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Feuer in Griechenland

© dpa

Waldbrände in Griechenland: Athen zahlt Kopfgeld für Brandstifter

So viele Brände in so kurzer Zeit können kein Zufall sein, sagt der griechische Regierungschef Karamanlis. Die Behörden zahlen Belohnungen von bis zu einer Million Euro für Hinweise auf die Brandstifter. Auch die Anti-Terror-Justiz hat sich in die Untersuchungen eingeschaltet.

Mit breiter Unterstützung aus dem Ausland haben die Einsatzkräfte in Griechenland den vierten Tag in Folge gegen die verheerenden Waldbrände gekämpft. Zahlreiche Staaten folgten einem Hilfsappell Griechenlands und schickten Lösch- und Transportflugzeuge sowie Helfer in die Brandgebiete. Die Zahl der Toten stieg auf mindestens 63. Seit Samstag wurden sieben Menschen wegen Brandstiftung festgenommen. Die Anti-Terror-Justiz schaltete sich in die Untersuchungen ein. Regierungschef Kostas Karamanlis kündigte "Umstrukturierungen" im Land an.

Auf der Halbinsel Peloponnes, wo die Brände am schlimmsten wüteten, waren mehr als 800 griechische Feuerwehrleute und ebensoviele Soldaten im Einsatz. Sie wurden von 20 Flugzeugen und 19 Hubschraubern unterstützt. Vier französische Löschflugzeuge und 62 französische Feuerwehrleute kämpften gegen die Flammen auf dem Peloponnes, weitere Einsatzkräfte, Löschflugzeuge und -hubschrauber sollten aus Deutschland, Israel, den Niederlanden, Spanien, Rumänien, Serbien, Finnland und vielen anderen Ländern eintreffen.

Mit Gartenschläuchen gegen die Flammen

Angefacht von Windstärken von mehr als 70 Stundenkilometern gab es heute noch 30 Brände im Westen und Süden des Peloponnes. Trotz leicht gesunkener Temperaturen konnten sie noch nicht unter Kontrolle gebracht werden. Vielerorts versuchten verzweifelte Anwohner mit einfachen Geräten wie Gartenschläuchen die Flammen von ihren Grundstücken fernzuhalten. Im historischen Olympia hatten die Feuerwehrleute am Sonntag die Ausgrabungsstätten vor den Flammen retten können. Allerdings rechneten die Behörden damit, dass die Flammen sich einen Weg zurück bahnen könnten.

Allein auf dem Peloponnes starben seit dem Ausbruch der Brände am Freitag mindestens 59 Menschen. Auf der Insel Euböa nördlich von Athen starben mindestens vier Menschen. Die Behörden rechneten mit einer weiteren Erhöhung der Opferzahl. Die meisten Opfer gab es in entlegenen Dörfern. Dutzende Dörfer wurden evakuiert.

Die schlimmsten Brände seit 150 Jahren

Die Behörden vermuteten Brandstiftung als Ursache für die verheerenden Feuer, die zu den schlimmsten Bränden weltweit in den vergangenen 150 Jahren zählen. Sie setzten Belohnungen von bis zu einer Million Euro für Hinweise auf Brandstifter aus. Nach Angaben der Feuerwehr wurden im Zusammenhang mit den jüngsten Bränden sieben Menschen festgenommen und der Brandstiftung beschuldigt.

Seit Juni wurden wegen anderer Waldbrände insgesamt 33 Menschen wegen vorsätzlicher Brandstiftung oder Brandstiftung aus Nachlässigkeit beschuldigt. Anti-Terror-Staatsanwalt Dimitris Papagelopoulos ordnete eine Untersuchung an, "um zu ermitteln, ob die Verbrechen der vorsätzlichen Brandstiftung während des Sommers unter die Anti-Terror-Gesetzgebung fallen".

Griechische Medien berichteten, die Feuer seien zum Teil nachts im Auftrag von Bodenspekulanten gelegt worden. Regierungschef Karamanlis hatte am Wochenende in einer Fernsehansprache gesagt, es könne kein Zufall sein, dass es so viele Waldbrände innerhalb kürzester Zeit gebe. Seine Regierung werde alles tun, um die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen.

Karamanlis kündigt Reformen an

Laut einem Bericht des Fernsehsenders Net kündigte Karamanlis neben großzügiger Hilfe für die Opfer der Brände eine umfassende "Umstrukturierung" im Land an. "Unsere oberste Priorität sind die Opfer dieser Katastrophe und die psychologische Unterstützung für diejenigen, die ihre Angehörigen oder ihren Besitz verloren haben", sagte er. "Unsere andere Priorität ist ein großer Umstrukturierungsplan für das Land."

Der Ministerpräsident reagierte damit offenbar auf die Debatte über Versäumnisse der Behörden im Bereich der Grundstücksverwaltung. In Griechenland gibt es keine nationale Katasterbehörde. Zugleich ist der Bausektor der drittwichtigtste Wirtschaftszweig im Land. Vor allem in Wahlkäpfen wird das Problem der illegalen Immobilienspekulation immer wieder thematisiert. In Griechenland wird am 16. September ein neues Parlament gewählt. (mit AFP)

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