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Chacon Baby

© AFP

Spanien: Nachwuchssorge der Verteidigungsministerin

Sie ist die erste Frau Spaniens, die dem Verteidigungsministerin vorsteht. Nun ist sie auch die erste Ministerin aus dem Luis Zapateros neuem Kabinett, die Mutter wurde. Gut einen Monat nach Dienstantritt geht Carme Chacon in Mutterschutz - allerdings nur für sechs Wochen.

Vor Kurzem war Spaniens Verteidigungsministerin Carme Chacon noch mit dickem Bauch in jene Krisengebiete gejettet, in denen spanische Soldaten den Frieden sichern: nach Afghanistan, in den Libanon und nach Bosnien. Dann, gut einen Monat nach Dienstantritt, landete die 37-Jährige im Krankenhaus und brachte einen Jungen zur Welt. Das Baby kam gut zwei Wochen zu früh. Nun verließ Spaniens derzeit prominenteste Mutter mit ihrem Sohn auf dem Arm das Krankenhaus. „Dies ist etwas Wunderbares“, kommentierte Chacon ihren Nachwuchs.

„Die Geburt der Regierung“, titelte eine spanische Tageszeitung. Auch in Anspielung darauf, dass Zapatero und sein ganzes Kabinett, welches übrigens aus neun Frauen und acht Männern besteht, regen Anteil an Chacons Schwangerschaft und der Geburt genommen hatten. Auch wurde Carme Chacon Mitte April die erste Frau Spaniens, welche an die Spitze des Verteidigungsministeriums, bisher eine Männerbastion, rückte. Ihre Ernennung stieß aber auch auf Vorbehalte, weil sie aus der Region Katalonien im Nordosten des Landes stammt, wo ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung einen gewissen Argwohn gegenüber den spanischen Streitkräften hegt. Und nun ist sie auch noch Spaniens erste Ministerin, die während ihrer Amtszeit Mutter wurde.

„Mama-ministra“ wird Chacon bereits vom Volksmund gerufen. Gut 2,8 Kilogramm schwer ist der jüngste Nachwuchs im Verteidigungsministerium, und er hört auf den Vornamen Miquel. Ganz wie sein Vater, übrigens ein früherer Staatssekretär und Sprecher des sozialdemokratischen Regierungschefs Jose Luis Zapatero. Der erste Gratulant nach der Niederkunft, die in einem städtischen Krankenhaus in Chacons katalanischer Heimatstadt Esplugues de Llobregat stattfand, war das Staatsoberhaupt, König Juan Carlos.

Kurz darauf hing dann das ganze Kabinett am Telefon und übermittelte Glückwünsche. Die blonde Ministerin, welche in Spaniens Berufsarmee die Chancengleichheit auch für weibliche Militärs durchsetzen will, die bisher erst etwa zwölf Prozent der Truppe ausmachen, verabschiedet sich nun erst einmal in den Mutterschaftsurlaub. Sechs Wochen des insgesamt viermonatigen Mutterschutzes bei vollem Lohnausgleich sind für die „mama-ministra“, wie für alle jungen Mütter in Spanien, obligatorisch.

Danach will Chacon wieder ins Büro zurückkehren und die Soldaten stramm stehen lassen. Chacon hat es von ihrer Wohnung ins Büro freilich auch nicht weit. Sie wird mit ihrer jungen Familie in jener Residenz leben, die innerhalb des Verteidigungsministeriums im Zentrum der Hauptstadt Madrid existiert. Auch ein Kindergarten wird in Spaniens Verteidigungszentrale, genauso wie in zwanzig weiteren nationalen Militärstützpunkten, eingerichtet. Für den Nachwuchs der Soldaten, der Ministeriumsangestellten und natürlich der Ministerin.

Diese Lösung, teilte ein Sprecher mit, werde Chacon erlauben, „auf ihren Sohn aufzupassen und außerdem in Kontakt mit ihren Mitarbeitern zu sein“. Spaniens „Mama-Ministerin“ ist also entschlossen zu beweisen, dass sich Mutterschaft und höchste Führungsaufgaben ohne Probleme verbinden lassen. Und dass Spaniens immer noch männerdominierte Armee durch eine Frau an höchster Stelle nicht, wie konservative Kritiker behaupten, „geschwächt“, sondern, ganz im Gegenteil, gestärkt werde.

Ralph Schulze[Madrid]

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