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Wirtschaft: Ackermann ist Spitze – beim Gehalt

Chef der Deutschen Bank bekommt elf Millionen Euro für 2003, weil sein Konzern so erfolgreich war

Frankfurt (Main). Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann kassiert für das Geschäftsjahr 2003 rund elf Millionen Euro Gehalt. Bestätigen will das offiziell (noch) niemand bei der Bank. Stattdessen verweist man beim Frankfurter Geldhaus auf die Konkurrenz. Hank Paulsen, Chef von Goldman Sachs hat 16,9 Millionen Euro bekommen, Bill Harrison von J.P. Morgan Chase 15,8 Millionen Euro oder Marcel Ospel von der Schweizer UBS 11,9 Millionen Euro. Das ist immer noch mehr als sich Josef Ackermann hat gutschreiben lassen: Aber langsam stößt der Deutsche Bank-Chef in diese Regionen vor.

Mit elf Millionen Euro steht der Schweizer in Diensten der größten Bank Deutschlands hier zu Lande am besten da. Vor Daimler-Chrysler-Chef Jürgen Schrempp, der 2002 auf acht Millionen Euro gekommen sein soll und 2003 angesichts dürftiger Ergebnisse kaum mehr auf dem Konto vorfinden dürfte. Allenfalls Porsche-Chef Wendelin Wiedeking soll dem Vernehmen nach an Ackermanns Gehaltsklasse heranreichen. Aber Genaues weiß man nicht, weil Porsche die Zahlen wie ein Staatsgeheimnis hütet.

Ganz anders bei der Deutschen Bank. Die Zahlen und Bedingungen werden offen gelegt. Die Bezüge der Vorstände orientieren sich stark am Erfolg des Unternehmens. Das Festgehalt Ackermanns liegt nur bei einer Million Euro. Für den übrigen variablen Anteil sind zwei Komponenten verantwortlich: Die um außerordentliche Erträge und Aufwendungen bereinigte Eigenkapitalrendite und die Entwicklung des Aktienkurses im Vergleich zu internationalen Konkurrenten. Die Eigenkapitalrendite hat sich von vier auf 13 Prozent erhöht. Der Aktienkurs legte um 50 Prozent zu, ausländische Branchenkonkurrenten schafften nur ein Plus von durchschnittlich 21 Prozent.

Im Jahr zuvor sah es für Ackermann nicht so gut aus. Wegen der schlechten Ergebnisse der Bank musste er Einbußen von 70 Prozent hinnehmen. Trotzdem blieben am Ende immer noch 6,9 Millionen Euro. Was seine Bezüge angeht, ist das neue Jahr schon mal gut angelaufen. Der Aktienkurs ist seit Jahresbeginn um weitere 14 Prozent gestiegen. Und Ackermann hat erklärt, er wolle in diesem Jahr 25 Prozent Eigenkapitalrendite erreichen. Während seine Bezüge 2003 aber um 60 Prozent gestiegen sind, wuchs die Dividende der Bank-Aktionäre nur um 15 Prozent. Fondsmanager sehen den gewaltigen Zuwachs für Ackermann gelassen. Im vergangenen Jahr habe der Chef der Deutschen Bank einen „guten Job“ gemacht. Im Vergleich zu den anderen deutschen Großbanken allemal. In der Jahresbilanz liest sich das so: Der um außerordentliche Aufwendungen und Erträge bereinigte Gewinn stieg um 163 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro.

Das Verfahren, nach dem die Deutsche Bank ihre Manager entlohnt, gilt als fair und transparent. Rolf Drees von der Fondsgesellschaft Union Investment kritisiert aber die Auswahl der Kreditinstitute, mit denen sich die Deutsche Bank vergleicht. „Im Interesse ihrer Aktionäre sollte sich die Deutsche Bank auch an Wettbewerbern wie der Royal Bank of Scotland orientieren, wo mehr verdient wird, der Vorstand aber mit weniger zufrieden ist“, sagt Drees.

Viel drastischer argumentieren die Analysten: Sie bemängeln, dass sich die Deutsche Bank bei den Vergütungen nicht an der Nach-Steuer-Rendite des Geldhauses orientiert. Und die sei mit 4,7 Prozent im vergangenen Jahr mager gewesen, miserabel sogar im internationalen Vergleich. „Bei UBS lag die Rendite bei 21 Prozent, da sind 11,9 Millionen für Bankchef Ospel in Ordnung. Bei der Deutschen Bank grenzt das an Bereicherung“, sagt einer. „Für was bekommt Ackermann einen Bonus von zehn Millionen Euro?“

Für den Bankchef ist es die Belohnung für harte Sanierungsarbeit: „Nachdem wir zwei Jahre gekämpft haben, um wieder gute Zahlen zu bekommen, wollen wir das, was wir gesät haben, auch ernten“, sagte Ackermann am Dienstag in München. Damit meinte er allerdings nicht sein Salär. Ackermann reagierte vielmehr auf anhaltende Spekulationen um eine feindliche Übernahme der Deutschen Bank. Die hält er für unwahrscheinlich. Und selbst für eine freundschaftliche Fusion stehe er nicht zur Verfügung, sagte Ackermann.

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