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Panorama: Migranten erobern die Gymnasien

Doch ihr Anteil an den Abiturientenzahlen steigt nicht gleichermaßen an

Das Albert-Schweitzer-Gymnasium ist kein Einzelfall: Unter den 98 Berliner Gymnasien sind inzwischen 11, in denen über die Hälfte der Schüler Deutsch nicht als Muttersprache haben. Die Tendenz ist steigend: Schon jetzt ist in vielen Gymnasien deutlich zu sehen, dass der Migrantenanteil in den siebten Klassen wesentlich höher ist als in den oberen Klassen. Drei Gymnasien haben schon jetzt weniger als 30 Prozent Kinder deutscher Herkunft. Zum Vergleich: Noch vor 30 Jahren machte in Berlin kein einziger ausländischer Schüler Abitur, vor 20 Jahren waren es nur 130. Inzwischen liegt ihre Zahl bei rund 800.

Die Verteilung in den Bezirken ist sehr unterschiedlich: Den höchsten Migrantenanteil in Gymnasien hat Mitte (45,1 Prozent), gefolgt von Neukölln (37,7), Friedrichshain-Kreuzberg (30,4) und Charlottenburg-Wilmersdorf (18,8). Berlinweit haben 16,3 Prozent der Gymnasiasten eine andere Sprache als Deutsch als Muttersprache. Zum Vergleich: Bei den Grundschulen liegt der Anteil bei 33,3, bei den Gesamtschulen bei 26,2 und bei den Hauptschulen bei 42,5 Prozent.

Problematisch ist, dass ein Drittel der Migranten die Gymnasien vorzeitig, also ohne Abitur, verlässt. Bei den Kindern deutscher Herkunft liegt dieser Anteil nur bei 14 Prozent: Überproportional viele Migranten scheitern an ihren sprachlichen Mängeln schon in der Probezeit oder auch später, weil sie zu Hause nicht genügend unterstützt werden. Dieses Schicksal teilen sie mit den deutschen Kindern bildungsferner Schichten. Viele Gymnasien würden gern mehr Sprachtraining und auch Förderunterricht anbieten, allerdings werden die knappen Mittel für „Deutsch als Zweitsprache“ in den Grund- und Hauptschulen gebraucht, so dass für die Gymnasien kaum etwas übrig bleibt.

Viele Gymnasien haben ihre sprachlichen Ansprüche schon herunterschrauben müssen, um überhaupt genügend Schüler zu behalten. So ist es ohne Weiteres möglich, in einer Gymnasialklasse solche Formulierungen wie „Wir machen mal“ zu hören, wenn es doch eigentlich ums Multiplizieren geht. Eine Folge dieser miserablen Sprachkenntnisse ist, dass in solchen Schulen überproportional viele Schüler durch das Abitur fallen.

Um das Niveau zu heben, gehen die Schulen unterschiedliche Wege: Einige versuchen, mithilfe von Hochbegabtenklassen bürgerliche Kinder anzuziehen, andere, wie die Albert-Schweitzer-Schule, suchen Lösungen mittels neuer Profile – um attraktiver zu werden und um die Schüler mehr zu fördern.

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