zum Hauptinhalt
Update

Sturm erreicht New York: Bereits zehn Tote durch Hurrikan "Irene"

Die Zahl der Toten durch Hurrikan „Irene“ in den USA ist auf zehn gestiegen. Die Ausläufer des Hurrikans "Irene" haben am frühen Sonntagmorgen (MEZ) New York erreicht.

Die meisten Opfer wurden von entwurzelten Bäumen, herabfallenden Ästen oder herumfliegenden Trümmerteilen erschlagen, wie der Nachrichtensender CNN am Sonntag berichtete.

Allein fünf Todesopfer habe es in North Carolina gegeben, drei weitere in Virginia. In Queenstown im Bundesstaat Maryland sei eine Frau in ihrem Haus ums Leben gekommen, als ein umstürzender Baum den Schornstein traf und durch das Dach drückte. Auch der Tod eines 55 Jahre alten Surfers bei starkem Wellengang vor der Küste Floridas wurde „Irene“ zugeschrieben.

Die Ausläufer von Hurrikan “Irene“ haben New York erreicht. “Der Rand des Hurrikans befindet sich über uns“, sagte Bürgermeister Michael Bloomberg in der Nacht auf Sonntag. Sturm und Regen dürften rasch deutlich kräftiger werden. Er forderte die Einwohner der Millionen-Metropole erneut auf, zu Hause zu bleiben.

In 8000 Haushalten fiel bereits der Strom aus. Der gefürchtete Wirbelsturm war am Samstag auf die Ostküste der USA getroffen und zog mit Windstärken von rund 130 Kilometer pro Stunde nach Norden. Durch den gewaltigen Wirbelsturm starben in den USA nach amtlichen Angaben bisher acht Menschen. 1,4 Millionen Menschen waren ohne Strom.

„Irene“ soll an der nördlichen US-Ostküste, die nur sehr selten von den tropischen Wirbelstürmen heimgesucht werden, der stärkste Sturm seit mehr als einem viertel Jahrhundert sein. „Gloria“ hatte 1985 schwere Verwüstungen angerichtet, damals war der Sturm aber bei Ebbe gekommen. „Irene“ wird nun aber auch bei Flut Wassermassen gegen die Küste drücken, deshalb wird mit schweren Überschwemmungen gerechnet. Hinzu kommt, dass Einfamilienhäuser in den USA typischerweise aus Holz sind. Damit sind sie längst kein so sicherer Schutz wie Stein- oder Betonhäuser - wobei selbst die zuweilen der Kraft der Stürme nicht gewachsen sind.

In New York waren rund 370.000 Menschen in tiefer gelegenen Gebieten zum Schutz vor Überflutungen angewiesen worden, sich in Sicherheit zu bringen. Erstmals in ihrer Geschichte wurde die New Yorker U-Bahn mit ihren 468 Stationen komplett geschlossen. Auch die 324 Buslinien der Stadt wurden eingestellt. Mehr als 10.000 Flüge wurden gestrichen, die drei Flughäfen der Stadt geschlossen. Die größte Stadt der USA glich unterdessen einer Geisterstadt, die von starken Winden und heftigen Regenfällen heimgesucht wurde. In Manhattan waren Bars und Restaurants geschlossen, Broadway und Times Square lagen verlassen da. Die Zeit für Evakuierungen sei nun vorbei, sagte Bürgermeister Bloomberg. Wer bis jetzt sein Haus nicht geräumt habe, dem rate er, da zu bleiben, wo er sich befinde und sich von den Fenstern fernzuhalten. Zuvor hatten mehr als 370.000 New Yorker in gefährdeten Gebieten einen Evakuierungsbefehl erhalten, über 7000 Menschen waren vorsorglich aus in Küstennähe gelegenen Krankenhäusern und Pflegeheimen in Sicherheit gebracht worden. Bloomberg hatte gewarnt, dass im südlichen Manhattan möglicherweise der Strom ausfallen und es dort Überschwemmungen geben könnte. 900 Nationalgardisten und 2500 Mitarbeiter der Stromversorger wurde in Bereitschaft versetzt, um notfalls sofort eingreifen zu können.

