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Abwrack

© dpa

Autoindustrie: Abgewrackte Preise

Die Autorabatte steigen auf einen Rekordstand. Nach dem Ende der Umweltprämie könnte sich die Krise ausweiten.

Berlin - Die Abwrackprämie wirbelt den Automarkt durcheinander und löst dabei keineswegs nur positive Effekte aus. Zwar können sich die Autokäufer über einmalig hohe Preisnachlässe freuen und der Absatz vor allem von Kleinwagen läuft prächtig; die Kölner Ford-Werke haben zum Beispiel bis Ende Februar doppelt so viele Autos verkauft wie vor einem Jahr. Auf der anderen Seite zwingt die Schnäppchenpolitik auch Premiumhersteller zu teuren Verkaufsaktionen. „Die Margen im deutschen Automarkt verschlechtern sich damit als Folge der Abwrackprämie“, heißt es in einer Erhebung des Car-Center an der Uni Duisburg-Essen. Alles in allem habe die Prämie eine „Rabattspirale in Gang gesetzt, die wir nicht für möglich gehalten haben“. Im Schnitt bekommen Neuwagenkäufer derzeit einen Nachlass von gut 20 Prozent.

Die prozentual größten Einsparungen aus Prämie und Rabatt ergeben sich bei den sowieso schon preisgünstigen Kleinwagen. Bemerkenswert ist für Car-Direktor Ferdinand Dudenhöffer denn auch das Verhalten der Premiumhersteller, also Mercedes, BMW, Audi und Porsche, die „erstmals offen und unverblümt Rabatte anbieten“. Ob der Zustände auf dem Automarkt zeigt sich der Duisburger Experte verblüfft: „Da bleibt jedem Teppichhändler die Sprache weg.“ Der deutsche Markt sei geprägt durch die „höchste Zahl an Aktionen, die wir bisher beobachtet haben“.

Das Car-Institut ermittelt monatlich Anzahl und Volumen der diversen Verkaufsprogramme. Dazu gehören Barrabatte, Sonderfinanzierungen, Sondermodelle und die Inzahlungnahme von Gebrauchtwagen deutlich über Marktwert. Mercedes etwa zahlt bei Inzahlungnahme eine Prämie von 2500 Euro. Audi ködert die Kunden mit einer „Umweltprämie plus“ und BMW mit einer Verdopplung der Umweltprämie, also 2500 Euro. Als Beleg dafür, „wie stark die deutschen Premiumhersteller unter der Abwrackprämie leiden“, führt Dudenhöffer die Zulassungsstatistik an. Danach wurden im Januar 38,6 Prozent aller Zulassungen der deutschen Hersteller als Erstzulassungen getätigt. Mit diesem Instrument verabschiedet man sich vom Neuwagenpreis und drückt die Autos mit zum Teil hohen Abschlägen in den Markt.

Welche Auswüchse der Schnäppchenmarkt angenommen hat, wird deutlich am Beispiel neuer Modelle, die eigentlich größere Verkaufshilfen nicht nötig haben. Dem Car zufolge gibt es den Golf VI einschließlich Abwrackprämie mit einem Abschlag von gut 30 Prozent. Noch größer sind die Rabatte beim Ford Fiesta und dem Alfa Romeo MiTo.

Für die Zeit nach der Abwrackprämie – die Bundesregierung stellt aus Steuermitteln 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung, knapp 600 000 Autokäufe können damit gefördert werden, gut 150 000 Anträge liegen vor – schwant Dudenhöffer „ein Jammertal“. Zum einen würden die Verkäufe „in ein tiefes Loch fallen“. Zum anderen erwarte der Kunde auch weiterhin hohe Rabatte. Ansonsten drohe Kaufverweigerung. „Der wichtigste Wert der Kunden, der Wiederverkaufswert der Gebrauchten, wird durch die hohen Rabatte geschädigt“, resümiert der Marktforscher. Der „große Jubel“ über die Prämie werde schnell verstummen.

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