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Panorama: Triumph der Wurzelbürste

Die Schauspielerin Uschi Glas kämpft eisern gegen das Alter, auch wenn sie diesen Kampf nur verlieren kann. Nun ließ sie sich im Bikini ablichten

NOTIERT

Urinduft entzückt. Kondome mit der hierzulande eher abstoßenden Note der Durian-Frucht haben in Indonesien Hochkonjunktur. Während in Asien viele Menschen für das süß-säuerliche Obst schwärmen, erinnert ihr Geruch westliche Geschmäcker an ungereinigte Urinale. Im Januar war wegen eines Pakets mit diesen Früchten an Bord einer Maschine auf dem Flughafen im australischen Brisbane Alarm ausgelöst worden, weil einem Passagier der stechende Gestank verdächtig vorkam.

Tierischer Schock. Der Sprung eines unbekleideten Komikers in ein Haifischbecken in Brighton soll gerichtliche Folgen haben. Das „Sea-Life“-Aquarium will laut Daily Telegraph nachweisen, dass der Fisch deshalb gestorben ist. Das Meereszentrum hat eine Autopsie des Tieres angekündigt. „Dieser Haifisch-Typus ist sehr empfindlich für Stress. Wir sind besorgt, dass er aufgrund eines Schocks gestorben ist“, so die Verantwortlichen.dpa (2)

Uschi Glas, Schauspielerin, 59, hat sich für die Jungherrenzeitschrift „Max" im Bikini fotografieren lassen, in erotischen Posen. „Bild" durfte die Fotos als erste Zeitung nachdrucken und fährt jetzt eine Diskussionskampagne: „Sexy oder peinlich?“ Uschi Glas selbst sagt: Sie tut das, um älteren Frauen Mut zu machen. Weil ältere Frauen immer noch sehr, sehr attraktiv sein können, genau wie sie. Als Hintergrund muss man wissen, dass Uschi Glas vor nicht allzu langer Zeit von ihrem Ehemann verlassen wurde, zugunsten einer Jüngeren. Gleichzeitig sind die Rollenangebote für sie seltener geworden. Der Ehemann war übrigens weder jung noch auffällig schön.

Sie war immer der brave Typ. Jetzt sagt sie, die Fotos in „Max" seien „eine Provokation". Andere sagen: eine Trotzreaktion. Wieder andere: Verzweiflung. Man könnte auch sagen: Es ist ein Kampf. Aber gegen wen kämpft sie eigentlich? Gegen das Alter. Gegen die Biologie. Wieso soll das älteren Frauen Mut machen, wenn Uschi Glas das Alter bekämpft wie ihren schlimmsten Feind, und wenn noch dazu klar ist, dass nicht einmal Uschi Glas diesen Kampf gewinnen kann, obwohl sie ihn mit eiserner Härte 24 Stunden am Tag führt? Wenn es stimmt, was Uschi Glas sagt (ältere Menschen können attraktiv sein), warum möchte sie dann auf Teufel komm’ raus einen jungen Körper haben?

Der Zellulitis den Kampf angesagt

Uschi Glas ist eine Kämpfernatur, ihr vielleicht wichtigstes Schlachtfeld ist nun mal ihr Körper. In einem Tagesspiegel-Interview hat sie einmal erzählt, wie sie das macht. Eiserne Disziplin. Aufstehen um 6 Uhr 30, dann Stretching, danach mit der harten Wurzelbürste den ganzen Körper schrubben. „Ich will nicht einen Millimeter Zellulitis an mir, keinen einzigen Millimeter.“ Schwarzer Kaffee und Ananas zum Frühstück. Mittags Obst, oder gar nichts. Niemals Milchprodukte. Selbstverständlich kein Fleisch. „Ich muss das durchkämpfen“ sagte sie. „Für mich ist jeder Kartoffelpuffer, der mich anlacht, schon ein Kampf.“ Und: „Ich will einfach nicht aussehen wie ein Mülleimer. Ich schaue nicht in den Spiegel und muss kotzen, wenn ich mich sehe. Alles, was mich stört, stelle ich ab.“

Auf den Bildern sieht Uschi Glas natürlich schlank und rank und attraktiv aus (das ist natürlich immer Geschmackssache). Aber man sieht trotz allem, dass sie keine dreißig mehr ist. Die Fotos sollen es suggerieren. Die Fotos sollen sagen: „Schaut her, wie jung und sexy ich bin!“ Die Fotos sind darauf getrimmt, das Alter zu verstecken wie eine Krankheit. Kein Millimeter Zellulitis, kein Gramm Altersspeck. Aber man sieht die Falten trotzdem.

Die Bilder sind nicht etwa deshalb peinlich, weil Uschi Glas nicht schön genug wäre für ein Bikinifoto; sie ist es. Die Bilder sind peinlich, weil sie so verbissen sind. Peinlich wirkt, dass Uschi Glas immer noch das Mädchen aus „Zur Sache, Schätzchen“ sein will. Das ist nämlich eine der größten Quellen von Komik, schon in den Komödien von Moliere: Dass jemand nicht sein möchte, was er ist und von sich selber falsche Vorstellungen hat. Ein alter Knabe auf Freiersfüßen. Ein Trottel, der sich für ein Genie hält. Oder eben Uschi Glas, die denkt, sie ist das richtige Model für „Max“, ausstaffiert als bayerischer Berg-Vamp mit grünem Lidschatten, Lederhalsband, Goldbikini und Blümchen überm Schritt, mit dem Daumen neckisch im Höschen. Übers Älterwerden sind viele tröstliche Botschaften im Umlauf. Zum Beispiel, dass es nicht so auf Äußerlichkeiten ankommt. Oder, dass die Persönlichkeit älterer Menschen interessanter ist. Leider stimmt das nur zum Teil. Die Erfahrung lehrt, dass es schon ein bisschen aufs Äußerliche ankommt, und es gibt – jeder kennt solche Fälle – ältere Menschen, deren Persönlichkeit vollkommen uninteressant ist.

Das Ältersein hat seine Vorteile, aber alles in allem ist es wahrscheinlich besser, jung zu sein. Einziger Trost: das Älterwerden erwischt letztlich jeden, da kannst du wurzelbürsten, so viel du willst. Es ist richtig, auch ältere Leute können attraktiv sein. Oder schön. Sogar Greisinnen und Greise, viel älter als Uschi Glas, sind oft schön.

Einige Fotografen haben diese Schönheit eingefangen, zum Beispiel Herlinde Koelbl oder Birgit Kleber, und seltsamerweise stören auf diesen Fotos Falten und Speckröllchen überhaupt nicht. Sie gehören zur Schönheit dazu, wie es bei einem Baum dazu gehört, dass er im Herbst die Blätter abwirft.

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