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Bayer: Aktie nach Diagnostik-Verkauf im Aufwind

Der Pharmariese Bayer hat mit dem überraschenden Verkauf seiner Diagnostik-Sparte an Siemens für gute Börsendaten gesorgt. Mit der Veräußerung will Bayer unter anderem die Schering-Übernahme finanzieren.

Leverkusen/München - Die Bayer-Aktie notierte am Freitag in Frankfurt am Main zeitweise deutlich mehr als vier Prozent im Plus. Auch Siemens-Aktien waren gefragt. Der Bayer-Aufsichtsrat verlängerte zugleich den Vertrag von Konzernchef Werner Wenning bis 2010. Siemens will mit dem Kauf seine Stellung als Gesundheits-Dienstleister festigen. Die rund 300 deutschen Stellen bei der Bayer-Sparte sind offenbar nicht in Gefahr.

Bayer hatte den Verkauf der Diagnostik-Sparte am Donnerstagabend überraschend in Leverkusen angekündigt. Der Kaufpreis beträgt rund 4,2 Milliarden Euro. Die Konzerntochter Bayer HealthCare, zu der die Sparte gehört, wolle sich künftig auf "Arzneimittel für Mensch und Tier sowie auf konsumentennahe Produkte" konzentrieren, erklärte Bayer-Chef Wenning. Das Geschäft soll voraussichtlich im ersten Halbjahr 2007 abgeschlossen werden, wenn die europäischen und US-Kartellbehörden zustimmen.

Profitable Sparte

Die Bayer-Diagnostik mit Sitz in Tarrytown im US-Bundesstaat New York beschäftigt weltweit mehr als 5000 Menschen, davon rund 300 in Deutschland. Der Bereich erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 1,43 Milliarden Euro. Die Sparte liefert Geräte und Analysetechniken für Krankheiten vom Krebs bis hin zu Allergien. Den patientennahen Bereich der Diabetes-Analyse will Bayer dagegen behalten. Auch das Geschäft mit Kontrastmitteln des erst kürzlich übernommenen Schering-Konzerns ist von dem Verkauf nicht betroffen.

Siemens will mit dem Kauf den Bereich Medical Solutions stärken, der nach eigenen Angaben weltweit einer der größten Anbieter im Gesundheitswesen ist. "Wir wollen unsere Stärken stärken", sagte Siemens-Chef Klaus Kleinfeld am Freitag. Im Visier haben die Münchner insbesondere den Wachstumsmarkt der Molekulardiagnostik, zu der unter anderem die Erkennung von Erbkrankheiten und genetischer Risikofaktoren gehört. Erst Ende April hatte Siemens den Kauf des US-Unternehmen Diagnostic Products Corporation (DPC) angekündigt. Mit dem Kauf der Bayer-Sparte werde Siemens das erste Unternehmen weltweit sein, das die komplette Diagnostik-Kette anbiete, sagte Kleinfeld.

Siemens erhofft sich von der Zusammenlegung der DPC und der Bayer-Sparte Einsparungen von rund 100 Millionen Euro in den ersten zwei Jahren. Ein umfangreicher Stellenabbau ist offenbar nicht geplant. Arbeitsplätze könnten aber eventuell in kleinerem Umfang in der Verwaltung wegfallen, sagte Siemens-Finanzvorstand Joe Kaeser. Dies würde nach Aussage eines Siemens-Sprechers aber nur die USA betreffen.

Entlastung beim Schering-Kauf

Bayer hilft der Verkauf, die Schering-Übernahme zu finanzieren, die seit rund zehn Tagen perfekt ist. Der Konzern erhofft sich durch den Abstoß der Diagnostik-Sparte unter dem Strich einen Erlös von 3,6 Milliarden Euro. Eine geplante Anleihe von 1,3 Milliarden Euro für den Schering-Kauf könnte damit möglicherweise ganz entfallen. Auch die angekündigte Eigenkapital-Aufnahme von bis zu vier Milliarden Euro könnte um eine halbe Milliarde geringer ausfallen. "Insgesamt reduziert dieser Verkauf unsere Verschuldung deutlich", unterstrich Wenning.

Der Bayer-Aufsichtsrat verlängerte Wenning seinen ursprünglich Ende 2007 auslaufenden Vertrag um drei Jahre. Auch die Börse sieht in dem Verkauf nach dem Tauziehen um Schering einen weiteren Erfolg für den 59-Jährigen: Die Aktie notierte am frühen Freitagnachmittag bei 35,84 Euro und lag damit um 4,25 Prozent im Plus. Auch Siemens-Aktien waren gefragt: Zum Börsenauftakt lagen die Papiere um mehr als zwei Prozent im Plus und wurden gegen 13.00 Uhr mit 67,75 Euro und damit 0,37 Prozent über Vortagesschluss gehandelt. (tso/AFP)

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