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Wirtschaft: 150 000 Arbeitsplätze durch Öko-Energie

Gabriel sieht größere Beschäftigungswirkung als bei Kernkraft / CDU zweifelt erneut am Atomausstieg

Berlin - Durch den Ausbau erneuerbarer Energien können bis zum Jahr 2020 rund 150 000 neue Arbeitsplätze entstehen. Das geht aus einer Studie des Bundesumweltministeriums hervor, die Ressortchef Sigmar Gabriel (SPD) am Mittwoch vorstellte. Der Schätzung zufolge wird sich die Zahl der Arbeitsplätze von 157 000 im Jahr 2004 auf etwa 300 000 im Jahr 2020 verdoppeln. Für das Jahr 2005 werden der Branche 170 000 Arbeitsplätze zugerechnet. Zu den Autoren der Studie, die unter anderem auf der Befragung von 1100 Unternehmen der Branche basiert, zählen das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW, Berlin) sowie das Zentrum für Sonnenenergie und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW, Stuttgart).

Gabriel wertete die Zahlen als Beleg dafür, dass die Förderung erneuerbarer Energien eine „ökologisch und ökonomisch sinnvolle Strategie“ in der Energiepolitik darstelle. Im Vergleich mit den erneuerbaren Energien sei die Beschäftigungswirkung der Kernenergie mit rund 30 000 Arbeitsplätzen eher gering. Mit Blick auf den Energiegipfel der Bundesregierung mit den Energieversorgern sagte Gabriel, es werde dabei auch über gezielte Forschungsinvestitionen in erneuerbare Energien zu sprechen sein.

Maßgeblich für neue Arbeitsplätze sind in Zukunft vor allem die Exporterfolge deutscher Unternehmen im Wachstumsmarkt der erneuerbaren Energien. Der Studie zufolge werden die Investitionen weltweit von rund 40 Milliarden Euro auf rund 250 Milliarden Euro im Jahr 2020 steigen, während der Marktanteil deutscher Unternehmen von derzeit 14 Prozent auf zehn Prozent sinkt. Gabriel sieht Deutschland für den Wettbewerb auf diesem Markt gleichwohl „sehr gut aufgestellt“. Er verwies in diesem Zusammenhang auf eine in der großen Koalition vereinbarte Exportinitiative für erneuerbare Energien.

Noch größere Beschäftigungseffekte sind nach Meinung Gabriels im Bereich der Wärmebereitstellung zu erwarten. Es handele sich dabei „um den schlafenden Riesen der erneuerbaren Energie“, sagte der SPD-Politiker. Die Studie geht von einem Anteil erneuerbarer Energien am Wärmemarkt von 13 Prozent in Deutschland bis zum Jahr 2020 und von 20 Prozent im Jahr 2030 aus. Voraussetzung hierfür sei aber ein „ähnlich wirksames Instrument“ wie das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) für den Strommarkt. Das EEG verpflichtet die Stromversorger unter anderem dazu, Strom aus alternativen Energiequellen wie Wind- und Solarenergie oder Biomasse in ihre Netze einzuspeisen. Die Mehrkosten zahlen die Verbraucher. Sie belaufen sich laut Gabriel derzeit auf 1,50 Euro im Monat bei einem Drei-Personen-Haushalt. Dies sei vertretbar, sagte er.

Gelassen reagierte Gabriel auf einen neuerlichen Vorstoß von Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) zu Gunsten der Kernenergie. Glos hatte am Mittwoch in Tokio die „rein private Meinung“ geäußert, den Atomausstieg rückgängig zu machen. Gabriel sagte dazu, es sei beruhigend, dass die Entfernung von Glos zum Kabinettstisch zunehme, wenn er derartige Forderungen erhebe. Unterdessen stellte aber auch Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) den Atomausstieg in Frage. Die Bundesrepublik leiste sich den „Luxus einer doppelten Moral“, kritisierte er. Einerseits werde die Abschaltung von Atomkraftwerken verkündet, andererseits werde Atomstrom importiert.

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