Eine der wenigen funktionierenden New-York-Webcams sehen sie hier.

Der Hurrikan war am Samstag mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 140 Stundenkilometern weiter in nördlicher Richtung die US-Ostküste hochgezogen. Auf seiner Route tötete er allein in North Carolina fünf Menschen. Darunter war ein 15-jähriges Mädchen, das wegen Stromausfalls einer Ampel an einer Kreuzung überfahren wurde, sowie ein Mann, der einen Herzinfarkt erlitt, als er die Fenster seines Hauses mit Brettern vernagelte. Zwei Menschen starben bei Verkehrsunfällen, ein Mann wurde von einem herabfallenden Ast tödlich getroffen.

Ein elfjähriger Junge wurde am Samstag in Newport News in Virginia von einem auf das Wohnhaus seiner Familie stürzenden Baum erschlagen. Ebenfalls in Virginia starb ein Mann, als ein Baum auf sein Auto stürzte. Ein 55-jähriger Surfer starb am Freitag vor der Küste Floridas. Straßen und Flughäfen wurden geschlossen, 12.000 Telefonverbindungen unterbrochen.

Zwar wurde „Irene“ zwischenzeitlich wieder auf die unterste Hurrikanstufe herabgestuft und sollte sich auf dem Weg entlang der Ostküste weiter abschwächen. Doch dürfte der Hurrikan allein wegen seines schieren Ausmaßes schwere Schäden anrichten. Der Monstersturm hat laut einer Schätzung der US-Raumfahrtbehörde NASA aufgrund von Satellitenbildern einen Durchmesser von rund 840 Kilometern, das entspricht fast einem Drittel der Gesamtlänge der US-Ostküste.

Neben New York könnten auch andere Metropolen wie Washington, Boston und Philadelphia betroffen sein. An den dortigen Flughäfen wurden zahlreiche Flüge gestrichen, der Flughafen von Philadelphia wurde geschlossen. Der Bahnverkehr wurde ebenfalls stark heruntergefahren, und die Bahngesellschaft Amtrack wollte am Sonntag den gesamten Zugverkehr an der Ostküste einstellen.

Das auf die Berechnung von Sturmschäden spezialisierte US-Unternehmen Kinetic Analysis Corp. bezifferte die möglichen „Irene"-Schäden auf Basis von Computermodellen auf zwischen fünf und zehn Milliarden Dollar.

Erste Regenfälle hatten am Samstagnachmittag (Ortszeit) den Wirbelsturm „Irene“ in New York angekündigt. Lesen Sie weiter auf Seite 2.

Zu diesem Zeitpunkt war es in der Metropole praktisch noch windstill, die Stadt hat sich aber auf einen der stärksten Stürme der vergangenen Jahrzehnte vorbereitet. Der öffentliche Verkehr steht still, U-Bahnen und Busse fahren nicht, die Flughäfen sind längst dicht. USA-weit gab es schon vier Tote, zudem waren eine Million Menschen ohne Strom. Allein in North Carolina starben drei Menschen, zudem ein Kind in Virginia. Der Elfjährige wurde erschlagen, als in der Werftstadt Newport News ein Baum durch das Dach der Wohnung schlug. Der US-Sender CNN berichtete, dass in North Carolina ein Autofahrer im Unwetter von der Straße abkam und einen Baum rammte. Anderswo erschlug ein Ast einen Mann. In dem Südstaat hatte der Sturm mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 140 Kilometern in der Stunde die USA erreicht. Für rund eine Million Menschen fiel laut CNN der Strom aus.

