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Bereits 2020 erklärte der Konzern, bis 2035 sein Portfolio auf die Herstellung von grünem Gas, Wasserstoff und erneuerbaren Energien auszurichten – ein Ziel, das durch den Ukraine-Krieg zwischenzeitlich aus dem Fokus geraten war.

© dpa/Oliver Berg

Abschied von der Kohle: Uniper will acht Milliarden in grünen Umbau investieren

Der durch den Staat gerettete Gashändler legt eine neue Strategie vor. So will Uniper bis 2029 komplett aus der Kohleverstromung aussteigen.

Der krisengeschüttelte Konzern Uniper hat eine neue Strategie zur Zukunft des Unternehmens. Bis 2030 will der Konzern acht Milliarden Euro investieren, um die eigenen Geschäftsbereiche nachhaltiger aufzustellen. Das teilte Uniper am Dienstagmorgen mit. Bislang basiert das Geschäftsmodell zu großen Teilen auf Gas: Uniper kauft Gas ein, betreibt Gasspeicher, handelt mit dem Rohstoff und beliefert Stadtwerke und Industrieunternehmen. Außerdem produziert Uniper Strom mit vorwiegend fossilen Kraftwerken.

Nach dem neuen Plan will Uniper bis 2030 allerdings mehr als 80 Prozent seiner Kraftwerke zur CO2-freien Stromproduktion nutzen und bis 2029 aus der Kohleverstromung aussteigen. Klar ist ohnehin bereits, dass Uniper aufgrund von Auflagen der Europäischen Kommission bis 2026 sein Steinkohlekraftwerk Datteln 4 verkaufen muss.

Uniper will zudem seine Gaskraftwerke transformieren und dort vermehrt grüne Gase wie Wasserstoff einsetzen. Darüber hinaus sollen neue Solar- und Windkraftanlagen entstehen. Bislang machen solche Anlagen nur einen kleinen Bruchteil der Uniper-Kraftwerke aus. Im Handel will Uniper bis 2030 fünf bis zehn Prozent grüne Gase im Portfolio haben. Zudem sollen die Gasspeicher weiter zu Wasserstoffspeichern umgewandelt werden. So will Uniper bis 2040 komplett emissionsfrei sein – zehn Jahre früher als bisher geplant.

Gute Zahlen im ersten Halbjahr

Die neue Zukunftsplanung für Uniper dürfte in Abstimmung mit der Bundesregierung entwickelt worden sein: Uniper musste vom deutschen Staat gerettet werden, weil der Gasimporteur infolge des Kriegs in der Ukraine in die Bredouille geraten war. Russland liefert kein Erdgas mehr über Pipelines nach Deutschland. Ein großer Teil von Unipers Geschäftsmodell baute aber auf diesen Lieferungen auf: Uniper erhielt günstiges Gas aus Russland und verkaufte es teurer an mehr als 1000 Stadtwerke und Industrieunternehmen in Deutschland.

Um die Kunden weiter zu beliefern, musste Uniper das nötige Gas zu hohen Preisen am Weltmarkt kaufen. Angesichts der teuren Energie im vergangenen Jahr war das ein permanentes Verlustgeschäft. Noch dazu musste Uniper seine russischen Kraftwerke abschreiben. Am Ende des Geschäftsjahres 2022 stand so ein Nettoverlust von rund 19 Milliarden Euro.

Jetzt geht es für das Unternehmen bergauf. Alle realisierten und abzusehenden Verluste durch Gasersatzbeschaffungen hat Uniper bereits im Geschäftsbericht des vergangenen Jahres verbucht. So ist Uniper seit dem ersten Quartal 2023 wieder in der Gewinnzone.

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Milliarden Euro will Uniper bis 2030 investieren, um die eigenen Geschäftsbereiche nachhaltiger aufzustellen.

Für die erste Hälfte des Geschäftsjahres legte der Konzern ein bereinigtes Ebit von 3,7 Milliarden Euro vor, nach einem negativen Ebit von minus 757 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Auch für das Gesamtjahr rechnet das Unternehmen nun mit einem bereinigten operativen Ergebnis (Ebit) und einem bereinigten Nettogewinn im mittleren einstelligen Milliarden-Euro-Bereich.

Der neue Uniper-Chef Michael Lewis sagte am Dienstag: „Die Lieferverpflichtungen an Stadtwerke und Industriekunden, die wir vor den russischen Lieferkürzungen eingegangen waren, sind für die Jahre 2023 und 2024 durch Termingeschäfte nahezu vollständig abgesichert.“ Er könne deshalb mit Sicherheit sagen, dass sich ein Jahr wie 2022 für Uniper nicht wiederholen werde.

Grund für die guten Zahlen sind die guten Marktbedingungen. Uniper hat wohl nicht alle fehlenden Gasmengen direkt zu hohen Preisen am Markt nachgekauft. Einen Teil des Gases kaufte Uniper später zu deutlich niedrigeren Preisen und kann es so gewinnbringend weiterverkaufen. Außerdem kann Uniper den Strom aus den Unternehmenskraftwerken derzeit zu vergleichsweise hohen Preisen verkaufen.

Dekarbonisierungsziele für den Kraftwerkspark

Die Uniper-Finanzchefin Jutta Dönges sagte allerdings zu dem guten Ergebnis: „Es ist mir wichtig, darauf hinzuweisen, dass das Ergebnis zu einem großen Teil auf außerordentlichen Effekten beruht und sich so in den nächsten Jahren vermutlich nicht wiederholen wird.“

Langfristig will sich Uniper neue, profitable Geschäftsbereiche erschließen. Nicht nur, weil das Russland-Geschäft verloren ist. Uniper braucht darum eine Strategie zur Dekarbonisierung. Das ist gleich doppelt im Interesse des Staates, der zum einen die deutsche Energieversorgung nachhaltiger machen und zum anderen Uniper möglichst rasch wieder an private Eigner abgeben will.

Den grundlegenden Plan, sich klimafreundlicher aufzustellen, verfolgt Uniper schon länger. Bereits 2020 erklärte der Konzern, bis 2035 sein Portfolio auf die Herstellung von grünem Gas, Wasserstoff und erneuerbaren Energien auszurichten – ein Ziel, das durch den Ukrainekrieg zwischenzeitlich aus dem Fokus geraten war.

Stand heute ist Uniper noch stark auf fossile Energien angewiesen. Von den insgesamt 22,5 Gigawatt Kraftwerksleistung, die Uniper besitzt, sind rund 15 Gigawatt Steinkohle- und Gaskraftwerke. Weitere 3,6 Gigawatt sind Wasserkraft, 1,4 Gigawatt Atomkraft. 2,8 Gigawatt entfallen auf „andere“ Kraftwerkstypen, die erneuerbare Energien und Biomasse, aber auch Ölkraftwerke umfassen.

Dieser Text erschien zuerst im Handelsblatt.

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