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Wirtschaft: Allianz will Milliardengewinn für sich behalten

Der Konzern hat in diesem Jahr schon 1,8 Milliarden Euro verdient. Kunden und Aktionäre werden davon aber nur wenig profitieren

München - Der Allfinanzkonzern Allianz hat in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres blendend verdient. Die Aktie stieg am Freitag um 2,3 Prozent auf 93 Euro. Aktionäre und Versicherte werden von dem Milliardengewinn aber wohl kaum profitieren. Vom Tagesspiegel befragte Analysten erwarten nur eine geringe Erhöhung der Dividende. Auch die Kunden können nach Einschätzung von Branchenexperten nicht mit einer steigenden Gewinnbeteiligung rechnen.

Dabei hatte Controlling-Vorstand Helmut Perlet am Freitag hervorragende Zahlen veröffentlicht. In den ersten neun Monaten hat sich der Gewinn gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Er stieg von 732 Millionen auf 1,8 Milliarden Euro. Perlet betonte, dass alle Segmente – auch die früher defizitäre Dresdner Bank – zu dem guten Ergebnis beigetragen hätten. Im Schaden- und Unfallversicherungsgeschäft erzielte die Allianz ein internes Wachstum von 2,7 Prozent, obwohl die Wirbelsturm-Serie in den USA im dritten Quartal mit 216 Millionen Euro zu Buche schlug. Die Schaden-Kosten-Quote sank um 3,7 Prozentpunkte auf 93,2 Prozent. Bei einer Schaden-Kosten-Quote unter 100 Prozent arbeitet eine Versicherung profitabel.

Auch in der Lebens- und Krankenversicherung hat die Allianz gut verdient. Ein stärkeres Wachstum, geringere Verwaltungsaufwendungen und eine bessere Kapitalanlagen-Rendite haben dem Konzern in diesem Bereich einen Gewinn von 508 Millionen Euro beschert (Vorjahreszeitraum: 322 Millionen Euro). Die Beitragseinnahmen stiegen um 4,5 Prozent auf 32 Milliarden Euro, Tendenz steigend. Das Ende des Steuerprivilegs für Lebensversicherungen, die nach dem 31. Dezember 2004 abgeschlossen werden, hat zu einem Endspurt bei den alten, steuerbegünstigten Policen geführt. „Wir haben im Oktober doppelt so viele Neuabschlüsse erzielt wie im Jahr zuvor“, sagte der Sprecher der Allianz Lebensversicherungs-AG, Eckhard Marten.

„Die Allianz muss auch an die Verbraucher denken“, kritisierte der Bund der Versicherten (BdV). BdV-Geschäftsführerin Lilo Blunck forderte eine Erhöhung der Gewinnbeteiligung. Derzeit zahlt die Allianz Leben 4,5 Prozent, hinzu kommt ein Schlussgewinn von 0,6 Prozent. Dennoch rechnen Experten nicht mit einer Steigerung der Überschussbeteiligung für das kommende Jahr. „Die Aktienmärkte treten auf der Stelle, und die Kapitalmarktzinsen sind niedrig“, sagt Manfred Poweleit, Herausgeber des Branchendienstes map-Report. „Ich glaube nicht, dass die Allianz ihre Überschussbeteiligung erhöhen wird.“

Aber auch die Aktionäre können keine großen Wohltaten erwarten. „Ich sehe keine Anzeichen dafür, dass die Allianz etwas an ihrer restriktiven Dividendenpolitik ändern wird", sagte Lucio di Geronimo von der Hypo-Vereinsbank dem Tagesspiegel. Er rechnet höchstens mit einer Anhebung von 1,50 auf 1,80 Euro. Carsten Zielcke von der West LB ist noch pessimistischer. Er hält bestenfalls eine Erhöhung auf 1,65 Euro für möglich. „Die Eigenkapitalbasis ist noch nicht so stark, als dass die Allianz die Dividende signifikant hochfahren könnte“, glaubt er. Die Allianz selbst wollte sich am Freitag zur Dividende nicht äußern.

Besonders zufrieden zeigte sich Perlet mit der Tochter Dresdner Bank, deren Ergebnisumschwung er „beeindruckend" nannte. Nach einem Verlust von 163 Millionen Euro im Vorjahr erzielte die Dresdner Bank in den ersten neun Monaten 2004 einen operativen Gewinn von 542 Millionen Euro. Perlet schloss einen Verlust der Bank im vierten Quartal zwar nicht aus. Zum Jahresende erwartet er aber ein ausgeglichenes Ergebnis – einschließlich der Restrukturierungskosten.

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