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Panorama: Wir googeln ins Kino

Mit Bus, Bahn und Zug zum Ziel: Google startet jetzt einen eigenen Routenplaner

Bei Google gibt es eine 20-Prozent-Regel: Ein Fünftel ihrer wöchentlichen Arbeitszeit können die Beschäftigten der Internetfirma damit verbringen, sich Gedanken über neue Ideen zu machen. Mitunter sind diese Einfälle so gut, dass daraus ein eigenes Projekt wird. So wie jetzt bei Google Transit, einem universellen Routenplaner im Internet. Einige Google-Ingenieure aus San Francisco, New York und Zürich wollten sich nicht länger damit abfinden, zur Planung einer Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln von einer Internetseite zur nächsten und von da zur übernächsten springen zu müssen, um sich über Fahrtzeiten, Anschlusszüge oder Transportpreise zu informieren. Alle Informationen an einem Ort zu sammeln, das war ihr Vorschlag, der nun Realität wird. Seit einigen Tagen können sich die Fahrgäste des öffentlichen Nahverkehrs in Portland im US-Bundesstaat Oregon darüber freuen.

„Grundvoraussetzung für einen solchen Dienst ist, dass die lokalen Behörden oder Verkehrsbetriebe erkennen, von welchem großen Vorteil es für ihre Kunden ist, alle Informationen über nur eine Webseite abrufen zu können“, erläutert Stefan Meuchel von Google Deutschland. Die technische Seite sei gar nicht mal so kompliziert: „Für unsere Preisvergleichsseite Froogle bekommen wir schon jetzt Daten von Dritten zugeliefert. Vom Prinzip her ist es egal, ob es sich um Produktpreise oder Abfahrtszeiten handelt.“

In Portland kam beides zusammen. Die Bereitschaft der Verkehrsbetriebe und das nötige technische Know-how. „Bei Portlands Nahverkehrsgesellschaft Tri- Met arbeiten Mitarbeiter, die leidenschaftlich am Kundenservice interessiert sind. Und bei Tri-Met waren die nötigen Daten bereits verfügbar“, freuten sich die Google-Ingenieure, die jetzt im Probebetrieb herausfinden wollen, was die Internetnutzer von ihrem Routenplaner erwarten. „Einfach Zeiten und Preise ins Netz zu stellen, wird nicht ausreichen“, so Meuchel, „es geht auch darum, aktuelle Entwicklungen wie zum Beispiel Staus oder Straßensperrungen einzubeziehen, damit der Nutzer entscheiden kann, ob er nun mit dem Auto oder dem Bus besser und schneller zu seinem Ziel kommt.“

Ob und wann Google Transit nach Deutschland kommt, ist noch nicht klar. Erst einmal wird der Dienst im kommenden Jahr in den USA aufgebaut. Das liegt auch daran, dass der in den USA bereits etablierte Dienst Google Maps in Deutschland noch nicht zur Verfügung steht. Erst damit ist es möglich, sich seine Fahrtroute direkt auf der Stadt- oder Landkarte anzusehen, auf Wunsch sogar mit unterlegtem Satellitenbild von Google Earth. Es wird aber nicht mehr allzu lange dauern, bis das Kartenmaterial auch hier zu Lande zur Verfügung steht“, verspricht Meuchel.

Aber egal ob nun Google Transit, Google Maps, Google Earth oder das in den USA beliebte Google Local, mit dem man den nächsten Zahnarzt, einen Pizzaservice oder die nächstgelegene Postfiliale findet: Seit dem Börsengang des Internetdienstleisters forciert Google sein Innovationstempo. Zwar ist die Suchmaschine – Google durchkämmt über zwei Milliarden Webseiten – weiterhin die wichtigste Funktion, doch an der Börse zählt neben dem aktuellen Geschäftsergebnis vor allem die Wachstumsprognose. Und nach Googles Einstieg beim Onlinedienst AOL werden die Konkurrenten Microsoft und Yahoo umso weniger tatenlos zusehen, wie sich die Welt zunehmend vergoogelt.

Also googelt Google immer weiter und entwickelt komfortable Sonderfunktionen: Die Eingabe einer Telefonnummer führt zu kostengünstigen Call-by-Call- Vorwahlen, Pakete von UPS und FedEx können per Tracking-Nummer online gesucht werden. Mit der Zeichenfolge 5+2*2 wird Google zum Taschenrechner und antwortet: 9. Wer zwei Städtenamen eingibt, wird direkt zum Onlineportal der Deutschen Bahn verwiesen. Wenn man über Google bald vielleicht Flug-, Bus- und Bahntickets oder auch Kinokarten und Hotelzimmer buchen kann – dann muss man nur noch selbst hinfahren.

www.google.com/transit

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