Problematisch ist weniger die Geschwindigkeit der Windspitzen, sondern die Größe des Wirbelsturms: „Irene“ bedeckt fast die gesamte Ostküste der USA und wird so länger als andere Stürme wüten. Und er soll auch Gebiete erreichen, die mit tropischen Wirbelstürmen nicht vertraut sind: Die Megametropole New York und die Neuenglandstaaten um Boston. Selbst Kanada wird „Irene“ zu spüren bekommen. Weiteres Problem: Im Gegensatz zum gewaltigen Sturm „Gloria“ 1985 wird „Irene“ mit der Flut zusammentreffen.

"Wir bereiten uns auf das Schlimmste vor"

Besonders bedroht ist Long Island, die fast 200 Kilometer lange Insel, die östlich von New York in den Atlantik ragt. Sie sollte am Samstagabend (Ortszeit) gesperrt werden, dann kann man nur noch von der Insel runter, aber nicht mehr rauf. „Wir bereiten uns auf das Schlimmste vor“, sagte ein Vertreter des Countys (Landkreis). „Und das sollte jeder tun. Nehmen Sie diesen Sturm sehr, sehr ernst.“ Auch ohne Bus und Bahn waren die New Yorker am Samstag trotz Regens und Schwüle noch zu Hamsterkäufen unterwegs. Batterien, Fertignahrung und vor allem Wasser wurde aus den Läden geschleppt.

Oft stießen die Kunden aber nur auf leere Regale. „Das ist jetzt der vierte Supermarkt. Nichts!“, sagte ein Kunde in einem nördlichen Vorort. In einem nahen Aldi-Markt sagte ein Mitarbeiter: „Das ganze Wasser ist längst weg. Wir haben schon nachgeordert, aber in der ganzen Region scheint es keine Flasche Wasser mehr zu geben.“ New Yorks Bürgermeister Bloomberg hatte am Freitag zum ersten Mal in der Geschichte der Stadt eine Evakuierung tieferliegender Gegenden der Stadt angeordnet. Davon sind nach jüngsten Angaben über 370 000 Menschen betroffen. Ab 21.00 Uhr Ortszeit am Samstagabend (3.00 Uhr MESZ am Sonntag) galt ein Ausgehverbot in New York.

"Get the hell off the beach"

Bloomberg forderte zuvor die Menschen mit Nachdruck auf, sich in Sicherheit zu bringen: Alle seien gewarnt worden; er werde keinen Polizisten rausschicken, um Leute zu retten, die unvorsichtig seien - so wie die Menschen, die sich trotz des nahenden Unwetters noch an den Stränden der Metropole aufhielten. New Jerseys Gouverneur Chris Christie wurde noch deutlicher: „Get the hell off the beach“ - „Haut verdammt noch mal vom Strand ab! Brauner werdet Ihr nicht! Haut vom Strand ab!“ Neben der Millionenmetropole wird der Hurrikan auch in US-Großstädten wie Baltimore, Philadelphia und Washington D.C. zu spüren sein. In der US-Hauptstadt gingen am Samstagmittag (Ortszeit) erste kräftige Regenfälle nieder. Dort und in mindestens zehn Bundestaaten war zuvor vorsorglich der Notstand ausgerufen worden.

Nach Angaben des US-Senders CNN sind von „Irene“ rund 65 Millionen Menschen betroffen - das ist rund ein Fünftel der gesamten US-Bevölkerung.
US-Präsident Barack Obama zeigte sich am Samstag bei einem Besuch in der Zentrale der Katastrophenschutzbehörde FEMA zufrieden über den bisherigen Hurrikan-Einsatz. „Ihr macht einen prima Job“, lobte Obama, der zuvor wegen des Sturms „Irene“ seinen Sommerurlaub um einen Tag verkürzt hatte. Zugleich wies er auf die Aufgaben hin, die noch vor Helfern und Einsatzkräften liegen. „Das werden lange 72 Stunden“, betonte der Präsident. (AFP/rtr/dpa)

, ,

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false