strafe, eine Schadensersatzklage gegen die Stadt durch die Zoowärterin wurde jedoch von einem Gericht abgelehnt, da diese den Unfall mitverschuldet hatte. Nur der beherzte Eingriff eines Kollegen konnte damals Schlimmeres verhindern. Nach dem letzten Angriff wurde das Gehege zusätzlich mit Maschendraht abgesichert und die Distanz zwischen Tieren und Besuchern vergrößert. Seitdem stehen auch keine öffentlichen Fütterungen mehr auf dem Programm.

Sibirische Tiger sind die größte lebende Katzenart der Welt und gehören zu den gefährdeten Tierarten. Nur noch wenige hundert Tiere leben in der freien Wildbahn im fernen Osten Russlands, in Nordkorea und China.

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