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Kommen die Urlauber? Die Tui ist zuversichtlich.

© mauritius images / Markus Lange

Aktie unter Druck: Tui macht erneut einen Milliardenverlust

Tui-Chef Fritz Joussen ist aber dennoch zuversichtlich: Das Sommergeschäft wird so stark wie vor Corona, glaubt er. Die Liquidität sei gesichert.

Wahrscheinlich muss man ein Optimist sein, um als Chef des weltgrößten Reiseveranstalters sonnige Aussichten zu beschwören – trotz der sich wieder verschärfenden Corona-Pandemie. Fritz Joussen, als Vorstandsvorsitzender der Tui inzwischen krisenerprobt, gelingt das mühelos: „Wir erwarten für den Sommer 2022 und die Hauptreisezeit die Rückkehr zu einem Buchungsniveau in etwa wie vor Corona 2019“, sagte Joussen am Mittwoch in Hannover, als er die Zahlen des vergangenen Geschäftsjahres und die Aussichten für die kommenden Monate präsentierte. Die gebeutelten Anleger scheinen seine Zuversicht jedoch nicht zu teilen. Die Aktie verlor anfangs kräftig, konnte sich aber später wieder etwas fangen.

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Warum die Aktie unter Druck ist

Es sind wohl vor allem die Zahlen des Ende September abgelaufenen letzten Geschäftsjahres, die die Aktionäre stressen. Denn das zweite Corona-Jahr hat der Tui einen weiteren Milliardenverlust eingebrockt. Zwar war dieser um gut ein Fünftel niedriger als im vergangenen Jahr, aber ein Fehlbetrag von 2,5 Milliarden Euro ist dennoch kein Pappenstiel.

Die Pandemie hinterließ auch beim Umsatz ihre Spuren. Die Erlöse sanken um rund 40 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro. Allerdings war das Geschäft im Winterhalbjahr 2019/2020 von Corona noch weitgehend verschont geblieben. Doch nun geht es bergauf, glaubt Joussen.

Im wichtigen Zeitraum von Juli bis September dieses Jahres machte die Tui 3,4 Milliarden Euro Umsatz – fast drei Mal so viel wie wie vor einem Jahr. Zwar endete auch dieses Quartal mit einem Verlust. Doch die 100 Millionen Euro Betriebsverlust sind verglichen mit dem operativen Verlust von gut einer Milliarde Euro aus dem Vorjahresquartal ein Fortschritt.

Krisenmanager: Fritz Joussen muss den zweiten Milliardenverlust verkünden.

© imago images/localpic

Für Ostern stiegen die Buchungen bereits kräftig an, beteuert Joussen. Zuversichtlich stimmt ihn auch, dass die Menschen bereit sind, mehr Geld für Reisen auszugeben. Tui-Kunden lassen in diesem Winter etwa 15 Prozent mehr für ihren Urlaub springen, für den kommenden Sommer beträgt das Plus sogar 23 Prozent. Das liege vor allem daran, dass die Kunden längere Urlaube buchen und in höherwertigen Hotels wohnen wollen.
Von der neuen Virusvariante Omikron lässt sich Joussen nicht irritieren. Er hofft auf die steigenden Impfquoten und neue Medikamente gegen das Virus. Stornierungen und Umbuchungen gebe es derzeit kaum. Allerdings leidet der wichtige britische Markt unter neuen Reisebeschränkungen der Regierung.

Vier Milliarden Euro vom Staat

Um die Tui vor dem Aus zu retten, hatte der deutsche Staat den Konzern mit rund vier Milliarden Euro an Kapital und Krediten gerettet. Einen Teil der Staatshilfen zahlte das Unternehmen mit einer 1,1 Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung zurück. „Die Staatshilfe wollen wir gern zurückzahlen“, betonte Joussen und schloss eine erneute Kapitalerhöhung nicht aus. Auch weitere Fusionen und Übernahmen sind möglich. Die Tui hat sich von einigen Hotels getrennt und die Kreuzfahrt-Reederei Hapag-Lloyd-Cruises an das Gemeinschaftsunternehme Tui Cruises verkauft.

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Wir sind liquide, sagt der Chef

Bedenken, dass der Tui das Geld ausgehen könnte, tritt Joussen entschieden entgegen. Man habe derzeit 3,5 Milliarden Euro Liquidität, und das obwohl das Winterhalbjahr traditionell schwächer ist als der Sommer. „Die Liquidität ist so stark, dass wir denken, Liquidität spielt keine Rolle mehr“, betonte der Tui-Chef.
Auch die Rückzahlung der noch nicht eingelösten Corona-Reisegutscheine aus der ersten Welle macht ihm keine Sorgen. Es handele sich um „ein paar hundert Millionen Euro Umsatz“, sagte er auf Nachfrage. Joussen geht davon aus, dass viele der Gutscheine noch demnächst für neue Reisebuchungen eingesetzt werden. Derzeit läuft die Werbung mit Frühbucherrabatten.

Die Bundesregierung hatte 2020 Gutscheine von Reiseveranstaltern mit einer staatlichen Bürgschaft flankiert. Diese Gutscheine laufen Ende des Monats aus, das Geld muss dann bis Mitte Januar ausgezahlt werden.

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