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Panorama: Teurer Ausrutscher auf der Tastatur

Warum Handykunden oft erst mit der nächsten Telefonrechnung merken, dass sie kostenpflichtige Dienste aufgerufen haben

Die Bedienung eines technischen Gerätes soll so einfach wie möglich sein, das gilt auch für Handys. Und damit die Kunden von T-Mobile, Vodafone, O2 oder E-Plus sich nicht durch viele kleine Menüs klicken müssen, um die bunten Datendienste nutzen zu können, haben die Handyprovider ihre Mobiltelefone so programmieren lassen, dass die T-Zone von T-Mobile oder das Vodafone- Live-Angebot mit einem einzigen Daumendruck auf dem Display erscheint. Das geht inzwischen so einfach, dass viele Handykunden erst mit der nächsten Telefonrechnung merken, dass sie die kostenpflichtigen Dienste aufgerufen haben. Doch dann ist es bereits zu spät, denn die Rechnungsposten sind verbindlich, davon weichen die Unternehmen nicht ab.

Peter Knaak von der Stiftung Warentest vermutet hinter den „vereinfachten“ Tasten System. Die Hoffnungen auf Mehreinnahmen durch mobile Datendienste und das Internet hätten sich nicht erfüllt, und auch die UMTS-Investitionen stünden auf wackeligen Beinen. Nun solle mit aller Macht versucht werden, diese Einnahmeausfälle durch Kostenfallen mit voreingestellten Handys auszugleichen, vermutet der Telekommunikationsexperte der Stiftung. Während sich die Handyprovider in früheren Jahren noch häufig kulant zeigten, wenn die Handyrechnung durch eine irrtümliche Nutzung zusätzlicher Angebote über die Maßen erhöhte, so sei jetzt die harte Linie angesagt, berichtet Knaak.

Der Hang der Handy-Netzbetreiber zum „Branding“ ist ungebrochen. Die Brandzeichen, die den Geräten von T-Mobile, Vodafone, O2 und E-Plus verpasst werden, gehen weit über das optische Erscheinungsbild hinaus und erschöpfen sich längst nicht nur in übermäßig großen Logos auf dem Handygehäuse und in den Menüs. Den größten Ärger ziehen vielmehr die von den Providern vorgenommenen Tasten-Vorbelegungen auf sich. Bei einigen Nokia-Handys reicht es beispielsweise aus, etwas länger auf die Taste „0“ zu drücken, schon befindet man sich über die Doppelbelegung im kostenpflichtigen Datendienst des Anbieters. Auch der zentrale Navigations-Joystick der meisten neuen Sony-Ericcson-Handys ist mit dem schnellen Wechsel zu den T-Zones oder Vodafone Live verbunden, wie die Fachzeitschrift „Connect“ herausfand. Ein kleiner Ausrutscher mit dem Daumen, und schon wird es teuer. Auch bei Klingeltönen gab es zuletzt unangenehme Überraschungen. Anstatt aus einer Liste von Tönen auswählen zu können, die sich bereits im Handy befinden, führt die Klingelton-Option immer häufiger zu einer kostenpflichtigen Seite, auf der dann neue Töne angeboten werden.

Der sicherste Weg, der Gebührenfalle zu entgehen, besteht darin, die Umprogrammierung der Geräte für die einzelnen Handynetze wieder rückgängig zu machen, in dem man die ursprüngliche Firmware (so heißt das Basisprogramm der Handys) von darauf spezialisierten Firmen zurückschreiben lässt. Das ist allerdings riskant, weil das unsachgemäße Verändern der Firmware das Handy zerstören kann. Markus Saller, Jurist bei der Verbraucherzentrale Bayern, empfiehlt verärgerten Verbrauchern darum, den Kaufvertrag zu widerufen, vor allem, wenn die spezielle Geräteprogrammierung nicht aus den Broschüren hervorgeht.

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