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Tropischer Wirbelsturm "Isaac": New Orleans bangt wieder

Sieben Jahre nach dem Hurrikan „Katrina“ droht den USA ein neuer Wirbelsturm: „Isaac“. Wetterforscher befürchten das Schlimmste. Doch New Orleans ist heute besser vorbereitet als 2005.

Dies sind unruhige Nächte an Floridas Küste. Der Schlaf wird oft unterbrochen. Starke Windböen peitschen Regentropfen gegen die Fensterscheiben. Es klingt wie schwerer Hagelschlag. Draußen biegen sich die Palmen. Die Farbe der Wolken ist ein bedrohliches Grau.

Noch ist „Isaac“ als tropischer Sturm gelistet. Aber die Meteorologen werden nicht müde zu betonen, dass dieser Wirbel, der sich auf den Wetterkarten für den Golf von Mexiko als drehendes Ungetüm langsam nach Norden vorarbeitet, das Potenzial zu einem vernichtenden Hurrikan in sich trage. In der Karibik kamen mehrere Menschen ums Leben. Es gab schwere Verwüstungen in Haiti, der Dominikanischen Republik und auf Kuba.

Auf Computerbildern legen die Wetterforscher nun den Weg, den „Katrina“ 2005 nahm, über den bisherigen Pfad von „Isaac“. Es zeigen sich genügend Ähnlichkeiten, um das Schlimmste zu befürchten. Es ergeben sich aber auch Abweichungen, die Hoffnung wecken.

„Katrina“ wurde vor sieben Jahren zum Synonym für das Versagen der Regierung Bush. Der Hurrikan zerstörte New Orleans. Bei den Vorsorgemaßnahmen und bei der Katastrophenhilfe zeigten sich die Behörden der Aufgabe nicht gewachsen.

Video: Hurrikan "Isaac" bedroht US-Golfküste

Seither ist die Republikanische Partei übervorsichtig, wenn ein politisches Großereignis und die Wirbelsturmgefahr sich in die Quere kommen. Der Extremfall für diese Interessenkollision sind alle vier Jahre die Nominierungsparteitage, die traditionell in die letzte August- oder die erste Septemberwoche fallen. Das ist zugleich der Höhepunkt der Hurrikan- Saison. Einerseits möchten beide Parteien ihren Präsidentschaftskandidaten in einer aufwändig inszenierten Bühnenshow feiern und dem Land ihre Siegeszuversicht demonstrieren. Andererseits müssen sie, falls es zu einer Naturkatastrophe kommt, ihr Mitgefühl und ihre Hilfsbereitschaft ausdrücken – und rauschende Parties besser unterlassen.

Wie zerstörerisch wird "Isaac"?

Schwein in Panik. „Isaac“ traf zunächst die Insel Hispaniola.
Schwein in Panik. „Isaac“ traf zunächst die Insel Hispaniola.

© dapd

Die Republikaner hatten in jüngerer Zeit weniger Glück mit ihren Terminplänen als die Demokraten. Als die Konservativen 2008 in Minneapolis tagten, weit weg von der Küste, raste Hurrikan „Gustav“ auf New Orleans zu. Der damalige Kandidat John McCain verschob den Auftakt des Parteitreffens um einen Tag und flog mit Vizekandidatin Sarah Palin in den Süden, um Empathie zu zeigen. Die Parties am Rande des Parteitags wurden in Spendengalas für potenzielle Hurrikanopfer umgewandelt. „Gustav“ erwies sich dann aber als harmloser Wirbelsturm.

Bildergalerie: New Orleans, damals und heute

2012 haben die Republikaner nun erneut den Beginn verschieben und das Parteitreffen von vier auf drei Tage kürzen müssen. Es ist jedoch unsicher, ob diese Anpassung an die Wetterlage ausreicht. Die Stadt Tampa in Florida, wo sie sich treffen, liegt nicht in der Bahn von „Isaac“, das ist seit Montag sicher. Tampa wird nur von den Ausläufern erwischt, das bedeutet viel Regen, starke Winde und vielleicht ein bisschen Sachschaden. Der Sturm wird westlich von Floridas Golfküste nach Norden ziehen und Kurs auf das Mississippidelta nehmen. Also sind erneut New Orleans und die angrenzenden Küstenstreifen in Mississippi und Alabama bedroht.

Video: Hurrikan "Isaac" bedroht US-Golfküste

Die entscheidende Frage ist nun, welchem Beispiel „Isaac“ folgt: zerstörerisch wie „Katrina“ 2005 oder glimpflich wie „Gustav“ 2008? Für die bedrohliche Variante spricht: Die Zugbahn beider Stürme wirkt auf den ersten Blick ziemlich ähnlich. Aber es gibt auch Gründe für Hoffnung. „Katrina“ war zum selben Zeitpunkt über dem Golf von Mexiko bereits als Hurrikan der Stufe 2 gelistet. „Isaac“ ist bisher nur ein Tropischer Sturm. „Katrinas“ Bahn verlief ein bisschen weiter westlich und damit näher an dem Gebiet mit der höchsten Wassertemperatur im Golf. Der Wärmegrad über dem Wasser ist der Treibstoff, der einen Hurrikan mit seiner tödlichen Energie auflädt. Über Land dagegen verliert er sehr rasch an Zerstörungskraft. „Isaac“ zieht seine Bahn bisher über Wasser, das weniger warm ist als in „Katrinas“ Fall.

Hinzu kommt: New Orleans ist heute besser vorbereitet als 2005. Die schützenden Dämme und Kanalsysteme, die damals dem Druck nicht standhielten, sind erneuert und verstärkt worden. Die Behörden und die Bürger werden zudem den Fehler nicht so rasch wiederholen, die Hurrikangefahr zu unterschätzen.

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