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Eine Bekannte der Vermissten vor einem Suchplakat in Murcia.

© dpa

Update

Vermisster Volleyball-Star: Ingrid Visser in Spanien ermordet aufgefunden

Die niederländische Volleyball-Rekordnationalspielerin Ingrid Visser und ihr Lebensgefährte sind in Spanien einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen. Sie wurden nach langer Suche bei Murcia in Spanien unter Zitronenbäumen gefunden.

Überall in der Stadt hängen noch Suchplakate. „Vermisst in Murcia“ steht in roten Buchstaben unter jenem Bild, auf dem die niederländische Volleyball-Rekordnationalspielerin Ingrid Visser (35) und ihr Lebensgefährte Lodewijk Severein (57) zu sehen sind. Ein Foto aus glücklichen Tagen des prominenten holländischen Sportlerpaares, das Mitte Mai zu einem Kurztrip in die südspanische Stadt Murcia gekommen war und seit zwei Wochen vermisst wurde.

In der Nacht zum Montag dann die grausige Entdeckung: Die spanische Polizei fand nach langer Suche die Leichen der beiden Holländer, deren Verschwinden in den Niederlanden wie in Spanien großes Aufsehen erregt hatte. Polizeihunde spürten ihre Körper einige Kilometer außerhalb der Stadt auf, verscharrt auf einer abgelegenen Zitronenplantage. Auch wenn die Polizei zunächst keine Einzelheiten mitteilte, steht inzwischen fest, dass die beiden ermordet wurden. Der Untersuchungsrichter verhängte eine Nachrichtensperre.

Ein Behördensprecher in Murcia teilte lediglich mit, dass drei Verdächtige, ein Spanier und zwei Rumänen, festgenommen wurden. Und zwar in der nördlich gelegenen Stadt Valencia, rund 220 Kilometer vom Tatort entfernt. Die Fahndung nach weiteren mutmaßlichen Beteiligten laufe auf Hochtouren, es werde vermutlich „noch mehr Festnahmen“ geben, sagte der Sprecher. Ein Zusammenhang mit der organisierten Kriminalität, welche sich am Mittelmeer immer mehr ausbreitet, wird nicht ausgeschlossen.

Die genauen Hintergründe der Bluttat blieben aber noch unklar. Ingrid Visser und Lodewijk Severein, ein Geschäftsmann und Volleyballmanager, waren am 13. Mai von Amsterdam nach Alicante geflogen. Dort am Flughafen mieteten sich die beiden einen Wagen und fuhren Richtung Süden in die 75 Kilometer entfernte Stadt Murcia. Dort hatte Ingrid Visser in einer privaten Klinik einen Termin für eine künstliche Befruchtung. Tausende kinderlose Frauen aus Europa kommen jedes Jahr für diesen medizinischen Eingriff nach Spanien, wo die gesetzlichen Hürden niedrig sind.

Doch in der Klinik in Murcia, wo das Paar am 14. Mai erscheinen wollte, kamen die beiden nie an. Sie wurden zuletzt gesehen, als sie am Morgen dieses Tages ihr Hotel verließen – seitdem verlor sich ihre Spur. Einen Tag später, am 15. Mai, wollten sie nach Amsterdam zurückfliegen. Ihr Mietauto lokalisierte man nach einer Woche, nicht weit vom Hotel entfernt und ordentlich geparkt, am Straßenrand.

Eine Sonderkommission fand schließlich eine Spur, die zu einem Dorf 20 Kilometer außerhalb der Stadt führte. Dort habe man Hinweise auf eine Bluttat gefunden, berichtete die Polizei. Möglicherweise sei das holländische Paar in diesem Ort ermordet und ihre Körper dann mit einem Auto abtransportiert worden.

Ingrid Visser und Lodewijk Severein kannten sich in Murcia gut aus. Die holländische Volleyball-Nationalspielerin spielte von 2009 bis 2011 für den Erstliga-Klub CAV Murcia und lebte in dieser Zeit auch zusammen mit ihrem Partner in der Stadt. Auch nach ihrer Rückkehr in die Heimat waren die beiden in den letzten Jahren immer mal wieder nach Murcia geflogen.

Es ist eine südspanische Großstadt mit 450 000 Einwohnern, 40 Kilometer von den Mittelmeerstränden entfernt, wo die beiden viele Kontakte hatten. Und wo sie möglicherweise auch noch „zweifelhafte Geschäfte“ unterhielten, wie spanische Medien unter Berufung auf Ermittlerkreise mutmaßten. Belege dafür gibt es aber nicht. Nach dem rätselhaften Verschwinden des Paares hatten Freunde und Familie eine große Hilfsaktion angekurbelt: In der Stadt Murcia wurden hunderte Suchplakate geklebt. Auf einer Internetseite und auch in den sozialen Netzwerken wurde die Bevölkerung um Hinweise auf das vermisste Paar gebeten.

Ralph Schulze

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