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Panorama: Ton, Kabel, Scherben

In Istanbul haben die Eurovision-Proben begonnen

„Lass uns alle Probleme vergessen, lass uns diesen Augenblick genießen", röhrt Marta Roure auf Katalanisch ins Mikorofon, und ihre Begleittänzer lassen die Becken kreisen. Die Musik hämmert durch den Saal, während die Kameras an Schwenkkränen und Schienen vor der Bühne mitfahren, um jeden Blickwinkel der Darbietung einzufangen. In der Abdi-Ipekci-Sporthalle in Istanbul haben die Proben für den Eurovision Song Contest begonnen, der in der kommenden Woche dort ausgetragen wird. Noch trägt Marta Roure verwaschene Jeans auf der Bühne, während ihre Tänzer in Trainingshosen um sie herumhüpfen, doch bis zum Semifinale am Mittwoch muss bis hin zum Kostüm alles perfekt sitzen.

Schließlich will die Sängerin aus Andorra auch beim großen Finale am 15. Mai dabei sein, auf das sich hunderte Helfer in der Abdi-Ipekci-Halle fieberhaft vorbereiten. Kostüme sind zwar bei den Proben noch nicht gefragt, die im 40-Minuten-Takt über die Bühne gehen, doch die Kulisse ist schon perfekt. Getreu dem Motto „Unter einem Himmel", das die 36 Teilnehmerstaaten beim 49. Eurovisions-Wettbewerb vereinen soll, wölbt sich ein Firmament über der Bühne, das von marineblau bis nachtschwarz changiert und in dem hunderte Sterne glitzern und funkeln. Rings um die Bühne wogt ein computergeneriertes Meer, während starke Scheinwerfer weitere Sterne in den Publikumsraum hineinprojizieren. Auch außerhalb des Saales ist die Kulisse des diesjährigen Eurovisions-Wettbewerbs imposant: Unmittelbar vor der Abdi-Ipekci-Halle erheben sich die jahrhundertealten Stadtmauern von Byzanz, der Hauptstadt eines früheren europäischen Weltreiches.

Wozu ein Halbfinale?

Für Geschichte haben die Teilnehmer im Saal aber keine Zeit. 13 Uhr 05 in der Künstlergarderobe melden, 13 Uhr 20 im Backstage-Bereich bereitstehen, Probe von 13 Uhr 50 bis 14 Uhr 30, Manöverkritik im Videoraum bis 14 Uhr 50 und Pressekonferenz um 14 Uhr 55 – so lautet der Zeitplan, an den sich Marta Roure halten soll. Natürlich ist der ganze Zeitplan schon längst verrutscht, bis sie dran ist – die Israelis kamen nach der Mittagspause zu spät auf die Bühne, und nun hechelt alles hinterher. Schließlich wollen alle ihre Probezeit ausschöpfen: Die Begleitsängerinnen von Marta Roure müssen zum Beispiel an einer Stelle des Songs rückwärts tanzen – und stolpern prompt über eine Stufe auf der ungewohnten Bühne. Ein paar Hinweise von der Choreografin – und dann alles noch einmal von vorne.

Nicht jede Probe verläuft verheißungsvoll wie bei Marta Roure aus Andorra. Der griechische Sänger Sakis Rouvas zum Beispiel, der mit seinem Lied „Sake It" nach Einschätzung einiger Beobachter zu den Favoriten in Istanbul zählt, verheddert sich beim Singen und Tanzen dermaßen, dass die griechische Delegation die anschließend geplante Pressekonferenz frustriert absagt. Sakis Rouvas, Marta Roure und die Teilnehmer aus 20 anderen Ländern stehen in Istanbul unter ganz besonders hohem Druck. Sie müssen sich beim Semifinale am kommenden Mittwoch erst einmal für die letzte Runde qualifizieren; nur zehn von ihnen werden beim großen Finale am 15. Mai dabei sein. Einen festen Platz im Finale haben dagegen jetzt schon die zehn bestplazierten Länder des letztjährigen Wettbewerbs sowie die vier größten Eurovisions-Beitragszahler – zu denen auch Deutschland zählt, weshalb sich Max, die deutsche Hoffnung, nicht mehr eigens qualifizieren muss.

Max ist schon eingetroffen

Max ist zwar schon in Istanbul eingetroffen, kann aber bis zu seiner ersten Probe am Sonntag noch spazieren gehen – bis dahin ist die Bühne den Vorbereitungen auf das Halbfinale vorbehalten. Nach zwei Proben am Sonntag und Montag hat er dann wieder Atempause bis zur Generalprobe für das Finale. Marta Roure, die schließlich mit halbstündiger Verspätung die Bühne räumt, kann nur hoffen, dass sie bei dieser letzten Generalprobe auch noch dabei sein wird – als erste Vertreterin von Andorra in der Geschichte der Eurovision. Immerhin ist ihr Auftritt glatter verlaufen als der von Ruslana aus der Ukraine, die wenig später bei der Probe zu ihrem „Wild Dance" den gläsernen Boden der Bühne zertrümmert. Der wird über Nacht repariert werden müssen.

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