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Panorama: Was guckst du?

Die erfolgreichste türkische Fernsehserie „Asmali Konak“ lockt zum Finale ins Kino – Karten kosten bis zu 100 Euro

Eine Woche länger mussten die Türken in Deutschland warten, doch nun ist es auch für sie so weit: Das türkische Medien-Ereignis des Jahres startete am Donnerstag in den deutschen Kinos – und soll auch hier neue Rekorde aufstellen. „Asmali Konak“ (Die Villa mit Weintrauben) heißt der Film, der in der Türkei schon in den ersten drei Tagen nach der Premiere alle Besucherrekorde brach und auch von den Auslandstürken sehnlich erwartet wird. Angelockt werden die Publikumsmassen durch einen Trick: Der Kinofilm ist das Finale zur gleichnamigen Fernsehserie, die eineinhalb Jahre lang allwöchentlich Millionen türkische Zuschauer in der Türkei und in der deutschen Diaspora vor die Bildschirme lockte.

Wer nach 54 Folgen wissen will, wie die Familiensaga ausgeht, der muss nun ins Kino. Und wissen wollen es alle: Die Karten für die deutsche Kino-Premiere gingen zu Schwarzmarktpreisen von 100 Euro weg. Rund 1800 Zuschauer drängten sich bei der Gala zur Auslandspremiere von „Asmali Konak“ in dieser Woche. Die Verleihfirma rechnet im Verlauf der nächsten Wochen mit rund 300 000 Zuschauern in Deutschland. Das ist zwar nicht einmal die Hälfte der Zuschauerzahl, die der Film in der Türkei alleine in den ersten drei Tagen anzog, wäre aber hierzulande ein neuer Rekord für einen türkischen Film.

Zielgruppe sind die vielen Türken in Deutschland, die die Fernsehserie im türkischen Sender ATV über Satellit verfolgten. Damit auch deutsche Besucher mitkommen, wurde der Film mit deutschen Untertiteln versehen. Vorgeschichte für den Film ist ein TV-Familiendrama, das in der Türkei jeden Montag Zuschauerquoten von mehr als 50 Prozent erreichte. In dieser türkischen „Lindenstraße“ geht es um eine Familie im zentralanatolischen Kappadokien, deren ältester Sohn in New York studierte, bis er nach der Ermordung seines Vaters zurückkehren und das Amt des Familienoberhauptes übernehmen musste. In den über 50 Folgen von „Asmali Konak“ wurden die Beziehungen und Beziehungskrisen, Feindschaften und Fehden, Krankheiten, Geburten und Todesfälle verfolgt, die sich in der weinberankten alten Villa in Kappadokien abspielen. Zum Finale im Kino kehrt die Story wieder nach New York zurück, wo die an Krebs erkrankte Ehefrau des Familienoberhauptes behandelt wird. Dieser Spagat ist offenbar das Erfolgsrezept der Serie.

Der Konflikt des Serienhelden, der die anatolischen Sitten mit seiner amerikanischen Ausbildung in Einklang bringen muss, spiegelt das Lebensgefühl vieler Türken an der Schwelle zwischen zwei Zeitaltern wider – das meinen jedenfalls türkische Soziologen, die das Phänomen „Asmali Konak“ untersuchten. Ein Phänomen ist die Serie jedenfalls: Der Binnentourismus nach Kappadokien hat sich seit dem Start der Serie mehr als verdoppelt; die gut verkauften Produkte zur Serie erstrecken sich bis hin zum Asmali-Konak-Wein. Vor dem Start in 400 türkischen Kinos am vergangenen Wochenende waren die Eintrittskarten in vielen Städten schon auf Tage und Wochen hinaus ausverkauft. Doch nicht alle Fans der Serie zog es ins Kino: Wegen Betrugs am Zuschauer reichte ein Fan in Kappadokien eine Klage bei Gericht ein. Nach 54 Folgen am Fernseher will er auch das große Finale am heimischen Bildschirm sehen.

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