zum Hauptinhalt
Eure Verantwortung: Die Außenminister Spaniens, Jose Manuel Garcia-Margallo (rechts), und der USA, John Kerry, vereinbarten die Aufräumarbeiten in Palomares.

© dpa

USA und Spanien einigen sich: Spanisches "Atom-Dorf" soll sauber werden

Vor 50 Jahren verlor ein US-Flieger vier Atombomben in Südspanien. Nun wird das Gebiet gereinigt. Darauf haben sich Washington und Madrid geeinigt.

Am 17. Januar 1966 entkam Spanien nur haarscharf einer nuklearen Katastrophe. Es geschah während des Kalten Krieges, in dem die Amerikaner zur Abschreckung ständig B-52-Bomber über Europa kreisen ließen. An diesem Tag kollidierten ein Tankflugzeug und eine B-52, beide Maschinen stürzten ab. Von den vier Atombomben des B-52 wurden zwei beim Aufprall auf einen Acker beschädigt, eine dritte blieb intakt, die vierte fiel ins Meer. Nach langen Jahren der Geheimniskrämerei vereinbarten die USA und Spanien nun, das immer noch radioaktiv verseuchte Gebiet in Südspanien zu säubern.

Einige ältere der 1800 Bewohner des Küstendorfs Palomares in der andalusischen Provinz Almería können sich noch an die Katastrophe erinnern: "Erst brannte es. Dann gab es eine Invasion amerikanischer Soldaten. Wir mussten alle aus den Häusern raus." Als die Soldaten Schutzanzüge überstreiften und mit Messgeräten herumrannten, ahnten die Bewohner, dass dies kein normaler Absturz war.

Wochenlang suchte die US-Marine nach der vierten Bombe, die irgendwo vor der Küste auf dem Meeresboden lag. Mithilfe des Garnelenfischers Paco Simó Orts, der den Absturz vom Meer aus beobachtet hatte, gelang es knapp drei Monate später, den Sprengsatz in 750 Meter Tiefe zu lokalisieren. "Die Bombe war mit einem Fallschirm heruntergekommen und 20 Meter von mir entfernt im Wasser versunken", berichtete damals der Fischer.

Die Bevölkerung in der Region, die von Landwirtschaft und Tourismus lebt, fürchtete, dass Radioaktivität an Land wie im Meer ausgetreten sein könnte. Die spanische Regierung von Diktator Francisco Franco schwieg – und schickte zur Beruhigung Tourismusminister Manuel Fraga nach Palomares. Dort stieg Fraga zusammen mit dem damaligen US-Botschafter Angie Biddle Duke demonstrativ in die Fluten, um zu beweisen, dass es beim Baden keine Gesundheitsgefahren gebe. Inzwischen weiß man, dass damals im Wasser eine erhöhte Strahlung vorlag.

Die Kontamination an Land ließ sich nicht so einfach verbergen: US-Kommandos begannen unverzüglich, den Boden an der Unglücksstelle abzubaggern. Rund 1600 Tonnen Erdreich wurden entfernt. Erst Jahrzehnte später wurde bekannt, dass dies nicht genug war und die Radioaktivität am Unfallort immer noch weit über den erlaubten Grenzwerten lag.

Demnächst, rund 50 Jahre später, soll nun wieder gebaggert werden, um im Boden gebliebenes Plutonium endgültig zu beseitigen. Das vereinbarte US-Außenminister John Kerry mit seinem spanischen Kollegen José Manuel García-Margallo.

Bürgermeister Antonio Fernández hofft, dass der Albtraum seines Dorfes, das seinen Ruf als "Atomdorf" abschütteln will, bald beendet ist. "Die Bewohner sind das Thema leid. Sie wollen, dass endlich alles sauber gemacht und wir dann in Ruhe gelassen werden."

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false