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Aktionäre: Tanz auf dem Vulkan

Angesichts der dramatischen Wertverluste ihrer Anteile erwarten Aktionäre viel Sprengstoff bei den Hauptversammlungen in diesem Frühjahr.

Frankfurt am Main -  „Bei einigen Firmen wird das Aktionärstreffen zu einem Tanz auf dem Vulkan“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Ulrich Hocker, am Dienstag in Frankfurt am Main. Das gelte für rund 20 Konzerne aus der ersten Reihe des deutschen Aktienmarktes. Offenbar hätten bei etlichen Firmen die Risikosysteme versagt, Manager hätten wider besseres Wissen Zweckoptimismus verbreitet und damit den Aktienkurs noch tiefer in den Keller gestürzt. „Dafür wird es auf den Hauptversammlungen die Quittung geben.“

Wie drastisch mögliche Konsequenzen für Manager ausfallen ist freilich offen. Eine Flut von Anzeigen wird es nicht geben, das lässt Hocker durchblicken. Bislang hat die DSW lediglich Strafanzeige gegen die ehemaligen verantwortlichen Vorstände der Münchener Hypo Real Estate erhoben. Bei der Mittelstandsbank IKB mache dies keinen Sinn, weil die Staatsanwaltschaft ohnehin ermittele, sagt Hocker. Sollten sich durch die Ermittlungen Anhaltspunkte für strafrechtlich relevantes Verhalten geben, will die DSW allerdings in jedem Fall auch die Möglichkeit einer Zivilklage auf Schadenersatz gegen die betreffenden Manager prüfen.

Auch ohne Klagen wollen die Aktionärsschützer bei einigen Hauptversammlungen besonders kritisch auftreten. Die Anleger wollten wissen, warum viele Unternehmen zu spät oder falsch auf die globale Wirtschafts- und Finanzkrise reagiert hätten und mit welchen Maßnahmen sie nun gegensteuerten.

Der Deutschen Bank etwa werfen die Aktionärsschützer vor, 2008 nur unzureichend über die schlechter werdende Lage berichtet zu haben. „Die Salami-Taktik, mit der bei der Deutschen Bank schlechte Nachrichten veröffentlicht wurden, zerstört nicht nur das Vertrauen in das Unternehmen selbst, sondern ist aufgrund der Leuchtturmfunktion der Bank auch schädlich für die ganze Branche“, sagte der Landesgeschäftsführer der DSW Hessen, Klaus Nieding.

Eine Kürzung oder gar Streichung der Dividenden, wie sie etwa Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) ins Spiel gebracht hatte, lehnt die DSW jedoch ab. „Für Aktionäre ist die Dividende ein unverzichtbarer Bestandteil des Investments. Sie ist ein notwendiges Entgelt, ein Zins auf das eingesetzte Kapital“, sagte DSW-Chef Hocker. Darauf werde man auf den anstehenden Hauptversammlungen hinweisen. Natürlich müsse die Dividende verdient werden. „Wird allerdings gekürzt oder gestrichen, muss dies auch für die Bezüge des Vorstandes und die Boni gelten.“

Gerade darauf werde die DSW bei den Aktionärstreffen achten. Für Bonuszahlung gilt nach Ansicht von Hocker, dass sie nicht vom Gesetzgeber gedeckelt werden können. Es seien arbeitsrechtliche Vereinbarungen, für die es allerdings feste Regeln gebe. Intensiv werde man über diese Frage vor allem auf der Hauptversammlung der Commerzbank mit Blick auf die Bonuszahlungen für Investmentbanker der Dresdner Bank sprechen. Nach Angaben von Commerzbank-Chef Martin Blessing geht es dabei insgesamt um Zahlungen von rund 130 Millionen Euro, die noch vor der Übernahme der Dresdner Bank zugesagt worden seien. Rolf Obertreis

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