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Wirtschaft: Air Berlin muss warten

Das Bundeskartellamt hat bis Februar Zeit, die Condor-Übernahme zu prüfen. Die Aktie kommt nicht voran

Berlin - Das Bundeskartellamt prüft den Kauf von Condor durch die Fluggesellschaft Air Berlin möglicherweise länger als von den Unternehmen erwartet. Die beteiligten Gesellschaften rechnen mit einer Entscheidung noch im Januar. Eine Sprecherin des Bundeskartellamts sagte dem Tagesspiegel am Sonntag: „Die Frist läuft am 5. Februar 2008 ab.“

Bereits vor zehn Tagen – und damit kurz bevor Air Berlin an diesem Dienstag seine Quartalszahlen vorlegt – hatten die Wettbewerbshüter nach einer einmonatigen Prüfungsphase angekündigt, dass sie den Kauf der einstigen Lufthansa-Tochter Condor intensiver untersuchen wollen. Wie viel Zeit sie sich für die Prüfung nehmen, sagte Kartellamtschef Bernhard Heitzer damals nicht.

Condor soll 2009 zum Air-Berlin-Konzern hinzukommen, zu dem auch die Linien dba und LTU gehören. Bereits beim Kauf des Düsseldorfer Ferienfliegers LTU in diesem Jahr hatten die Wettbewerbshüter das Für und Wider vergleichsweise lange abgewogen. Die Sorge des Kartellamts: Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin könnte eine marktbeherrschende Stellung bei Langstreckenflügen für Touristen einnehmen. Doch am Ende genehmigte die Behörde die Übernahme ohne Auflagen.

Wie die Kartellwächter nun im Falle von Condor entscheiden werden, ist offen. Experten der Minerva Investments glauben, dass die Akquisitionen des einstigen Billigfliegers tatsächlich zu weniger Wettbewerb auf dem Markt führen könnten: Die verbliebenen Fluggesellschaften könnten so möglicherweise künftig Preise durchsetzen, die auch bei Ölpreisen jenseits der Marke von 100 US-Dollar noch Margen erlauben würden. Per-Ola Hellgren von der Landesbank Baden-Württemberg bezweifelt das. „Die Wettbewerbssituation würde sich nicht wesentlich ändern, wenn Condor Teil von Air Berlin wäre“, sagte der Analyst der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) dem Tagesspiegel am Sonntag. „Verbietet das Kartellamt eine Übernahme mit dem Argument, auf dem Teilmarkt Langstreckenflüge für Touristen gebe es teilweise eine Übermacht Air Berlins, wäre das eine sehr künstliche Entscheidung.“

Air Berlin will den Langstreckenmarkt aufmischen. Mit Billigangeboten wie dem einfachen Flug von Düsseldorf nach New York schon ab 149 Euro will der Konzern in dem Markt Fuß fassen. Was solche Aktionen der Fluggesellschaft finanziell bringen, bleibt fraglich.

Die Zukäufe belasten das Unternehmen zunächst: Air-Berlin-Chef Joachim Hunold hat die Kosten für die Integration der LTU für das Gesamtjahr mit 20 Millionen Euro angegeben. „Eine Übernahme kostet erst einmal Geld“, sagte LBBW-Analyst Hellgren. „Und die Übernahmen der dba und der LTU kamen relativ dicht hintereinander.“ Der Löwenanteil der Kosten des LTU-Kaufs werde auf das dritte und das vierte Quartal entfallen. „Ich wäre erstaunt, wenn das vergangene Quartal vom Gewinn her ein sehr starkes wäre“, sagte Hellgren.

Auch die Experten der Hypo-Vereinsbank (HVB) sind skeptisch. Die Synergien durch den Kauf der LTU würden sich erst im kommenden Jahr auszahlen, glaubt HVB-Analyst Uwe Weinreich. Dagegen würden die Integrationskosten mit 14 Millionen Euro bereits im abgelaufenen Quartal anfallen. „Wenn man alle diese Akquisitionen machen möchte, und das in diesem wettbewerbsintensiven Umfeld, dann ist es unrealistisch, sehr hohe Gewinne zu erwarten“, sagte auch Analyst Hellgren.

Einig sind sich die Experten in ihrer Einschätzung, dass die Aktie des Unternehmens derzeit unterbewertet ist. Der Kurs dümpelt bei etwas mehr als zehn Euro herum – und damit noch unter dem ursprünglichen Ausgabepreis von zwölf Euro im Jahr 2006. Dabei hatte das Papier im laufenden Jahr schon die Marke von 20 Euro überschritten. „Es gibt wenig, was Air Berlin derzeit selbst machen kann, um den Aktienkurs in die Höhe zu treiben“, meint Hellgren. „Die haben die Hände voll zu tun mit den Übernahmen.“ Würde die Fluggesellschaft aber alle Vorhaben konsequent umsetzen und erfolgreich integrieren, werde der Kurs „in zwei oder drei Quartalen“ auch wieder steigen.

Bis dahin aber wird es noch eine harte Zeit. Wie stark der Wettbewerb ist, zeigte die vergangene Woche. Nur einen Tag, nachdem der deutsche Marktführer Lufthansa den Kerosinzuschlag erhöhte, zog Konkurrent Air Berlin nach. Den Passagierzahlen wird das möglicherweise schaden. „Es kann gut sein, dass das Wachstum der Verkehrszahlen etwas abnimmt“, sagte Hellgren.

Juliane Schäuble

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