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Zweimal Ex. Der frühere Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und der ehemalige Finanzvorstand Holger Härter.

© picture-alliance/ dpa

Wirtschaft: 1,4 Milliarden zu wenig

Manager vor Gericht: Porsche-Führung soll bei einer Bank einen falschen Kreditbedarf angegeben haben.

Berlin - Ein wenig Genugtuung werden die Banker, Fondsmanager und Privatinvestoren am Donnerstag empfunden haben: Die Staatsanwaltschaft Stuttgart erhebt Anklage gegen frühere Manager von Porsche wegen des Verdachts des Kreditbetrugs. Unter den Beschuldigten ist Holger Härter, der frühere Finanzvorstand und engster Vertraute des langjährigen Porsche-Chefs Wendelin Wiedeking. Beide hatten in den Jahren 2007 bis 2009 versucht, Volkswagen zu übernehmen. Mit Hilfe komplizierter Finanzinstrumente kauften die trickreichen Manager immer mehr Anteile und führten professionelle Anleger an der Nase herum.

Am Ende misslang das Manöver, Wiedeking und Härter verloren ihren Job, und VW ist inzwischen dabei, Porsche zu übernehmen. Allerdings gibt es auch dabei Schwierigkeiten: In den USA und hierzulande sind Milliardenklagen wegen des damaligen Verhaltens der Porsche- Vorstände anhängig.

Darauf weist auch die Staatsanwaltschaft Stuttgart in ihrer Mitteilung vom Dienstag hin. Die Ermittlungen wegen des Vorwurfs der „informationsgestützten Marktmanipulation sowie der Untreue dauern weiterhin an (...) und werden nicht vor Mitte dieses Jahres abgeschlossen werden“. Wenn es dann zur Anklage kommt, dürfte auch Wiedeking betroffen sein.

In der aktuellen Sache „Kreditbetrug“ ist das nicht der Fall. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft sollen die Beschuldigten „drei Verantwortliche aus dem Finanzbereich der Porsche Automobil Holding SE“ eine Bank getäuscht haben, als es im März 2009 um eine Anschlussfinanzierung für einen Zehn-Milliarden-Euro- Kredit ging. Konkret sollen falsche Angaben gemacht worden sein „über die von Porsche gehaltenen Optionen auf VW- Stammaktien“. Den Angaben zufolge wollte das Kreditinstitut, das nicht genannt wird, von Porsche den Liquiditätsbedarf wissen, für den Fall, dass Porsche alle Kaufoptionen auf VW-Aktien wahrnimmt. In einer schriftlichen Erklärung hätten dann die Porsche-Finanzverantwortlichen den Bedarf „um rund 1,4 Milliarden Euro zu niedrig angegeben“.

Weiter hätten die Beschuldigten „rund 45 Millionen von Porsche verkaufte Verkaufsoptionen auf VW-Stammaktien verschwiegen“. Nach Erhebung der Anklage wird nun das Landgericht Stuttgart über die Eröffnung des Hauptverfahrens entscheiden. Der Anwalt von Härter wies gegenüber der Deutschen Presseagentur die Vorwürfe zurück. Der frühere Finanzchef sehe dem Verfahren „mit Gelassenheit“ entgegen.

Über Härter schrieb einmal das „Manager Magazin“, mit ihm „sollte man höchsten Mau–Mau, aber auf keinen Fall Poker spielen“. Im Herbst 2008, Lehman war Pleite, rutschte die Weltwirtschaft ab. Und die Kurse von Autoaktien auch. Viele Investoren spekulierten auf weiter sinkende Kurse – auch VW-Kurse, zumal die Aktie damals schon viel teurer war, als eigentlich von Analysten taxiert. In dieser Situation gab es die berühmten Leerverkäufe: Investoren liehen sich Aktien und verkauften diese in der Annahme, dass der Kurs sinkt. Später werden die Aktien zu einem geringeren Kurs zurückgekauft und dann an den Entleiher zurückgegeben. So ist das Kalkül. Doch dann ließen Wiedeking und Härter eine Bombe platzen: Porsche gab bekannt, knapp 43 Prozent an VW und weitere 31,5 Prozent Optionen auf VW-Aktien zu halten. Panik brach aus, die Investoren hatten Angst, die geliehenen Aktien nicht zurückgeben zu können und kauften zu jedem Preis: Binnen weniger Tage stieg die VW-Aktie von 210 auf knapp 1000 Euro. Einig Fonds verloren dreistellige Millionenbeträge. Der Unternehmer Adolf Merckle (Ratiopharm) verspekulierte sich und nahm sich das Leben.

Porsche verdiente in den Jahren 2007 und 2008 Milliarden an den Finanzgeschäften mit VW-Aktien. Dann gerieten auch Härter und Wiedeking in Finanznot und VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch übernahm die Regie.

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