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© dpa-Zentralbild

Escada: Am Ende des Laufstegs

Luxusmodekonzern Escada kündigt Insolvenz an. Ein Finanzplan zur Rettung des Unternehmens ist gescheitert.

Berlin - Die ehemals größte Damenmodemarke der Welt, Escada, will noch in dieser Woche einen Insolvenzantrag stellen. Das kündigte das Unternehmen am Dienstagabend in einer Adhoc-Mitteilung an, nachdem ein Umtauschangebot an die Gläubiger zuvor gescheitert war.

Lediglich 46 Prozent der Gläubiger hätten das Umtauschangebot für eine Anleihe angenommen. Sie sollten auf 60 Prozent ihres eingesetzten Geldes verzichten. Für eine Abwendung der Insolvenz wäre eine Quote von mindestens 80 Prozent nötig gewesen. Der Vorstand beabsichtige deswegen, noch in dieser Woche einen Insolvenzantrag wegen unmittelbar drohender Zahlungsunfähigkeit zu stellen. Für den heutigen Mittwoch sei eine Aufsichtsratssitzung anberaumt, in der der Vorstand das Aufsichtsgremium über das Scheitern der finanziellen Restrukturierung und die weiteren Schritte informieren werde, erklärte das Unternehmen.

Escada wollte eine noch bis 2012 laufende Anleihe im Volumen von 200 Millionen Euro in neue Anleihen zu veränderten Konditionen umtauschen, um sich neue Liquidität zu verschaffen und seine Verschuldung zu senken. Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) hatte sich dafür eingesetzt, dass die Umtauschbedingungen noch einmal verbessert wurden. Am Ende riet die SdK den Anleihegläubigern zum Tausch. „Bei einem Insolvenzverfahren gewinnt niemand etwas“, sagte SdK-Vorstand Markus Neumann dem Tagesspiegel. Doch offenbar wollten institutionelle Anleger mehr herausschlagen.

Missmanagement, häufige Führungswechsel und dazu die Finanzkrise brachten den Luxusmodehersteller in Schwierigkeiten. 1976 von dem schwedischen Topmodel Margaretha Ley und ihrem Mann Wolfgang in München gegründet, stieg Escada zu einer der wenigen deutschen Modefirmen auf, die es zu internationalem Ansehen gebracht haben. Farbenfroh und teuer sind die Kleider und Kostüme, die Margaretha designt, ihr Mann kümmert sich um Finanzen und Vertrieb. Als die Designerin 1992 stirbt, verliert das Haus sein Gesicht. Doch schon zu diesem Zeitpunkt schreibt das Unternehmen rote Zahlen, weil es sich mit zu vielen Beteiligungen verzettelt hat. Manager und Designer kommen und gehen, Wolfgang Ley bleibt. Doch seine Strategie, aus dem Modehersteller einen Lifestyle-Konzern zu machen, geht nicht auf. Hinzu kommen die Terroranschläge vom 11. September 2001, in deren Folge die Umsätze einbrechen.

2003 steigt der Finanzinvestor HMD ein und rettet Escada. 2006 wird Ley zum Rückzug bewegt. Hinter HMD steht der russische Investor Rustam Aksenenko. Auch der hat große Pläne für das Unternehmen, und die Sanierung Escadas geht ihm nicht schnell genug. Er setzt Leys Nachfolger ab und einen Vertrauensmann an die Spitze des Unternehmens. Doch auch dieser scheitert.

2008 steigt die Hamburger Unternehmerfamilie Herz (Tchibo) bei Escada ein und bringt den früheren Chef des Modekonzerns Boss, Bruno Sälzer, als Vorstandsvorsitzenden mit. Er gibt der etwas angestaubten Modemarke wieder neuen Glanz, will sie jünger und innovativer machen. Farbenfroh soll sie aber bleiben. Doch es gibt weit mehr zu tun, als die Kollektionen wieder frisch zu machen. Sälzer muss auch die Finanzen des Konzerns in Ordnung bringen. „Wenn jemand diese Marke voranbringen kann, dann ist das Sälzer“, sagte SdK-Vorstand Neumann optimistisch. Operativ habe er das Geschäft im Griff. Es komme dann nur noch darauf an, dass die Mode den Damen auch gefällt.

Mit der am Dienstag angekündigten Insolvenz hat sich die Lage allerdings grundsätzlich verändert.

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